Yann Sommer wurde nach dem Sieg gegen den FC Barcelona gefeiert.

Rückspiel-Kracher gegen Barca Sommer wird Inters Held im Champions-League-Spektakel

Stand: 07.05.2025 01:00 Uhr

Inter Mailand hat sich von Barcelonas Ausnahmespielern nicht beeindrucken lassen und ist mit einem erneut hochspannenden Spiel ins Finale der Champions League eingezogen. Die Italiener setzten sich nach dem 3:3-Spektakel im Hinspiel am Dienstag im Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand mit 4:3 (2:0; 1:3) nach Verlängerung durch. Yann Sommer hielt den Sieg der Lombarden fest und wurde zum "Man of the Match" gewählt.

"Es war einmal mehr ein unglaubliches Spiel. Wir waren gefühlt schon draußen. Und dann sieht man, was das San Siro ist. Unglaublich", sagte Sommer nach einem großen Fußballabend bei "AmazonPrime". Nach Vorbereitung des erneut enorm auffälligen Denzel Dumfries hatte Inter-Kapitän Lautaro Martinez die Gastgeber in Führung (21.) gebracht, der frühere Bundesligaspieler Hakan Calhanoglu erhöhte per Foulelfmeter (45.+1).

Nach dem Seitenwechsel meldeten sich die Gäste eindrucksvoll zurück: Erst schaffte Eric Garcia den Anschluss (54.), Dani Olmo bewerkstelligte den Ausgleich (60.). Dann schlug Raphinha für Barca zu und brachte die Mannschaft von Hansi Flick in Front. Als die Mailänder Fans fast schon die Niederlage betrauerten, beförderte Franceso Acerbi die Italiener in die Verlängerung (90.+3).

Dort schoss der spät eingewechselte Davide Frattesi "Internazionale" ins Finale (99.). "Was ist da passiert? Ich weiß es nicht. Ich habe so laut gejubelt, dass sich mein Kopf gedreht hat", sagte der Siegtorschütze. Und sein Trainer Simone Inzaghi meinte: "Eine Runde Applaus an meine Spieler, die zwei monströse Leistungen gezeigt haben. Ich bin so glücklich, ihr Trainer zu sein."

Favoritenlage unklar

Das dramatische und hochklassige Hinspiel hatte vor der finalen Partie für den Einzug ins Finale Raum für viele Spekulationen gelassen: Würde der FC Barcelona diesmal seine spielerische Überlegenheit in deutlich mehr Tore ummünzen? Oder würde das Team von Simone Inzaghi angefeuert von seinen frenetischen Fans den Zauber der Katalanen zunichte machen?

Die Antworten: "nein" und "ja". Denn Inzaghi stellte sein Team mit dem zurückgekehrten Lautaro Martinez perfekt auf die dribbelstarken Spanier ein. Besonders Federico Dimarco hinderte Jungstar Lamine Yamal oft daran, seine enorme Fähigkeiten auf den Rasen bringen. Auch der im Hinspiel so starke Raphinha strahlte auf Barcelonas Seite selten Gefahr aus.

Inter mit deutlich mehr Inititative

Gleichzeitig taten die Mailänder von Beginn an mehr fürs Spiel und erwiderten das hohe Pressing der Spanier, bei denen Robert Lewandowski nach Verletzungspause immerhin wieder auf der Bank saß. Torwart-Rückkehrer Marc-André ter Stegen war für die Champions-League-Partie noch nicht gemeldet. Für ihn hütete erneut der reaktivierte Pole Wojciech Szczesny den Barca-Kasten.

Und Szczesny bewies schnell seine Klasse: Nicolo Barella prüfte den Keeper Mitte der ersten Hälfte, der souverän den Schuss aus halbrechter Position parierte. Aber wenig später war der erfahrene Tormann machtlos: Dimarco luchste Dani Olmo im Mittelfeld den Ball ab und bediente mit einem intelligenten Pässchen Hinspiel-Doppeltorschütze Denzel Dumfries. Er sah den mitgelaufenen Martinez, der den Ball unhaltbar für Szczesny ins Tor schob.

Barca ohne gute Ideen

Barcelona wirkte gegen die selbstbewussten Italiener zunehmend ratlos. Inter rückte früher nach vorne, hatte mehr Spielanteile und erhöhte sogar noch vor der Pause: Lautaro ging bei einem Vorstoß auf Szczesny zu, wurde aber von Pau Cubarsi erfolgreich im Strafraum getackelt. Aber auch regelwidrig: Nach VAR-Prüfung entschied der polnische Unparteiische Szymon Marciniak auf Strafstoß. Calhanoglu ließ sich die Chance nicht nehmen und verwandelte wuchtig und platziert unten links.

Sechs Minuten genügen Barca für den Ausgleich

Nach dem Seitenwechsel kam Inter wieder besser ins Spiel, aber ein Kopfballtreffer von Francesco Acerbi wurde wegen Abseits nicht gegeben. Danach aber dauerte es nicht lange, bis Inter-Keeper Yann Sommer den Ball zweimal aus seinem eigenen Tor kramen musste: Zuerst nahm Eric Garcia rechts im hinteren Strafraum eine Flanke von links von Gerard Martin direkt mit der rechten Innenseite ab und zirkelte den Ball passgenau ins Tor der Hausherren.

Sommer parierte bei einem 3-gegen-2-Konter bärenstark gegen Garcia, der den Ball freistehend genau auf den Tormann schob. Aber als Martin noch einmal aus der halblinken Position auf den zweiten Pfotsen flankte, war Olmo perfekt eingelaufen und stellte per Flugkopfball auf Remis.

Tifosi befürchten Elfmeter

Inter schwanden zunehmend die Kräfte und die Gäste drückten: Als Mchitarjan Yamal legte, befürchteten die Tifosi, in Rückstand zu geraten: Doch der VAR sah den Beginn der Aktion, die zum Foul führte, außerhalb des Strafraums. Den folgenden Freistoß ließ die Startruppe aus Katalonien ungenutzt.

Zwischen der 71. und 79. Minute mussten Dimarco, Lautaro, der deutsche Neu-Nationalspieler Yann Bisseck, Calhanoglu und Henrich Mchitarjan vom Platz. Zuerst sah es danach aus, als würden die Wechsel das zunehmend träger wirkende Spiel der Italiener wiederbeleben. Aber dann brachte Raphinha den Ball aus halblinker Position mit zwei Versuchen im Tor unter. Barca wähnte sich im Finale. Aber nur fünf Minuten lang.

Acerbi nutzt Dumfries-Vorlage

Denn nachdem Yamal nach seinen beiden Lattentreffern im Hinspiel erneut nur den rechten Pfosten traf (90.+3), witterten die Mailänder "Morgenluft": Marcus Thuram setzte seinen wuchtigen Körper ein, der Ball landete bei Dumfries, dessen Hereingabe ein gefundenes Fressen für Acerbi war. Seine Direktabnahme aus kurzer Distanz schlug unter der Latte ein, wie schon im Hinspiel stand es nach 90 Minuten 3:3.

Inter bejubelt die Führung

Im einsetzenden Regen in der Lombardei schien sich das Blatt erneut in Richtung der Hausherren zu wenden. Wieder war es Thuram, der sich rechts stark durchsetzte, der Ball landete via Mehdi Taremi bei Davide Frattesi: Barcas Abwehrspieler blieben zu zaghaft, Frattesi sah die Lücke und zirkelte den Ball links unten ins Tor. Das Giuseppe-Meazza-Stadion stand Kopf.

Lewandowski vergibt Kopfball-Chance

Hansi Flick hatte Lewandowski erst kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit gebracht. Seine erste Großchance ließ der frühere Bundesliga-Torschützenkönig liegen: Nach Hereingabe von Yamal, der mit seinem 17 Jahren auch noch nach gut 100 Spielminuten auf der rechten Seite fulminant antrat, stieg "Lewa" zum Kopfball hoch, setzte den Ball aber über die Latte.

Yann Sommer hält den Sieg der Italiener fest

Und dann hielt Sommer den Sieg fest: Yamal nahm von der halbrechten Seite aus Maß, schnibbelte den Ball, aber Keeper, der lange im Gladbacher und kurz im Bayern-Tor stand, lenkte den Schuss um den Pfosten (115.). Auch zwei Minuten später war der Schweizer Keeper Sieger gegen den Jungstar der Katalanen. "Wir sind alle enttäuscht, wir haben so viel investiert - aber ich bin stolz auf mein Team", sagte Flick und versprach: "Wir kommen zurück und werden versuchen, nächste Saison den Titel zu holen."

Sommer erklärte bei "AmazonPrime" die Energieleistung mit der Mentalität seiner Mannschaft: "Da ist ein Riesenglaube in diesem Team. Wenn man die Chance hat, in ein Finale einzuziehen, gibt jeder alles." Am Mittwoch wird im Rückspiel zwischen Paris St. Germain und dem FC Arsenal ermittelt. Die Franzosen hatten das Hinspiel mit 1:0 für sich entschieden. Das Finale wird am 31. Mai in München ausgetragen.