Raphinha und Lamine Yamal jubeln zusammen.

Vierte Clasico-Pleite für Real Barca nach Spektakel kurz vor dem spanischen Triple

Stand: 11.05.2025 18:18 Uhr

Liga-Hinspiel, Supercup, Pokalfinale - und jetzt auch das Rückspiel in La Liga. Der FC Barcelona hat Real Madrid beim 4:3 (4:2)-Spektakel die nächste Niederlage zugefügt und wird wohl den dritten nationalen Titel der Saison feiern. Die Katalanen thronen drei Spieltage vor Schluss mit sieben Punkten vor dem Erzrivalen an der Tabellenspitze.

Unmittelbar vor dem Clasico hatten die Madrilenen das nächste Kapitel ihrer seit langem andauernden Tiraden gegen die spanischen Schiedsrichter geschrieben. Wie vor dem Duell im Finale der Copa del Rey, das Barca mit 3:2 nach Verlängerung gewonnen hatte, veröffentlichte Real über den vereinseigenen TV-Sender ein viereinhalbminütiges Video über Alejandro Hernandez Hernandez, in dem dem Referee unter anderem vorgeworfen wurde, er würde den Erzrivalen bevorzugen.

Mbappé trifft doppelt mit Unterstützung des Schiedsrichters

Es war eine Aktion, wie es sie in den vergangenen Wochen häufig gegeben hatte, Madrid wittert in dieser bisher erfolglosen Saison eine - nicht haltbare - Verschwörung. Doch die neuesten Maßnahmen könnten eine Wirkung gehabt haben, denn mindestens zwei strittige Entscheidungen von Hernandez Hernandez ermöglichten die frühe 2:0-Führung des Teams von Trainer Carlo Ancelotti.

Beim 1:0 entschied der Schiedsrichter zu Recht auf Elfmeter, weil Barca-Keeper Wojciech Szczesny klar Kylian Mbappé, der dann auch den Strafstoß verwandelte (5.), umgegrätscht hatte. Allerdings hatte der französische Stürmer zuvor im Abseits gestanden, offenbar wurde aber entschieden, dass Pau Cubarsi den Fehler, der Mbappé in Ballbesitz gebracht hatte, mit einem bewussten Zuspiel fabrizierte - ansonsten hätte der Schiedsrichter seine Entscheidung korrigieren und auf Abseits entscheiden müssen.

Real Madrids Arda Güler und Lucas Vazquez verteidigen Barcelonas Pedri

Real Madrids Arda Güler und Lucas Vazquez verteidigen Barcelonas Pedri

Etwas weniger eindeutig war die VAR-Überprüfung beim zweiten Treffer von Mbappé in der 14. Minute. Im Vorfeld war Federico Valverde dem gegnerischen Superstar Lamine Yamal deutlich auf den Fuß getreten, wodurch Madrid erst in Ballbesitz kam und konterte - erneut gab es keine Korrektur. Ob gerechtfertigt oder nicht, Mbappé nutzte seine Gelegenheiten, um die Führung in der Torjägerliste zu übernehmen. Mit seinem 26. Saisontreffer zog er an Robert Lewandowski vorbei, der erneut nur auf der Barca-Bank saß.

Garcia leitet erneut das Barca-Comeback

Wie in den beiden Champions-League-Spielen gegen Inter Mailand lagen die Katalanen mit 0:2 zurück - und sie kamen wieder zurück. Und wie beim Königsklassen-Ausscheiden in Mailand (3:4) gab Eric Garcia den Anstoß dafür, mit dem Kopf erzielte der Rechtsverteidiger nach einem Eckball den Anschlusstreffer (19.).

Barca erdrückte seinen großen Rivalen, der mit den Angriffen des Gegners zunehmend überfordert war. Yamal zeigte dann seine Extraklasse, als er den Ball mit seinem linken Fuß unhaltbar ins lange Eck zum Ausgleich schlenzte (32.). Nur 99 Sekunden später jubelten die Gastgeber schon wieder, diesmal blieb Raphinha eiskalt, nachdem Pedri Mbappé den Ball abgeluchst und seinen brasilianischen Teamkollegen geschickt hatte (34.).

Schwalbe von Mbappé - Schiedsrichter wieder im Blickfeld

Schon lange vor dem Halbzeitpfiff war es ein Clasico-Spektakel - aber immer wieder stand auch der Schiedsrichter im Mittelpunkt. Nachdem Aurelien Tchouameni als letzter Mann ein Foulspiel an Ferran Torres begangen hatte, forderte Barca Rot, Hernandez Hernandez beließ es aber bei einer Gelben Karte (36.) - in diesem Fall war es vertretbar, weil das Foulspiel relativ weit auf dem Flügel stattfand.

Unverständlich war dagegen, als der Referee wenig später ein zweites Mal auf Elfmeter entschied. Mbappé setzte nur wenige Meter neben Hernandez Hernandez bei einem Zweikampf gegen Frenkie de Jong zu einer sehr offensichtlichen Schwalbe an, er wurde dennoch mit einem Pfiff belohnt (43.). In diesem Fall blieb dem VAR aber keine andere Möglichkeit als die Korrektur, weil Jude Bellingham zuvor im Abseits geschlagen hatte.

Schiedsrichter Alejandro Jose Hernandez Hernandez diskutiert mit Frenkie de Jong

Schiedsrichter Alejandro Jose Hernandez Hernandez diskutiert mit Frenkie de Jong

Doppelpack von Raphinha verdeutlicht Kräfteverhältnisse

Die erste Halbzeit hatte schon so viele Geschichten geschrieben, aber sie hatte noch eine parat. Lucas Vazquez unterlief in der 45. Minute am eigenen Strafraum ein folgenschwerer Fehler, nachdem Torres auf Raphinha querlegte, der für Barcelona zum 4:2 erhöhte - zur Erinnerung: nach 0:2-Rückstand.

Obwohl das Ergebnis noch einigermaßen spannend klang, war es eigentlich ein Klassenunterschied - zum wiederholten Male in dieser Saison. Es war bereits der vierte Clasico, seitdem Hansi Flick im vergangenen Sommer das Traineramt in Barcelona übernahm, abgesehen vom knappen Pokaltriumph, gab es in der Liga ein 4:0 in Madrid und ebenfalls im Bernabeu ein 5:2 (Halbzeitstand 4:1) im Supercup. Nun drohte Real die nächste Klatsche.

Mbappé lässt Real wieder hoffen

Die einzige Hoffnung der "Königlichen" war Mbappé. Nach 55 Minuten verpasste der 26-Jährige nur um Zentimeter seinen dritten Treffer - es war übrigens erst der dritte Torschuss, den sein Team insgesamt abgab. Diese Szene war auch ein Indiz dafür, dass Real im zweiten Durchgang deutlich besser im Spiel war. Barca machte nicht mehr so viel Druck, spielte mehr auf Ballbesitz und gab so den Madrilenen mehr Zeit zum Durchschnaufen sowie für eigene Aktionen.

Und dann wurde es tatsächlich wieder spannend. Luka Modric hebelte die hohe Verteidigungslinie der Katalanen mit einem großartigen Pass aus, Vinicius Jr. spielte frei vor dem Tor quer auf Mbappé, der problemlos seinen dritten Treffer erzielte (70.) - nur noch 3:4 aus Sicht der Gäste. Und die hatten dann auch noch Glück, dass Raphinha nach einer Außenrist-Flanke von Yamal den Ball aus drei Metern über das leere Tor grätschte (74.).

Die Clasicos in der Saison 2024/25
Datum Wettbewerb Ergebnis
26.10.2024 La Liga 4:0 für Barcelona
12.01.2025 Supercopa 5:2 für Barcelona
26.04.2025 Copa del Rey 3:2 n.V. für Barcelona
11.05.2025 La Liga 5:3 für Barcelona

Barca wieder mit Schiri-Ärger - Madrid vor titelloser Saison

Barca erspielte sich in dieser Phase wieder eine Chance nach der nächsten - und ärgerte sich ein weiteres Mal über Hernandez Hernandez. Einen Schuss von Torres blockte Tchouameni kurz vor dem eigenen Tor mit dem Arm, der allerdings nicht allzu weit von seinem Körper entfernt war. Die Proteste des Flick-Teams waren zwar erneut lautstark und wütend, diese Entscheidung war im Vergleich zu den vorherigen strittigen aber durchaus korrekt.

Am vierten Clasico-Sieg der Saison änderte das allerdings nichts, das Spiel endete mit 4:3 - und das nur, weil ein tolles Tor von Fermin Lopez wegen eines Handspiels nicht gegeben wurde, es war wieder eine äußerst strittige Entscheidung (90.+5). Dennoch hat Barca auch einen enormen Anteil daran, dass Madrid aller Voraussicht nach eine titellose Saison bestreiten wird.

Auch deswegen bahnt sich seit langem ein Trainerwechsel an, Xabi Alonso, der unter der Woche seinen Abschied von Bayer Leverkusen angekündigt hat, soll laut übereinstimmenden Medienberichten Ancelotti (könnte brasilianischer Nationaltrainer werden) beerben.