Gruppe A, 2. Spieltag Wales feiert - Gareth Bale wie Phönix aus der Asche

Stand: 16.06.2021 22:02 Uhr

Gareth Bale und Aaron Ramsey - Wales konnte sich bei seinem 2:0-Erfolg über die Türkei auf seine beiden Stars verlassen. Und hat nun beste Chancen auf die K.o.-Runde.

Gareth Bale strahlte übers ganze Gesicht, als er nach der Partie der Waliser gegen die Türkei in den Katakomben des Nationalstadions von Baku nur allzu gern ein Interview gab. Der Star der Waliser wusste ganz genau: Er hatte es der Fußballwelt gezeigt. Endlich mal wieder. Nach all diesen schweren Wochen und Monaten bei Real Madrid und Tottenham Hotspur - wo es so gar nicht mehr für ihn laufen wollte.

In Baku aber, wo er mit seinen geliebten Walisern beim 2:0 gegen die Türkei schon fast den Einzug in die K.o.-Runde der Europameisterschaft klar machte, zeigte der einst teuerste Spieler der Welt wieder einmal, welch herausragender Fußballer er tatsächlich ist.

Beide Tore maßgenau vorbereitet

Beide Tore seines Teams bereitete er mustergültig vor. Beim 1:0 durch Aaron Ramsey schickte er seinen kongenialen Partner mit einem sensationellen Pass aus dem Mittelfeld in den freien Raum. Vor dem 2:0 durch Connor Roberts narrte er auf dem Weg von der Eckfahne zum Tor die gesamte türkische Abwehr, ehe er seinem Teamkollegen die Kugel maßgerecht vor die Füße legte.

"Wir haben uns heute die Socken qualmig gerannt", lachte Bale vor der TV-Kamera, lange hatte man den mittlerweile 31-Jährigen schon nicht mehr so locker und gelöst gesehen. Und er fand: "Jetzt haben wir eine fantastische Ausgangsposition, die wir uns wirklich hart erkämpft haben." Vergessen war da natürlich auch längst der Fauxpas, den er sich im Spiel erlaubt hatte. In der 61. Minute scheiterte er beinahe kläglich mit einem Foulelfmeter. Er schoss das Spielgerät weit über den türkischen Kasten, nachdem er zuvor selbst gefoult worden war.

Monatelang auf dem Real-Abstellgleis

"Wales, Golf, Real Madrid" - so sei die Reihenfolge seiner wichtigsten Lebensbereiche, hatten sie ihm in Spanien vorgeworfen. Monatelang hatte Bale im Trikot der Königlichen keine Rolle mehr gespielt. Die allzu oft zur Schau gestellte Lustlosigkeit des 2013 für die damalige Rekordsumme von rund 100 Millionen Euro zu Real gewechselten Supersprinters war am Ende nicht mehr zu ertragen für die stolzen Spanier.

Doch Bale saß seinen millionenschweren Vertrag aus bei Real, ließ sich erst im September 2020 doch noch einmal zurück zu Tottenham Hotspur verleihen. Doch auch dort, wo er einst groß geworden war, kam er - weder unter Jose Mourinho noch unter dessen Nachfolger Ryan Mason - so wirklich zum Zug. Es waren Spritzigkeit und Tempo, die ihn einst ausgezeichnet hatten - beides war doch irgendwie verloren gegangen.

Wales - für Bale schon immer etwas Besonderes

Umso erstaunlicher kommt nun also Bales Comeback in der Weltspitze bei der EURO. Aber es ist halt Wales, um das es hier geht. Und im Trikot seines Heimatlandes hat der in Cardiff geborene Linksfuß schon immer ganz besondere Leistungen vollbracht. Im Spiel gegen die Türkei überraschte er den Gegner, indem er sich aus dem Sturmzentrum tief zurückfallen ließ und so die heimliche Chefrolle im Mittelfeld übernahm.

Bereits vor Ramseys Tor zum 1:0 hatte ihn Bale zweimal mit Weltklasse-Pässen in die Tiefe in aussichtsreiche Positionen gespielt. Und als die türkischen Defensivleute den kaum zu fassenden Kontrahenten zentral in Manndeckung nahmen, wich Bale auf die Flügel aus und entzog sich so der Bewachung. Nur, um weiterhin beinahe alle Offensivaktionen seines Teams vorzubereiten.

Faire Fans applaudieren in Baku

Am Ende stand eine überragende Leistung und der verdiente Respekt der Zuschauer in Baku. Die rund 35.000 im Stadion anwesenden Fans hatten eigentlich zur Türkei halten wollen - doch bei Abpfiff konnten sie gar nicht anders: Sie bedachten die jubelnden Waliser rund um Gareth Bale mit ehrlichem Applaus. Er war verdient.