
Champions-League-Halbfinale PSG-Verteidiger Pacho - Anker im Kraftzentrum
Willian Pacho ist bei Paris St. Germain auf Anhieb zur wichtigen Stütze gereift. Der Neuzugang von Eintracht Frankfurt ist unumstrittene Stammkraft. Auf ihn wird es auch im Halbfinal-Rückspiel der Champions-League gegen den FC Arsenal ankommen.
Es war schon bezeichnend, welche beiden Protagonisten sich nach Schlusspfiff des Halbfinalhinspiels zwischen dem FC Arsenal und Paris St. Germain (0:1) in die Arme fielen. Marquinhos, die Nummer fünf bei PSG, und Willan Pacho, mit der Rückennummer 51 ausgestattet, bildeten nicht nur in diesem Moment eine kompakte Einheit, die beim Auswärtssieg in London bestens harmonierte.
Der französische Meister hatte in punkto Defensivarbeit am vergangenen Dienstag (29.04.2025) sein Meisterstück abgeliefert. Der Erfolg im ersten Champions-League-Halbfinale eröffnet für das Rückspiel im Prinzenpark (Mittwoch, ab 21 Uhr im Live-Ticker) alle Optionen aufs Finale am 31. Mai in München.
Die ideale Ergänzung für Kapitän Marquinhos
Wer das vergebliche Anrennen der "Gunners" nur auf die Prachtparaden des italienischen Weltklassetorhüters Gianluigi Donnarumma zurückführte, der hatte im Kraftzentrum der Verteidigung das südamerikanische Duo übersehen. Der Brasilianer Marquinhos, 30, und der Ecuadorianer Pacho, 23, ergänzen sich bestens.
Marquinhos, 1,83 Meter groß, war lange defensiver Mittelfeldspieler, wird aber inzwischen in der Abwehr eingesetzt. Der Rechtsfuß ist der verlängerte Arm des spanischen Trainers Luis Enrique, der ihn mit der Kapitänsbinde betraute. Wer weiß besser als der seit 2013 in Paris spielende Haudegen, dass frühere Pariser Besetzungen nie die richtige Balance zwischen Abwehr und Angriff aufbrachten.

Eine Einheit: Die Verteidiger Marquinhos und Willian Pacho
Bundesliga nur Durchgangsstation
Das hat sich auch durch den neuen Anker Pacho verändert. Der zweite Stammverteidiger misst 1,87 Meter und ist Linksfuß. Die imposante Erscheinung kam zu Saisonbeginn von Eintracht Frankfurt, wo Pacho mit Riesenschritten in nur einer Saison vom Hoffnungsträger zum Verkaufskandidaten reifte.
2023 noch für rund elf Millionen Euro von Spürnase und Sportvorstand Markus Krösche von Royal Antwerpen verpflichtet, zog der ambitionierte Abwehrspieler für 40 Millionen Euro Sockelablöse bereits 2024 nach Frankreich weiter. Deutschland war letztlich nur eine Durchgangsstation.
Aus Ecuador zuerst nach Antwerpen
"Er ist ein außergewöhnlicher Verteidiger, dessen schnelle Entwicklung für uns keine Überraschung ist. Natürlich hätten wir ihn als Spieler und als Typ gerne weiterhin in unserer Mannschaft gehabt. Aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für uns und die sportliche Perspektive für ihn sprechen für diesen Wechsel", sagte Krösche damals.
Antwerpen hatte sich eine Beteiligung von 15 Prozent des Ablösegewinns zugesichert. Weil sie das Entwicklungspotenzial dieses kopfball- und zweikampfstarken Defensivspezialisten erkannten, der in der ecuadorianischen Provinz Esmeraldas aufwuchs. Pacho verließ mit 13 Jahren sein Elternhaus, um in die Fußballschule von Independiente del Valle, einer der besten südamerikanischen Fußballakademien, in die Hauptstadt Quito zu ziehen.
Der frühe Tod seiner Mutter machte ihm zu schaffen
"Die Struktur und die Art, wie sie uns behandelten, haben mir sehr geholfen. Am schwierigsten war es für mich, von meiner Familie wegzukommen", sagte er dem ecuadorianischen Sender "GolTV". Genau an dem Tag, als er im November 2019 sein Profidebüt für den Klub gab, verstarb seine Mutter an Brustkrebs. Davon erfuhr der damals 18-Jährige aber erst nach der Partie.
Als er die U20-Copa-Libertadores, das wichtigste südamerikanische Jugendturnier, mit Independiente gewann, ließ er T-Shirts mit einem Bild seiner Mutter drucken. Darauf die Aufschrift: "Du bist meine Kriegerin."
"Meine Mutter hat mich immer sehr unterstützt. Sie war immer für mich da, als ich noch Schüler war. Sie hat sehr darauf geachtet, dass ich lerne, meine Ziele zu erreichen", erzählte Pacho im Februar 2024 dem "Eintracht Magazin". Dort verriet er auch, dass sie eigentlich wollte, "dass ich Seemann werde - aber wir wollten nur Fußball spielen den ganzen Tag."
Umstellung ohne die Familie anfangs schwierig
Die Erfahrungen in jungen Jahren haben ihm geholfen, als Profi früh zu reifen. Bei der Eintracht lernten sie seinen Fleiß und seinen Fokus, seinen Lernwillen und seine Charakterstärke schätzen. Da war einer, der mit einer Bärenruhe auf dem Platz seinen Job verrichtete - und nebenbei noch viel dafür tat, besser zu werden. Dass sich Pacho in Antwerpen schon an europäische Gepflogenheiten angepasst hatte, half natürlich.
Die Umstellung, gestand er, sei auf seiner ersten Station anfangs "sehr schwierig" gewesen: "Es war hart für mich, ohne meine Familie und das gewohnte Essen." Was er allerdings genießen konnte: "Die Freiheit zu haben, überall hingehen zu können, wo man hinmöchte. Das können wir in unserer Heimat nicht."
Die Spielweise unter Luis Enrique kommt ihm entgegen
In Paris scheint ihm vor allem die Spielweise von Enrique entgegenzukommen. Pacho ist keiner, der mit langen Schlägen die Vorderleute bedient. Der gepflegte Spielaufbau gefällt ihm besser. Seine Passquote liegt in der Königsklasse bei famosen 93,8 Prozent, mehr als sieben Ballgewinne verzeichnet er pro Begegnung, bei 33,8 km/h liegt sein Topspeed. In 27 Spielen der Ligue 1 und 15 Partien der Champions League stand er auf dem Platz.
So einer ist unumstrittene Stammkraft. Bei seinem heutigen Arbeitgeber sind sich alle einig: Diese Investition war für PSG ausnahmsweise mal jeden Cent wert. Paris und Pacho - das passt.