Alexander Straus auf der Pressekonferenz im Anschluss an das Pokalfinale der Frauen in Köln
analyse

Trainer auf Abschiedstour Alexander Straus und Thomas Horsch - mehr als nur ein emotionales Erbe

Stand: 01.05.2025 21:57 Uhr

Das DFB-Pokalfinale der Frauen war für die Trainer von Bayern München und Werder Bremen zugleich die Abschiedsvorstellung von der großen Bühne. Einer wird in Köln besonders gefühlsduselig.

Von Frank Hellmann, Köln

So ward der Trainer des FC Bayern noch nie gesehen. Draußen warf die Abendsonne bereits die letzten Strahlen auf die Vorwiesen des Kölner Stadions, als Alexander Straus sich drinnen noch einen besonderen Auftritt gönnte. Der Norweger hatte sich eine ulkige rot-weiß-rote Mütze übergestülpt, die Siegermedaille baumelte neben einem Schal um seinen Hals, und natürlich trug er auch das Shirt mit der Aufschrift "Doublesiegerinnen" in goldenen Versalien.

Damit aber nicht genug, griff sich der 49-Jährige erst einmal eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, ehe er sich nach dem gewonnenen DFB-Pokalfinale aufs Podium der Pressekonferenz setzte. Am Tag der Arbeit war nach dem 4:2 (2:1) gegen Werder Bremen die ganze Last von einem Fußballlehrer abgefallen, der sichtlich mit seinen Gefühlen kämpfte, weil er demnächst bei Angel City FC in den USA seinen Job verrichtet.

Gemeinschaft des Doublesiegers ist intakt

Zuvor hatte er bereits gesagt: "Ich bin fertig. Ich bin sehr stolz, ich bin sehr emotional." Nun spannte einer mit einem glückseligen Blick noch einmal den ganz großen Bogen über seine dreijährige Amtszeit: "Du wirst immer mit dem Logo und dem Anspruch dieses Vereins konfrontiert. Deswegen fühle ich mich gerade gut." Er hinterlässt ein bestelltes Feld, weil eine intakte Gemeinschaft sich zumindest auf nationaler Ebene keine Blöße gab.

Straus selbst wollte noch mal erwähnt haben, dass beim deutlichen Champions-League-Ausscheiden gegen Olympique Lyon (0:2, 1:4) zum einen "der Mut", zum anderen aber auch Stützen wie Kapitänin Glodis Viggosdottir oder Georgia Stanway gefehlt hätten – und Stareinkauf Lena Oberdorf habe bis heute noch kein einziges Spiel mitgemacht.

Weitere Investitionen auf dem Campus

Mit voller Besetzung, da ist sich der Fußballlehrer sicher, werde dieses Star-Ensemble auch auf internationaler Bühne mehr holen. Es könnte sein, dass dieser Auftrag an den Spanier José Barcala ergeht, der bislang als Trainer bei Servette Genf arbeitet. Wie sagte bereits Präsident Herbert Hainer: "Der nächste Schritt muss sein, in Europa ganz vorne reinzukommen."

Direktorin Bianca Rech kündigte in der ARD eine zeitnahe Entscheidung in der Trainerfrage an. Die ehemalige Nationalspielerin sprach von einem "historischen Moment für uns und besonderen Moment für den Verein". Sportlich und wirtschaftlich haben sich die Bayern an die Spitze des deutschen Frauenfußballs gesetzt.

Die Bereitschaft zu weiteren Investitionen auf dem Campus ist gegeben, um in der Champions League mal weiter als nur bis Viertel- oder Halbfinale zu kommen. Rech: "Wir wollen uns grundsätzlich weiterentwickeln." Als nächster Neuzugang nach Barbara Dunst von Eintracht Frankfurt ist Vanessa Gilles im Gespräch, die derzeit von Angel City FC an Bayern-Bezwinger Lyon ausgeliehen ist.

So erfolgreich wie nie seit Gründung der Frauenabteilung

Supercup, Meisterschaft und Pokal gewann der Klub seit Gründung seiner Frauenabteilung 1970 noch nie. In einem würdigen Rahmen vor 45.164 Zuschauern im zum dritten Male ausverkauften Kölner Stadion hatten die überragenden Dreierpackerin Lea Schüller (6., 65. und 79. Minute) sowie Carolin Simon (30.) bei Gegentreffern von Rieke Dieckmann (45.+2) und Larissa Mühlhaus (90.+4) das unterhaltsame Finale entschieden.

Auch Matchwinnerin Schüller erinnerte daran, welch großen Anteil doch der Trainer habe: "Alex hat ein ganz neues System eingeführt. Auch ich habe viel von ihm gelernt. Schade, dass er geht." Und mit einem Schmunzeln fügte die 27-Jährige an: "Nach der Meisterschaft waren wir noch Profi genug, uns nicht abzuschießen. Heute sieht das anders aus!" Partybefehl in der Feier-Hochburg am Rhein, nachdem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die begehrte Trophäe überreicht hatte. Endlich mal jemand anders als der ewige Seriensieger vom VfL Wolfsburg, der zehn Cup-Triumphe in Serie aneinandergereiht hatte.

Schüller nach Double-Sieg - "Heute wird gefeiert"

Sportschau, 01.05.2025 19:26 Uhr

Der SV Werder tut viel für die Stimmung

Gerade was die Stimmung anging, darf sich der SV Werder als heimlicher Gewinner der diesjährigen Auflage fühlen. "Das Stadion war in grün-weißer Hand", konstatierte Trainer Thomas Horsch, der trotz aller Enttäuschung schnell die Fassung wiederfand. Tatsächlich trugen die erstmals auf dieser Bühne spielenden Bremerinnen zum vielleicht besten Ambiente bei, das Köln seit Vergabe dieses Events 2010 erlebt hat. Es sei kein "Eventpublikum" mehr da, sondern "Fußballfans", die sich aus den Traditionsvereinen eben vermehrt auch den Frauen zuwenden würden.

Bremens Trainer Horsch - "Mehr stolz als traurig"

Sportschau, 01.05.2025 20:07 Uhr

"Natürlich bin ich ein bisschen traurig, weil wir verloren haben, aber es überwiegt der Stolz bei dieser Kulisse. Wir wissen, dass die bessere Mannschaft gewonnen hat", gestand Horsch. Der ehemalige Amateurtorwart, DFB-Stützpunktkoordinator und Co-Trainer der Männer-Profis unter Florian Kohfeldt hatte im April 2021 bei den Werder-Frauen angeheuert.

Die Widerstandsfähigkeit zu schärfen, war einer seiner Hauptanliegen am Osterdeich. Fürs Trainingslager gingen die Bremerinnen lieber in einen Fliegerhorst als in ein Fünf-Sterne-Hotel, erklärte Horsch, der sich nun vor einem Millionenpublikum bei der ARD-Übertragung bestätigt sah: "Wir geraten gegen einen übermächtigen Gegner früh in Rückstand, aber wir fallen nicht auseinander."

Das Finale zwischen Bayern München und Werder Bremen - die Zusammenfassung

Florian Kurz, Sportschau

Thomas Horsch verrät sein Ziel noch nicht

Auch für ihn war "die richtig geile Pokalreise" ein schöner Abschluss. Der 57-Jährige hört aus freien Stücken auf. Sein Ziel wollte er nicht verraten, wohl aber betont haben: "Die Medaille bekommt einen Ehrenplatz, weil sie einfach für die Entwicklung steht, die der Frauenfußball in Bremen gemacht hat." Seine Nachfolgerin Friederike "Fritzy" Kromp, von Eintracht Frankfurt II verpflichtet, hat eine Basis, auf die aufgebaut werden kann.

Am Freitag folgt der Senatsempfang im Rathaus mitsamt Eintrag ins Goldene Buch der Hansestadt. Sport-Geschäftsführer Clemens Fritz wertete das Finale als "ein absolutes Highlight und das i-Tüpfelchen unserer Entwicklung." Nun wolle man die Strukturen noch weiter professionalisieren, ein Mädcheninternat schaffen – und den Frauen künftig zwei Highlight-Spiele im Weserstadion pro Saison bieten. In der bald auf 14 Teams aufgestockten Bundesliga solle sich der SVW in absehbarer Zeit "in der oberen Tabellenhälfte etablieren". Ein Selbstläufer wird das allerdings mitnichten. So hat Aufsteiger Union Berlin mit Sophie Weidauer eine Leistungsträgerin des tapferen Pokalfinalisten verpflichtet.