EURO 2020 Italien hofft auf Killerinstinkt von BVB-Flop Immobile

Stand: 11.06.2021 18:20 Uhr

In der Bundesliga gescheitert, bei der EURO 2020 Hoffnungsträger: Ciro Immobile hat eine bemerkenswerte Reise hinter sich und will nun auch in Italiens Nationalelf durchstarten. Eine Stammplatz-Garantie gibt es trotz Toren am Fließband aber nicht.

Über seine Zeit in Deutschland spricht Ciro Immobile nur sehr ungern. Im Sommer 2014 war der damals 24-Jährige für 18,5 Millionen Euro vom FC Turin zu Borussia Dortmund gewechselt und sollte dort einen gewissen Robert Lewandowski ersetzen. Nach nur einem Jahr mit zehn Toren, vielen Misstönen und einem Abschied im Unfrieden erklärte der BVB das Projekt Immobile jedoch offiziell als gescheitert und gab den italienischen Nationalspieler leihweise an den FC Sevilla ab. "Wir haben keine Hilfe bekommen und sehr gelitten", fasste Immobile sein Engagement in der Bundesliga einmal zusammen. Eine Geschichte, die sieben Jahre später noch seltsamer klingt als damals schon.

Immobile trifft für Lazio am laufenden Band

Inzwischen ist Immobile, der am Freitag (21 Uhr) in Rom gegen die Türkei in die EURO 2020 startet, vom BVB-Flop zu einem der gefährlichsten Stürmer des Kontinents gereift. Nach seinem kurzen Abstecher nach Sevilla ließ er sich ein halbes Jahr bei seinem Heimatverein in Turin aufpäppeln, um 2016 zu Lazio Rom zu wechseln und dort richtig durchzustarten. 2018 und 2020 wurde Immobile Torschützenkönig der Serie A, im vergangenen Jahr sicherte er sich zudem den "Goldenen Schuh" als Europas bester Torjäger. In insgesamt fünf Jahren bei Lazio erzielte Immobile 150 Treffer und bereitete 42 weitere vor. Ein Top-Wert.

Bei der Europameisterschaft soll Immobile seinen Killerinstinkt vor dem Tor nun endlich auch in der Nationalelf zeigen. Der 31-Jährige, der zur aussterbenden Spezies des klassischen Mittelstürmers gehört, ist trotz seiner herausragenden Quote im Verein bei der "Squadra Azzurra" noch nicht komplett angekommen. In 46 Länderspielen gelangen ihm 13 Tore, einen Stammplatz hatte er in den vergangenen Jahren nie. In der Qualifikation zur EM stand Immobile nur in vier von zehn Spielen auf dem Platz, die Nations League im vergangenen November verpasste er aufgrund einer Corona-Infektion. Und auch bei den beiden abschließenden Testspielen durfte er sein Können nur einmal unter Beweis stellen.

Belotti macht Immobile Konkurenz

Immobiles Problem: Für den Platz in der Mitte des Dreiersturms gibt es mit Andrea Belotti einen weiteren Bewerber, der Immobile sehr ähnlich ist. Der 27-Jährige, der einst gemeinsam mit Immobile für den FC Turin stürmte, ist ebenfalls ein Strafraumwühler mit sehr guten Abschlussqualitäten. Beide Angreifer leben von ihrer Durchschlagskraft und passen dank ihrer Kaltschnäuzigkeit gut zu den beiden Außenstürmern Lorenzo Insigne vom SSC Neapel und Federico Chiesa von Juventus. Wer derzeit die Nase vorne hat? Schwer zu sagen. Angesichts der fast abwechselnden Auftritte in der jüngsten Länderspiel-Vergangenheit scheint selbst eine ständige Rotation möglich. Außenseiter-Chancen hat zudem Youngster Giacomo Raspadori.

So oder so: Ein Immobile in Topform wäre für die traditionell eher defensiv eingestellten Italiener enorm wichtig und könnte beim Erreichen der hochgesteckten Ziele durchaus hilfreich sein. "Wir wollen am 11. Juli in Wembley das Finale spielen", unterstrich Nationaltrainer Roberto Mancini am Donnerstag. Der Grundstein für diesen Erfolg soll dabei die Abwehr um die Recken Giorgio Chiellini und Leonardo Bonucci bilden, die vermutlich eher wenigen Chancen muss ein Stürmer in Tore ummünzen. Dass Immobile dafür der genau richtige Mann sein kann, hat er in seiner Karriere mehrfach bewiesen. Nur beim BVB eben nicht.