DFB-Präsident Bernd Neuendorf am 16.11.2022 in Oman

Wahl zum FIFA-Präsidenten DFB verweigert Infantino Unterstützung

Stand: 16.11.2022 17:23 Uhr

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) geht einer direkten Konfrontation mit Gianni Infantino zwar aus dem Weg, wird den äußerst umstrittenen FIFA-Präsidenten auf dem Weg zu seiner Wiederwahl aber nicht unterstützen. Das DFB-Präsidium beschloss hinsichtlich der am Mittwoch (16.11.2022) endenden Frist, keinen Kandidaten für den Chefposten beim Weltverband zu nominieren.

Kurz vor dem WM-Start erneuerte der DFB seine Kritik am Weltverband, der vom Schweizer Infantino geführt wird. "Tatsache ist: Viele Verbände haben ihre Unterstützung für den amtierenden Präsidenten Gianni Infantino bereits signalisiert", wurde DFB-Präsident Bernd Neuendorf mit Blick auf den FIFA-Kongress am 16. März in Ruandas Hauptstadt Kigali zitiert. Am 16. November endete die Nominierungsfrist für den Posten des obersten FIFA-Vertreters.

Deutlicheres Bekenntnis für die Menschenrechte gewünscht

Mit der Entscheidung wolle man auch zum Ausdruck bringen, "dass wir uns seitens der FIFA ein deutlicheres Bekenntnis für die Menschenrechte sowie ein größeres Engagement in humanitären Fragen gewünscht hätten", teilte Neuendorf mit.

Der DFB erwarte transparente Entscheidungsprozesse in der FIFA und bleibe bei seinen Forderungen nach der Einrichtung eines Entschädigungsfonds für die Angehörigen der verstorbenen oder verletzten Arbeiter auf den WM-Baustellen in Katar. Weiter heißt es, dass der DFB nach wie vor für die Einrichtung eines "Migrant Working Center" in Katar eintritt.

Bis zur Wahl des neuen FIFA-Chefs im März will der DFB "den konstruktiven Dialog mit der FIFA zu diesen Punkten suchen und auf Fortschritte hinwirken. Er stellt sich damit seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung".

Infantino gilt als unschlagbar

Bei der Präsidentenwahl haben alle 211 Mitgliedsländer jeweils eine Stimme. Obwohl dem seit 2016 im Amt befindliche Infantino diverse Verfehlungen zur Last gelegt werden, gilt der Schweizer bei dem Votum als unschlagbar. Bisher gibt es keinen Gegenkandidaten für den Nachfolger von Joseph S. Blatter. Bereits 2019 war Infantino ohne einen Kontrahenten im Amt bestätigt worden.

Sollte der 52-Jährige erneut gewählt werden, würde er in seine letzte Amtszeit gehen. Mehr als zwölf Jahre an der FIFA-Spitze lässt die Satzung nicht zu. Da die Kontinentalverbände aus Südamerika, Asien, Afrika und Ozeanien bereits ihre Unterstützung für Infantino signalisiert haben, stehen hinter seiner Wiederwahl kaum Fragezeichen.

Präsident hat nach wie vor Strafverfahren vor sich

Infantino steht aufgrund einer stetig wachsenden Zahl von Skandalen und Kontroversen seit langer Zeit in der Kritik. In der Schweiz läuft nach wie vor ein Strafverfahren gegen den FIFA-Boss, der mittlerweile teilweise in Katar lebt.

Nach Ansicht Blatters ("Infantino ist ein unmöglicher Typ") werde das "seine Gründe" haben: "Doha würde ihn eher nicht ausliefern, wenn die Schweizer Justiz etwas gegen ihn in der Hand hat."

All das schert Infantinos Unterstützer wenig. Das hat vor allem finanzielle und strategische Gründe. Die kleinen Länder sind auf die Zuwendungen der FIFA angewiesen - für die Infantino sorgt. Und zahlreiche große Verbände brauchen jene kleine Länder, wenn sie ihre Chancen auf die Vergabe der WM 2030 intakt halten wollen.