Wie ein kitschiger Hollywood-Blockbuster "Teil von etwas Großem" - Dänemarks magischer Abend

Stand: 22.06.2021 09:17 Uhr

Der Sieg gegen Russland und der Achtelfinaleinzug der dänischen Nationalmannschaft war ein Happy End, an das nach dem Kollaps von Christian Eriksen vor gut einer Woche kaum jemand zu glauben gewagt hatte. Entsprechend überschwänglich feierte ein ganzes Land diesen großen Sieg.

Fußball ist manchmal das Spiel der ganz großen Emotionen. Es kann Tragödie oder Lustspiel sein. Und oftmals liegen die Grenzen ganz dicht beieinander. Im Parken Stadion in Kopenhagen ging das große Schauspiel am Montagabend (22.06.2021) gut und tränenreich für die Dänen aus.

Das spektakulär herausgespielte 4:1 der dänischen Nationalmannschaft gegen Russland war ein Happy End, an das vor gut einer Woche kaum jemand zu glauben gewagt hatte. Die Last einer Beinah-Tragödie fiel von den Schultern eines ganzen Landes ab.

Kollektiver Schockzustand

"Die Dänen haben uns Flügel verliehen. Sie haben uns so viel Liebe gegeben. Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen", sagte Nationaltrainer Kasper Hjulmand sichtlich gerührt und unendlich erleichtert: "Ich hatte wirklich gehofft, dass wir heute einen magischen Abend erleben." Der Kollaps von Mittelfeld-Star Christian Eriksen im ersten EM-Gruppenspiel gegen Finnland hatte für einen kollektiven Schockzustand gesorgt. Den Überlebenskampf des 29-Jährigen auf dem Rasen hatten Zuschauer in ganz Europa an den Fernsehschirmen verfolgt.

Die dänischen Spieler stehen seitdem unter dem Eindruck dieses Erlebnisses. Die Gruppenspiele gegen die Finnen und auch gegen Belgien gingen nicht zuletzt vor diesem Hintergrund verloren. Mit der Nachricht, dass Eriksen das Krankenhaus verlassen konnte, entwickelte sich ein Gemeinschaftsgefühl zwischen Mannschaft und Zuschauern, das wohl nur in solch besonderen Umständen entstehen kann. "Wir haben Christian bei uns. Die Leute von Dänemark haben so viel für uns gemacht, ich bin so stolz", sagte Hjulmand mit feuchten Augen.

Aufgeben? Keine Option

Das Drehbuch zum Spielfilm zwischen Dänemark und Russland hätte eigentlich nur ein Hollywood-Regisseur schreiben können. So kitschig sind meist nur Blockbuster aus den USA. Die Dänen mussten gewinnen und waren auf Mithilfe der Belgier gegen Finnland angewiesen. Die rund 25.000 Zuschauer feierten ihr Team von Beginn an, sangen gemeinsam, peitschten ihr Team unaufhörlich nach vorne.

Selbst als die Dänen einen zweifelhaften Elfmeter hinnehmen mussten und die eigentlich ausreichende 2:0-Führung durch den russischen Gegentreffer einen veritablen Rückschlag bedeutete, ließen die dänischen Fans nicht nach. Aufgeben? Keine Option.

Ehrenrunde durch das Stadion

Am Ende stand es nach spektakulären Treffern 4:1 für Dänemark. Die Nachrichten über die Treffer zum 2:0-Sieg der Belgier wurde auf den Tribünen ebenfalls frenetisch gefeiert. Die Spieler lagen sich überglücklich in den Armen, wussten gar nicht wohin mit ihren überschwänglichen Gefühlen. "Ich hätte mir nie erträumen können, ein Teil von etwas so Großem zu sein. Daher ist es ein tolles Gefühl. Das letzte Spiel gegen Belgien war schon das Größte, was ich je erlebt hatte. Aber dies hier schlägt diese Erfahrung nochmal", sagte Stürmer und Torschütze Mikkel Damsgaard.

Die Spieler gingen - nachdem auch der Sieg der Belgier feststand und die Dänen das Achtelfinale sicher erreicht hatten - auf eine Ehrenrunde im Parken Stadion. Die Zuschauer sangen, die Spieler jubelten und hatten Tränen in den Augen. Es war ein gigantisches Lustspiel mit einem unvorhersehbaren Happy End - wie es der Fußball manchmal schreibt.