
Erweiterung der Frauen-Bundesliga Union, HSV und Nürnberg - eine Liga im Umbruch
Wenn die Bundesliga der Frauen am 6. September in die Saison 2025/26 startet, wird sie durch die Erweiterung auf 14 Teams kräftig durchgewirbelt worden sein.
Die Liga wird von zwölf auf 14 Klubs erweitert, während der Traditionsverein Turbine Potsdam erneut in die 2. Bundesliga absteigt, kommen mit dem 1. FC Nürnberg, Union Berlin und dem HSV drei Lizenzvereine hinzu. Zudem gibt es viele Trainerinnen- und Trainerwechsel und steigende Konkurrenz um Spielerinnen.
Verband und Vereine erhoffen sich durch die Erweiterung eine neue Dynamik für die 1. Bundesliga, unabhängig davon, wie der EM-Sommer aus deutscher Sicht verläuft. Die Rechnung scheint einfach: Zwei weitere Klubs in der Liga bedeuten mehr Spieltage, die sich vermarkten lassen und ein Spielrhythmus mit weniger Unterbrechungen im Kalender für die nicht international spielenden Vereine. Durch die nach oben drängenden Lizenzvereine mit ihren Fanszenen soll es auch in den Stadien und beim Fernsehpublikum weiteres Wachstum geben.
Aufbruchsstimmung bei Union Berlin
Die aufgestiegenen Teams wecken unterschiedlich viel Interesse: Union Berlin zog bereits mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga in das Stadion An der Alten Försterei um und hat eine richtige Aufbruchsstimmung erzeugen können: 6.100 Menschen kamen bisher im Durchschnitt zu den Spielen dieser Saison. Kein Erstliga-Verein hat einen besseren Schnitt, trotz der sogenannten Highlightspiele, bei denen jeweils einmalig mehrere Zehntausend zu einer Partie gingen.
In Nürnberg und Hamburg kamen in der 2. Bundesliga durchschnittlich nur ein paar Hundert Menschen zu den Spielen, die auf kleinen Anlagen stattfanden. Nach dem Aufstieg ziehen voraussichtlich beide wegen der Lizenzauflagen in die großen Arenen um, für den HSV steht das bereits fest, in Nürnberg werden zurzeit auch noch andere Lösungen erwogen. Nach dem vergangenen Aufstieg erreichte der FCN im Max-Morlock-Stadion einen Schnitt von 1.947 Zuschauenden und rangierte damit im unteren Mittelfeld der Liga.
Problem Durchlässigkeit zur 2. Bundesliga
Ein Gegenargument zur Erweiterung ist das Leistungsgefälle. Schaut man auf die Abschluss-Tabellen der vergangenen Jahre, hatten vor allem die Tabellenletzten jahrelang keine echte Chance auf den Klassenerhalt. Außerdem gab es seit 2006/07 keine Saison mehr, in der sich beide Aufstiegsteams in der Bundesliga halten konnten. Beobachten lässt sich in dieser Zeit auch die Verdrängung der Klubs ohne Anbindung an einen Lizenzverein, zu neuen Saison ist die SGS Essen der vorerst letzte verbleibende Erstligaklub dieser Art.
Noch mehr Lizenzvereine drängen nach oben
Aus den unteren Ligen drängen weitere große Vereine nach oben: Der BVB steigt in die Regionalliga West auf, Mainz 05 und der VfB Stuttgart klopfen schon jetzt an die Tür zur 2. Liga. Die Strategien sind verschieden: Einige Klubs setzen auf den eigenen Nachwuchs, andere holen Spielerinnen aus höheren Ligen.
Die Budgetplanung hängt dabei maßgeblich vom übergeordneten Verein ab. Wie unterschiedlich hier die Prioritäten sind, lässt sich an den Bundesliga-Aufsteigern Union und Nürnberg ablesen. Bei Union Berlin wurde "die Professionalisierung des Frauenfußballs" geplant, wie Trainerin Ailien Poese im Interview mit "T-Online" erzählte.
Anders klingt das in Nürnberg. Nürnbergs Sportlicher Leiter Osman Cankaya sagte dem BR, sein Team habe von den drei aufsteigenden Vereinen das niedrigste Budget gehabt, in der ersten Liga wird es für die Nürnbergerinnen vermutlich wieder nur um den Klassenerhalt gehen.
Wachsende Konkurrenz um Spielerinnen
Viele offiziell kommunizierte Neuzugänge gibt es bei den drei Vereinen noch nicht. Den Nürnbergerinnen schließt sich die 23-jährige Sanja Homann vom Zweitligisten SC Sand an. Union machte mit der Verpflichtung von Eileen Campbell vom SC Freiburg auf sich aufmerksam. Die 24-jährige Österreicherin hat bereits Erstligaerfahrung.

Eileen Campbell beim DFB-Pokal-Achtelfinale zwischen Freiburg und Bayern
Abgesehen von Turbine Potsdam steht Freiburg zusammen mit Wolfsburg und Leipzig der größte Umbruch bevor, aber auch in Frankfurt, Hoffenheim und Köln verabschiedeten sich mehrere Stammspielerinnen. Es gibt eine neue Dynamik auf dem Transfermarkt, weil immer mehr Vereine um denselben Pool an Spielerinnen konkurrieren.
Das kann verschiedene Effekte haben: steigende Gehälter, eine noch jüngere Liga und Verbesserung von Nachwuchsarbeit, mehr Transfers von internationalen Spielerinnen. Ähnliche Diskussionen gibt es gerade in den USA bezüglich der Erweiterung der NWSL, die sich offensiv als sportlich ausgeglichenste Liga der Welt vermarktet.