Frankfurt Fans in Neapel

Vor Champions-League-Spiel Fans liefern sich Straßenschlacht mit der Polizei in Neapel

Stand: 15.03.2023 18:27 Uhr

Der Sport wurde vorübergehend zur Nebensache: Schwere Krawalle haben das Achtelfinal-Rückspiel von Eintracht Frankfurt in der Champions League bei der SSC Neapel begleitet.

Autos brannten, Feuerwerkskörper und Stühle flogen durch die Luft, und über der Innenstadt kreiste ein Polizei-Hubschrauber: Im Vorfeld des Achtelfinal-Rückspiels von Eintracht Frankfurt in der Champions League ist es in Neapel zu schweren Ausschreitungen gekommen.

Der Corriere dello Sport schrieb von einem "Guerillakrieg" im Zentrum der süditalienischen Stadt. Videobilder aus der Innenstadt von Mittwochnachmittag zeigten wilde Jagdszenen zwischen vermummten Anhängern und der Polizei. Die Lage war unübersichtlich. Sowohl deutsche als auch italienische Tifosi sollen an den Ausschreitungen beteiligt gewesen sein. "Es schien ein bisschen so, als hätten sich die Gruppen, die sich gesucht haben, auch gefunden", sagte Eintracht-Vorstandsmitglied Philipp Reschke.

Autos angezündet, Lokale zerstört

Immer wieder waren Detonationen zu hören, Rauchschwaden durchzogen die engen Gassen rund um die Piazza del Gesu. Mehrere Autos, darunter ein Polizeiauto, wurden angezündet. Zudem wurden Lokale in der Umgebung beschädigt, sowie Tische, Stühle und Schaufenster von Bars und Restaurants zerstört.

Verschreckte Anwohner ergriffen die Flucht. Unter anderem sollen einige Menschen in einer nahegelegenen Kirche Zuflucht gefunden haben, berichten mehrere Medien unisono.

Der Corriere dello Sport schrieb von "rund 600 Eintracht-Fans", die trotz des Ticket-Verkaufsverbots durch die italienischen Behörden nach Neapel gereist waren. Rund 800 Polizisten sollten im Einsatz sein. "Das Wichtigste ist, dass es keine Verletzten gibt. Weder auf Polizei-Seite noch bei den Fangruppen", sagte Reschke am Abend und hofft, dass das auch so bleibt.

Raketen auf Frankfurter Busse

Bereits am Dienstagabend hatte es Angriffe von Anhängern der SSC Neapel auf Frankfurter gegeben. Zunächst war eine Gruppe von gut 400 Eintracht-Ultras am Hauptbahnhof von Neapel angekommen. Diese waren von der Polizei in Bussen in Richtung des Fan-Hotels gebracht worden. Auf dem Weg waren die Busse von Unbekannten mit Leuchtraketen beschossen worden.

Lokalen Medienberichten zufolge handelte es sich bei den Angreifern um Neapel-Ultras, die den rivalisierenden Frankfurtern auflauerten. Wie auf einem Amateurvideo zu sehen war, konnten die Busse weiterfahren.

Hotelkomplex über Nacht komplett abgeriegelt

Nachdem die Fan-Gruppierung aus Frankfurt, zu der auch Mitglieder der befreundeten Ultras von Atalanta Bergamo gehören sollen, in ihr Hotel gebracht worden war, riegelte die Polizei den Hotelkomplex über Nacht ab. Keiner kam mehr raus. Vor dem etwa 100 Meter entfernten Mannschaftshotel der Eintracht standen parallel dazu mehrere Polizei-Einsatzwagen, um möglichen Angriffen von Napoli-Fans vorzubeugen.

Nach einer juristischen Hängepartie hatten die italienischen Behörden den Verkauf von Tickets an Personen aus Frankfurt verboten, die Eintracht verzichtete daraufhin auf das gesamte Gäste-Kontingent. Rund um den 2:0-Hinspielerfolg der Italiener in Frankfurt war es zu Zusammenstößen der beiden Fanlager gekommen.

Napoli-Ultras zogen bewaffnet durch die Stadt

Wie die Polizei mitteilte, werden verschiedene Fangruppen der SSC Neapel von den Ordnungskräften "eng beobachtet". Etwa, als sich am Dienstagabend etwa 120 Napoli-Ultras auf der Piazza Dante versammelten. Mehrere Eintracht-Anhänger berichteten in den sozialen Netzwerken, dass größere Napoli-Fan-Gruppen, teilweise bewaffnet mit Eisenstangen, durch die Stadt zögen.

Zu einem weiteren Zwischenfall kam es am Abend. Eine bewaffnete Napoli-Fan-Gruppe verfolgte und bedrohte eine Gruppe Frankfurter Journalisten, darunter hr-Reporter. Diese konnte sich mithilfe von italienischen Zivilpolizisten gerade noch in ihr Hotel retten. Die Polizei warnte am Mittwoch noch einmal vor weiteren Gewalttaten.

Ein Sprecher einer Anti-Terror-Einheit der italienischen Polizei riet den Frankfurter Fans laut Ansa "dringend", im Hotel zu bleiben – um Kontakte zu vermeiden.