Türkei - Italien 0:3 Italien siegt - mit Macht durchs türkische Bollwerk

Stand: 11.06.2021 22:50 Uhr

Die italienische Fußball-Nationalmannschaft ist weiter dabei, die Schmach der verpassten WM 2018 endgültig vergessen zu machen. Das Eröffnungsspiel der UEFA EURO 2020 in Rom gewann die Elf von Trainer Roberto Mancini hochverdient mit 3:0 (0:0) gegen die Türkei und hat beste Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale.

53 Minuten lang war es aus italienischer Sicht ein Spiel der verpassten Chancen. Dann sorgte vor 16.000 Fans ausgerechnet der türkische Verteidiger Merih Demiral mit einem unglücklichen Eigentor für die wichtige 1:0-Führung des viermaligen Weltmeisters. Für die Mannschaft von Trainer Roberto Mancini war es der Brustlöser in einer Partie, die sie über 90 Minuten dominierte und am Ende hochverdient mit 3:0 (0:0) für sich entschied.

Der Ex-Dortmunder Ciro Immobile legte am Freitag (11.06.2021) in der 66. Minute mit einem klassischen Abstaubertor das 2:0 nach - die Vorentscheidung. Der sonst starke türkische Keeper Uğurcan Çakir hatte zuvor einen leicht abgefälschten Schuss von Leonardo Spinazzola nur nach vorne abklatschen lassen können. Den 3:0-Endstand besorgte dann der überragende Lorenzo Insigne (79. Minute).

Italien blieb damit im 28. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage, seit nunmehr knapp 15 Stunden ohne Gegentor und hat in der Gruppe A das Tor zum Achtelfinale weit aufgestoßen. Wales und die Schweiz bestreiten am Samstag das zweite Spiel in der Gruppe.

Italien von Beginn an mit Dampf

Schon die erste Halbzeit gehörte klar den Italienern, die in Lorenzo Insigne vom SSC Neapel ihren größten Aktivposten in der Offensive hatten. Immer wieder rannten die ganz in Weiß gekleideten Gastgeber an und kamen früh zu einigen guten Möglichkeiten durch den stets gefährlichen Ex-Dortmunder Ciro Immobile (3.), Insigne (18.) und Leonardo Bonucci (20.).

Chiellini prüft Çakir per Kopf

Die beste Gelegenheit, vor den eigenen Fans in Rom in Führung zu gehen, hatte "Oldie" Girgio Chiellini, dessen mustergültigen Kopfball der türkische Keeper Uğurcan Çakir nach einer Insigne-Ecke gerade noch so mit den Fingerspitzen über die Latte lenken konnte (22.). Überhaupt zeigte der 36-Jähige in seinem bereits 13. EM-Spiel eine starke Vorstellung, sowohl als Chef der meist sicher stehenden Abwehrkette als auch bei seinen gelegentlichen Vorstößen.

Türkei offensiv harmlos

Nach der ersten Drangphase schafften es die Türken um den starken, früheren Bundesligaprofi Hakan Calhanoglu, dier Partie etwas ausgeglichener zu gestalten. Mehr als zweimal kam der WM-Dritte von 2002 aber nicht in den Sechzehner, und beide Male konnten die Italiener klären. "Die Türkei wartet auf den 'lucky punch'", analysierte Sportschau-Experte Bastian Schweinsteiger in der Halbzeit.

Handspiel? Pfiffe bleiben aus

Italien suchte weiter sein Glück im Spiel nach vorne, konnte sich aber zu selten durch die vielbeinige Abwehr spielen und verlegte sich daher zeitweise auf Distanzschüsse, die allerdings ebenfalls verpufften. Zweimal, in der 21. und der 45. Minute, reklamierten die "Azzurri" Handspiel, aber ein Pfiff des niederländischen Referees Danny Makkelie blieb aus.

Übermächtiges Italien - Türkei hält Druck nicht mehr stand

Nach dem Wechsel sah es zunächst so aus, als würde die Türkei nun einen Zahn zulegen. Durch Cengiz Ünder kam die "Milli Takim" auch zu ihrem ersten echten Torabschluss (51.). Gleich danach übernahmen aber wieder die Gastgeber die Initiative und drängten auf den Führungstreffer, der dann auch - etwas unglücklich für die Türken - fiel. Einer scharfen Hereingabe von Domenico Berardi konnte Demirah nicht mehr ausweichen - von seinem Oberkörper kullerte der Ball zum 0:1 aus türkischer Sicht ins Tor.

Insigne krönt Topleistung

In derselben Minute fast der Doppelschlag durch Spinazzola. Cakir war aber wieder zur Stelle. Fast im Minutentakt kam die "Squadra Azzurra" nun zu Torgelegenheiten. In der 66. Minute konnten die Türken dem Druck dann endgültig nicht mehr standhalten - Immobile traf zum 2:0.

Es war die Vorentscheidung in einer Partie, in der die Italiener fast nichts zuließen und auch die Torschuss-Statistik (23:3) klar für sich entschieden. Folgerichtig fiel dann auch noch das 3:0. Mit seinem Treffer krönte Insigne seine bärenstarke Leistung. In dieser Form gehört Italien, das erstmals in einem EM-Spiel drei Tore in einer Partie schoss, definitiv zum erweiterten Favoritenkreis auf den Titel.

Die Türkei, die bei ihrer fünften EM-Teilnahme zum fünften Mal ihr erstes Turnierspiel verlor, muss dagegen sehen, die Niederlage schnell zu verarbeiten. Nur dann kann in den verbleibenden zwei Gruppenspielen noch die kleine Chance auf den Einzug ins Achtelfinale gewahrt werden.

Immobile: "Ich bin glücklich"

"Ich bin glücklich. Wir haben vor unseren Fans gewonnen", sagte der Torschütze zum 2:0, Ciro Immobile. "Anfangs war es schwer, weil die Türken wirklich gut verteidigt haben. In der zweiten Halbzeit sind wir dann besser reingekommen." Kenan Karaman, der in der 2. Fußball-Bundesligist bei Fortuna Düsseldorf spielt, gab zu, dass sein Team zu wenig nach vorne gemacht hat: "Die Italiener haben das sehr sehr gut gemacht und uns das Leben sehr schwer gemacht. Nach dem 1:0 haben wir dann zu viele Räume gegeben und auch verdient verloren."