Trainer Alfred Gislason in der Auszeit mit Marko Grgic und Julian Köster

EM-Qualifikation gegen die Schweiz Arrivierte Kräfte und neue Gesichter - Gislason scoutet wieder

Stand: 06.05.2025 15:03 Uhr

In Abwesenheit einiger geschonter Leistungsträger dürfen sich deutsche Handballfans gegen die Schweiz (07.05.25) auf gleich mehrere neue Gesichter freuen. An der Seite von Andi Wolff und Co. sollen drei Debütanten dem DHB-Team zum Gruppensieg verhelfen.

Von Julie Bärthel

Durch den Sieg gegen Österreich gehört Deutschland bereits zu den besten vier Tabellendritten der acht Qualifikationsgruppen und kann damit für die EM-Endrunde 2026 planen. Zeit für Experimente ist trotzdem nicht, denn Platz eins, so Bundestrainer Alfred Gislason, sei schließlich "wichtig" mit Blick auf die Setzliste für die Auslosung, die am 15. Mai im dänischen Herning stattfindet.

Zeit für das Sichten von potenziellen Nationalspielern hat der Isländer hingegen schon. Auch weil wichtige Spieler, wie Lukas Mertens oder Jannik Kohlbacher eine Pause im vollen Handball-Kalender bekommen sollen. So könnten gleich drei Spieler gegen die Schweiz (ab 18.50 Uhr im Livestream und im Ticker auf sportschau.de) ihr Debüt im A-Team feiern, daneben sind mit Tim Freihöfer (Füchse Berlin), Tim Nothdurft (Rhein-Neckar Löwen) und Miro Schluroff (VfL Gummersbach) drei noch recht "frische" Gesichter dabei.

Als Zweitliga-Spieler in die Nationalmannschaft

Eins haben die drei Youngster alle gemeinsam, sie blicken auf eine äußerst erfolgreiche Jugend und Juniorenzeit beim Deutschen Handballbund zurück. Mittlerweile stehen sieben U21-Weltmeister von 2023 im Team des Bundestrainers. Mit dem jungen Kreisläufer Aron Seesing kommt nun noch ein U19-Europameister (2021) dazu. Eine große Überraschung war die Nominierung nicht, denn der BHC-Profi stand bereits in den erweiterten 35er-Kadern für die WM 2025 und Olympia 2024 - und das als Zweitliga-Spieler.

 Partylaune nach dem Aufstieg bei Elias Scholtes Bergischer HC 4 und Aron Seesing BHC 49

Partylaune nach dem Aufstieg bei Elias Scholtes (r.) und Aron Seesing (l.)

Trotzdem müsste der 22-Jährige vom Bergischen HC mit einer Menge Selbstvertrauen und vor allem einer Menge Glücksgefühlen anreisen. Ende April feierte der Kreisläufer mit seinem Team den Aufstieg in die Bundesliga und daran hatte der Neu-Nationalspieler einen erheblichen Anteil. Mit 107 Toren und einer Trefferquote von über 75 Prozent ist der Rechtshänder zweitbester Kreisläufer der Liga und drittbester Torschütze seines Teams. Diese Statistiken haben wohl auch den Bundestrainer schlussendlich von einer Nominierung überzeugt.

Matthes Langhoff jubelt nach dem Sieg gegen Aalborg

Matthes Langhoff jubelt nach dem Sieg gegen Aalborg

Über eine ebenfalls bärenstarke Saison empfahl sich Matthes Langhoff für die A-Nationalmannschaft. Der Rückraumspieler steht mit den Füchsen Berlin nicht nur auf dem ersten Platz in der Bundesliga, sondern qualifizierte sich auch für das Final Four in der Champions League. Gegen das dänische Top-Team Aalborg Håndbold traf der 23-Jährige zwar "lediglich" einmal, hatte aber vor allem in der Defensive großen Anteil am Erfolg.

David Späth - "Je mehr nachrücken, desto mehr Spaß macht es"

Sportschau, 06.05.2025 15:38 Uhr

Defensiv-Qualitäten von Langhoff könnten DHB-Team helfen

Auf der wichtigen Halbposition deckt der gebürtige Neu-Brandenburger Woche für Woche gegen die stärksten Rückraumrechten der Welt. Im Viertelfinale der Champions League hielt der Abwehrspezialist Mads Hoxer Hangaard in Schach, im Bundesliga-Topspiel machte er Nationalmannschaftskollege Renārs Uščins das Leben schwer. Im Team von Gislason könnte er vor allem die "reinen" Angriffsspieler, wie Nils Lichtlein oder Franz Semper, in der Abwehr ersetzen und den arrivierten Defensivkräften mehr Pausen verschaffen.

Mathis Häseler (r.) im Zweikampf mit Nationalmannschaftskollege Andi Wolff

Mathis Häseler (r.) im Zweikampf mit Nationalmannschaftskollege Andi Wolff

Auf keiner Position im Team war in den letzten Jahren so viel Bewegung wie auf den Außen. Musche, Mertens, Groetzki, Dahmke, um nur einige Namen von den letzten Großevents zu nennen. Mittlerweile haben sich Timo Kastening, nach kleinem Formtief, und Lukas Zerbe auf der Rechtsaußen-Position etabliert, nun ergänzt Mathis Häseler das erfahrene Duo.

Für Häseler geht ein Traum in Erfüllung

Der Linkshänder gehört ebenfalls zur Riege der U21-Weltmeister von 2023 und spielt im Oberbergischen an der Seite von Nationalspieler Julian Köster. Der 22-Jährige steht mit dem VfL Gummersbach nach 27 Spieltagen auf dem neunten Platz und hat durch drei Niederlagen in den letzten fünf Spielen die internationalen Ränge aus den Augen verloren. Trotzdem konnte der Rechtsaußen den Bundestrainer mit seinen Leistungen auf sich aufmerksam machen.

"Ich freue mich riesig, dass ich die Chance bekomme dabei zu sein. Es wird ein Traum für mich wahr", erklärte der in Lünen geborene Handballer. Von den Debütanten sind die Aussichtschancen vom Gummersbacher auf einen festen Kaderplatz, auch im Hinblick auf die EM 2026 sicherlich am Geringsten. Dafür ist das Duo Kastening/Zerbe einfach zu erfahren, um auf diese Stärke verzichten zu können.

Trotz Personalrotation erwartet beim DHB keiner einen Selbstläufer gegen die zuletzt deutlich erstarkten Schweizer um Nationaltrainer Andy Schmid, obwohl Deutschland das Hinspiel im November deutlich mit 35:26 gewinnen konnte.

Den Abschluss der EM-Qualifikation bildet für das DHB-Team die Partie am Sonntag gegen die Türkei in Stuttgart (11.05.25, Livestream ab 17.50 Uhr auf sporschau.de).