Der ehemalige englische Fußballer Gary Lineker äußert scharfe Kritik an der WM in Katar.

Fußball-WM Englands Ex-Star Lineker: "Ich unterstütze die WM nicht"

Stand: 12.11.2022 04:19 Uhr

Englands früherer Fußball-Star Gary Lineker hat sich einmal mehr kritisch über die Katar-WM geäußert. Doch was ist, wenn der Ball rollt?

Der frühere englische Fußball-Star Gary Lineker hatte sich nach eigenen Angaben geweigert, bei der Auslosung für die WM in Katar eine aktive Rolle zu übernehmen.

"Ich unterstütze die WM nicht. Ich wurde auch gebeten, die Auslosung für die FIFA vorzunehmen, da habe ich mich geweigert, weil ich dachte, das wäre Heuchelei gewesen", sagte Lineker im Interview der "Süddeutschen Zeitung". Es sei eine korrupte Bewerbung gewesen, "das wissen wir alle", meinte Lineker. "Die Hälfte derer, die damit zu tun hatten, sitzen heute entweder im Gefängnis oder wurden verbannt. Die WM hätte nicht dorthin vergeben werden sollen", sagte der 61-Jährige.

Bei der WM 2018 in Russland war Lineker noch bei der Auslosung dabei gewesen. Damals, verriet der ehemalige englische Nationalspieler einmal, sei er Wladimir Putin aus dem Weg gegangen. "Vor einer WM geht es oft um die Probleme. Vor der WM in Südafrika und in Brasilien gingen die Menschen auf die Straße und fragten: Warum haben wir die WM, wenn es so viele soziale Probleme zu lösen gibt? Auch in Russland gab es Bedenken. Aber machen wir uns nichts vor: Sobald der Fußball beginnt, wird er alles verschlingen", sagte Lineker, der bei der am 20. November in Katar beginnenden WM als BBC-Reporter dabei ist.

Der englische TV-Sender habe sich zum Beispiel mit der Menschenrechtsorganisation Amnesty International darüber unterhalten, wie man mit Sportswashing umgehe, sagte Lineker. "Sportswashing funktioniert nur, wenn man aufhört, über Probleme zu sprechen. Aber wir werden über Menschenrechte und Stadionbaufragen sprechen, wahrscheinlich in der Eröffnungssendung."

"Politiker werden den Fußball nutzen, wie sie wollen"

Ungerecht findet es Lineker, dass von Fußballern mehr verlangt werde als etwa von Politikern. "Wir vergessen manchmal, dass wir auch in unserem Land nicht gerade perfekt sind, dass wir Waffen in diesen Teil der Welt verkaufen. Aber von den Fußballern erwarten wir, dass sie etwas dagegen tun", sagte er. "Die Politiker werden den Fußball nutzen, wie sie wollen, denn er ist mächtig und hat eine Wirkung. Sie werden dir gerne sagen, dass du dich auf den Fußball konzentrieren sollst, und wenn es ihnen nicht passt, werden sie sagen: "Warum setzt ihr euch nicht zur Wehr?"".

Neben anderen Menschenrechtsverletzungen steht WM-Gastgeber Katar auch wegen dessen als menschenunwürdig geltenden Umgangs mit ausländischen Arbeitern in der Kritik. Zuletzt hatte der katarischen WM-Botschafter Khalid Salman für Entsetzen gesorgt und Homosexualität als "geistigen Schaden" bezeichnet.