Leverkusens Trainer Xabi Alonso tröstet Moussa Diaby.

Schwache Werte Bayer 04 Leverkusen im Dauer-Krisenmodus

Stand: 30.10.2022 12:06 Uhr

Bayer 04 Leverkusen kommt mit einer neuerlichen Niederlage aus Leipzig zurück. Das Team steckt tief im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga fest. Aber realisieren das alle Beteiligten?

Xabi Alonso wirkte sichtlich ernüchtert, als er nach der 0:2-Pleite bei RB Leipzig die Situation seiner Mansnchaft einschätzen sollte. "Es ist nicht die Zeit zu weinen. Wir gehen in die richtige Richtung. Aber wir brauchen Geduld. Wir sind bereit zu kämpfen. Das ist die einzige Möglichkeit, die Situation zu verbessern", sagte der spanische Trainer von Bayer 04 Leverkusen.

Der 40-Jährige hofft darauf, dass seine Arbeit in naher Zukunft Früchte tragen wird. Schließlich ist er erst seit Anfang Oktober der Coach der Werkself. "Aber ich weiß, Zeit ist im Fußball ein Luxus, und wir haben kaum Zeit, zu arbeiten."

Bayer 04 steckt nach zwölf Spieltagen tief im Abstiegskampf fest. Einen positiven Effekt hat Alonso - zumindest was die Ergebnisse angeht - noch nicht erzielen können. Nach seinem erfolgreichen Start gegen überforderte Schalker (4:0) gab es zwei Pleiten und ein Unentschieden in der Bundesliga. Hinzu kommen eine Niederlage und ein Remis in der Champions League.

Nur ein Topwert

Immerhin, die Mannschaft wirkt unter Alonso jetzt bissiger und leistungsbereiter. Mehr aber auch nicht. Vom (noch nicht revidierten) Anspruch, erneut die Champions-League-Teilnahme zu schaffen, sind die Leverkusener meilenweit entfernt. "Wir haben einen Torschuss gehabt, das ist viel zu wenig. Wir versuchen es zwar und spielen ganz schön. Aber dass wir uns durchbeißen wollen, das fehlt mir aktuell", sagte Mittelfeldspieler Robert Andrich sichtlich ratlos nach der Leipzig-Partie.

Festzuhalten ist: Die Werkself erfüllt nicht einmal ansatzweise die Anforderungen an ein Spitzenteam. Der einzige Wert, bei dem das Team zu den besten in der Bundesliga gehört, ist der der Passquote, die bei 84,8 Prozent liegt. Damit liegen die Leverkusener derzeit auf Platz drei. Das war es dann aber auch schon mit den guten Nachrichten.

Desaströses Defensivverhalten

Im Zusammenhang mit den Offensivaktionen relativiert sich dieser Wert sehr schnell. Denn aus dieser messbaren Ballsicherheit haben sich gerade einmal 141 Torschüsse (Platz 13) und 16 Treffer (nur fünf Teams sind schlechter) entwickelt. Vor allem die Ineffektivität zeichnet die Leverkusener in dieser Saison aus.

Aber auch im Defensivverhalten hat die Werkself enorme Defizite. 25 Gegentreffer (nur Bochum und Schalke sind schlechter) sind nahezu desaströs, gemessen an den eigenen Leverkusener Ansprüchen. Allerdings wirkt die Selbstwahrnehmung einiger Spieler eher skurril. "Vielleicht müssen wir uns noch mehr bewegen, noch mehr Räume schaffen, noch mehr den Gegner bedrohen mit tiefen Läufen. Das sind Kleinigkeiten, das sind Details", sagte Verteidiger Jonathan Tah in Leipzig.

Schlechte Werte in allen Belangen

Der Blick auf die statistischen Werte, die "noch besser" werden müssen, ist indes lang und sagt viel über die Defizite der Leverkusener aus. Nach zwölf Spieltagen zeigen die Werte einen deutlichen Trend auf. Denn "noch besser" bei der Laufleistung (1.340,8 Kilometer) sind in dieser Saison gleich acht Teams. Bei den gewonnen Zweikämpfen (1.163) sind ebenfalls acht Mannschaften erfolgreicher. Bei den intensiven Läufen (8.067) sind es fünf, bei den Sprints (2.681) sind sieben Teams engagierter.

Bayer stellt bei diesen Werten pures Mittelmaß dar. Dass Leverkusen wettbewerbsübergreifend noch keinen seiner sechs Elfmeter verwandelt hat, passt in das desillusionierende Bild, das die Werkself derzeit abgibt.

Hoffen auf die Winterpause

Alonso kann nur auf die lange Winterpause hoffen und darauf, dass er dem Team in dieser Zeit die nötigen Mittel an die Hand gibt, um mehr Teamgeist, mehr Siegeswillen zu erlangen. Denn derzeit ist die Zeit besonders knapp. Bereits am Dienstag geht es mit einem Heimspiel gegen den FC Brügge in der Champions League weiter.

"Wir wollen in Europa bleiben. Zur Motivation für alle, wir wollen die Europa League erreichen. Wenig Zeit zu arbeiten, wenig Zeit vorzubereiten. Aber wir werden hoffentlich bereit sein", sagte Alonso. Mehr als die Hoffnung bleibt dem Coach derzeit nicht.