
WM 2026 in den USA Menschenrechtsaktivistinnen sorgen sich um Sicherheit von Fans
Donald Trump regiert in den USA zunehmend autokratisch. Angesichts von illegalen Deportationen warnen Menschenrechtsorganisation: Für manche Menschen wäre ein WM-Besuch nicht sicher.
Das Versprechen von Gianni Infantino war so blumig, wie man es vom FIFA-Präsidenten inzwischen gewöhnt ist: "Wir werden die beste Show jemals auf diesem Planeten erschaffen", sagte Infantino, als er im März mit US-Präsident Donald Trump über die Fußball-WM 2026 spricht. Dafür sei es wichtig, "dass sich jeder, der nach Amerika reist, sicher und willkommen fühlt".
Die Realität sieht anders aus. In den ersten hundert Tagen seiner zweiten Amtszeit hat Trump die Einreisekontrollen an den Grenzen massiv verstärken lassen. Einzelne Touristinnen aus Kanada, Großbritannien oder Deutschland durften entweder nicht einreisen oder wurden sogar wochenlang in Haft genommen.
Worden: "Es könnte eine Katastrophe für die WM 2026 werden"
"Es ist keine einladende Atmosphäre für Fußball-Fans aus aller Welt", sagt Minky Worden von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch im Gespräch mit der Sportschau. "Fußball mag ein schönes Spiel sein, aber die Immigrationspolitik der Trump-Regierung ist sehr hässlich. Und das könnte eine Katastrophe für die WM 2026 werden." Denn die USA sind in einem Jahr der Haupt-Gastgeber für die erste WM mit 48 Mannschaften, Kanada und Mexiko sind als Co-Gastgeber mit dabei.
US-Regierung mit teils willkürlicher Politik gegenüber Immigraten
Worden verweist darauf, dass die US-Regierung hart und teils willkürlich gegen Menschen vorgeht, die gültige Aufenthaltsgenehmigungen besitzen oder schon lange im Land leben. Eine türkische Doktorandin mit Studenten-Visa wurde zum Beispiel auf offener Straße festgenommen und sitzt seitdem in Haft.
Ebenfalls im März wurden mehr als zweihundert Einwanderer unter Missachtung eines Gerichtsbeschlusses nach El Salvador deportiert. In einem Fall hat die US-Regierung vor Gericht sogar von einem Fehler gesprochen - Trump ignoriert jedoch einen Beschluss des Obersten Gerichts, eine Rückkehr des Mannes in die USA zu ermöglichen.
Worden: "FIFA sieht sich schweren menschenrechtlichen Risiken gegenüber"
Nach den Weltmeisterschaften in Russland und Katar stellt sich also erneut die Frage, ob die Menschenrechte im (Haupt-)Gastgeberland ausreichend geschützt werden. "Die WM in den USA, Kanada und Mexiko sollte eigentlich eine Wende sein, ein Zeichen, dass Weltmeisterschaften keine menschenrechtliche Horror-Shows sein werden", so Menschenrechtsaktivistin Worden. "Aber die Trump-Regierung und ihre bösartige Politik sorgen dafür, dass die FIFA sich erneut sehr schweren menschenrechtlichen Risiken gegenübersieht, und diese Risiken betreffen Frauen, Kinder, LGBT-Menschen, Fans und Spieler."
Minderheiten könnten in den USA während der WM gefährdet sein
Dabei gibt es für die WM 2026 eine Menschenrechtsvereinbarung, die die FIFA mit den Austragungsorten abgeschlossen hat. Darin werden Gruppen aufgezählt, die besonderen Schutz bedürfen, darunter Frauen, Angehörige von religiösen, sexuellen oder ethnischen Minderheiten, Menschen mit Behinderungen oder Immigranten. Aber für diese Menschen sei es nicht sicher, in die USA zu reisen, meint Worden. "Ich glaube, all diese Fans sollten Bedenken haben, Tickets für die WM im kommenden Jahr zu kaufen."
Ähnlich hatte sich bereits Lisa Salza von Amnesty International geäußert. "Diese Menschen können sich – zumindest, wenn wir den heutigen Maßstab nehmen – nicht sicher fühlen", sagte die Menschenrechts-Expertin im Deutschlandfunk. "Wenn wir all die Maßnahmen der US-Regierung sehen, müssen wir feststellen, dass beträchtliche Risiken bestehen für Fans, für Athleten, für Arbeiterinnen und Arbeiter und eben auch die lokale Bevölkerung. Und die FIFA macht zumindest bis jetzt keine Anstalten, die Einhaltung der Rahmenvereinbarung einzufordern."
Worden fordert FIFA-Präsident Infantino zum Handeln auf
Diesen Eindruck hat auch Minky Worden, trotz der wiederholten Aussagen von FIFA-Präsident Infantino, dass alle Fans bei der WM willkommen seien. "Alle Versicherungen, die die FIFA macht, stehen im Gegensatz zum aktuellen Vorgehen der US-Regierung", so die Aktivistin von Human Rights Watch. "Ein Weg für Gianni Infantino, dass sich alle willkommen fühlen, wäre, Druck auf seinen guten Freund Donald Trump auszuüben, damit der diese bösartige Anti-Menschenrechts-Politik aufhebt", fordert Worden.
Sie glaubt, dass die FIFA-Mitarbeiter in Zürich "panisch" auf die aktuellen Entwicklungen blicken, weil die Maßnahmen der US-Regierung den Erfolg des lukrativsten FIFA-Turniers gefährden könnten. "Wir sind an einer sehr interessanten Wegmarke, wo die Ambitionen der FIFA, eine große Menge Geld zu machen, auf die repressive Anti-Internationale-Besucher-Politik der Trump-Regierung stößt – und es wird spannend sein, wie sich das entwickelt."
Für den DFB ist es "noch zu früh", Fragen zu beantworten
Die Turniere in Russland und in Katar waren für die FIFA allerdings trotz der Diskussionen um die Menschenrechte finanziell ein großer Erfolg. Und im Moment lässt FIFA-Präsident Infantino wenig unversucht, um sich mit Trump gutzustellen. Ein Plädoyer für Menschenrechte würde nicht zu dieser Strategie passen.
Auch der Deutsche Fußball Bund hält sich aktuell noch zurück. Auf eine Anfrage der Sportschau, ob der DFB plant, eine menschenrechtliche Risikoanalyse für die WM durchzuführen oder ob DFB-Präsident Bernd Neuendorf die Menschenrechtslage in den USA beim nächsten Treffen des FIFA-Councils ansprechen wird, heißt es von Seiten des DFB nur: Die Deutsche Nationalmannschaft sei noch nicht in die WM-Qualifikation gestartet und es stehe noch nicht fest, ob die Nationalmannschaft in den USA spielen werden. Deshalb sei es zu früh, die Fragen detailliert zu beantworten.