Die deutschen Nationalspielerinnen Kathrin Hendrich und Marina Hegering im Spiel gegen Dänemark.

Gruppenspiele Von Hegering und Hendrich bis zum VAR - Tops und Flops der EM-Vorrunde

Stand: 19.07.2022 12:35 Uhr

Ein Innenverteidigerinnen-Duo, das auf Anhieb funktioniert, ein Team, das schon zum zweiten Mal für Furore sorgt und eine große Fußball-Nation, die sich blamiert. Die Überraschungen der Gruppenspiele:

H & H - die Entdeckung in der Abwehrzentrale

Dass die Außenverteidigerinnen Giulia Gwinn und Felicitas Rauch funktionieren, war klar. Doch zentral gab es im DFB-Team seit Monaten eine Baustelle. Im Testspiel gegen die Schweiz (7:0) spielten dann Marina Hegering und ihre künftige Wolfsburger Kollegin Kathrin Hendrich zusammen und harmonierten auf Anhieb. Obwohl Hegering wegen Verletzungsproblemen in der vergangenen Saison nur auf fünf Bundesliga-Einsätze gekommen war, hielten die beiden in der Vorrunde die Null. H & H - inzwischen ein Gütesiegel.

Daphne van Domselaar - aufgehender Stern am Torhüterinnen-Himmel

Dass sie so schnell ihr EM-Debüt feiern würde, hätte die 22-Jährige vom FC Twente wohl nicht für möglich gehalten. Im ersten Spiel von Titelverteidiger Niederlande gegen Schweden (1:1) wurde sie nach einer Verletzung von Kapitänin Sari van Veenendaal bereits nach 20 Minuten ins kalte Wasser geworfen. Kaltschnäuzig auch in den beiden folgenden Vorrundenspielen, überzeugte auf ganzer Linie. Laut ihrem Entdecker Tommy Stroot steht van Domselaar bereits bei europäischen Topclubs auf dem Wunschzettel.

Die besten Paraden der Vorrunde

Sportschau, 18.07.2022 23:45 Uhr

Norwegens Desaster

Zweimal Europameister, einmal Weltmeister, einmal Olympiasieger - die Visitenkarte der norwegischen Nationalmannschaft ist die eines Weltklasse-Teams. Problem: Die Erfolge liegen mehr als 20 Jahre zurück. Nun sind die Skandinavierinnen um die Superstars Ada Hegerberg, Caroline Graham Hansen, Ingrid Engen und Guro Reiten zum zweiten Mal nacheinander in der EM-Vorrunde gestrandet. Besonders peinlich: das 0:8-Debakel gegen England, Norwegens höchste Länderspiel-Pleite der Geschichte.

Grace Geyoro - Frankreichs Aushilfs-Torjägerin

Eigentlich ist die defensive Mittelfeldspielerin von Paris Saint-Germain eher aufs Torevorbereiten spezialisiert, aber mit ihrem Hattrick beim 5:1 gegen Italien ballerte sich die 25-Jährige in der EM-Torjägerliste weit nach vorn. Ein weiterer Treffer im Spiel gegen Island (1:1) wurde wegen Abseits aberkannt. Geyoro steht damit bei elf Treffern in 52 Länderspielen.

Besser noch als ihre Trefferausbeute ist ihre Passgenauigkeit, ihre EM-Quote steht bei knapp 90 Prozent. Nach dem Ausfall von Marie-Antoinette Katoto wird es umso mehr auf die im Kongo geborene Fußballerin ankommen, die wegen einer Knieverletzung in der Vorbereitung um ihren EM-Einsatz bangen musste.

Die französische Fußballspielerin Grace Geyoro jubelt nach dem 1:0

Frankreichs Grace Geyoro überzeugt in England in ungewohnter Rolle.

VAR-Premiere - der Wahnsinn

Von vielen lang ersehnt, inzwischen aber stark in der Kritik: der Video Assistant Referee (VAR). Die Videoschiedsrichter sind bei der EM erstmals im Einsatz und fielen vor allem damit auf, dass sie eine halbe Ewigkeit brauchten, um in Abstimmung mit den Hauptschiedsrichterinnen knifflige Szenen zu begutachten. Da war in der Zwischenzeit nicht nur ein Gang zum Kühlschrank drin, man hätte gefühlt mitunter einen halben Kasten Bier leeren können, ehe eine Entscheidung fiel.

Krasser noch, dass der VAR sich bei klaren Fehlentscheidungen mitunter gar nicht einschaltete - wie bei der Notbremse an Alexandra Popp im Spanien-Spiel. Im letzten Vorrundenspiel zwischen Frankreich und Island (1:1) schaltete sich der VAR allein in Halbzeit zwei dreimal ein.

Eine Schiedsrichterin steht vor dem Bildschirm des VAR.

VAR-Premiere bei der Frauen-EM - ein holpriger Start.

Österreich - kein One-Hit-Wonder

"Oops, we did it again! VIERTELFINALE!!!!" - so kommentierte der Österreichische Fußball-Bund den Einzug der Alpenkickerinnen in die K.o.-Runde auf seinem Twitter-Account. Nach dem EM-Debüt vor fünf Jahren, als die Reise sogar bis ins Halbfinale ging, schaffte Team Austria dieses Kunststück schon zum zweiten Mal. Und nun wartet das Nachbarschaftsduell gegen Deutschland, das erste Aufeinandertreffen in einem großen Turnier. Ein weiterer Coup ist nicht ausgeschlossen.

Belgien - "Red Flames" erstmals in der K.o.-Runde

Der noch größere Überraschungsgast im Viertelfinale ist Belgien. Die "Red Flames" schafften bei ihrer zweiten Endrunden-Teilnahme erstmals den Sprung in die K.o.-Runde. Sehr überraschend verdrängten sie im Kampf um Rang zwei hinter Frankreich in der Gruppe D die stärker eingeschätzten Isländerinnen und Italien. Im Viertelfinale gegen Schweden ist das Team von Trainer Ives Serneels krasser Außenseiter.

Georgia Stanway - Englands Löwenherz im Mittelfeld

Welches Selbstbewusstsein eine Spielerin haben muss, die in einem Starensemble wie dem englischen mit 23 Jahren die Rückennummer zehn trägt, das zeigt Georgia Stanway. Die nur 1,62 Meter große und kompakte Mittelfeldspielerin war vor der EM bei den "Lionesses" keineswegs gesetzt, stand in allen drei Vorrundenspielen aber in der Startelf - und war eine Bank in der überragenden Offensive.

Bei der Torgala gegen Norwegen stand es noch 0:0, als sich Stanway wie selbstverständlich den Ball schnappte und den Elfmeter zum 1:0 verwandelte. Von Nervenflattern keine Spur. Mittlerweile ist der Newcastle-United-Fan aus Englands Mittelfeldzentrale kaum mehr wegzudenken. Stanway zieht es nach der EM von Manchester City an die Isar - Bayern München hat sich die Dienste einer ganz starken aufstrebenden Fußballerin gesichert.

Die englische Fußball-Nationalspielerin Georgia Stanway bejubelt ihr EM-Tor gegen Norwegen.

Strotzt vor Selbstbewusstsein: Englands Georgia Stanway.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 15.07.2022 | 20:15 Uhr