Erst Sancho, jetzt Varane Manchester United - Hochkaräter kommen, Ausreden schwinden

Stand: 27.07.2021 21:28 Uhr

Manchester United pumpt in dieser Transferperiode noch einmal ordentlich Geld in den starken Kader. Nach Jadon Sancho kommt auch Raphael Varane. Jetzt muss Ole Gunnar Solskjaer aber auch liefern.

Seit März 2019 ist Ole Gunnar Solskjaer Trainer bei Manchester United. Mit Platz sechs in seiner ersten angebrochenen Saison, Platz drei im Jahr darauf und schließlich Platz zwei in der vergangenen Spielzeit ging der Weg in die gewünschte Richtung. Für den letzten, aber schwierigsten Schritt, zurück zu altem Glanz, bekommt der ehemalige Stürmer jetzt alle "Vorlagen" geliefert - muss aber nun auch verwandeln.

Vertragsverlängerung für den großen Wurf

Jüngst schickten die Vereinsverantwortlichen ein deutliches Zeichen an ihren norwegischen Übungsleiter - bis 2024 wurde sein Vertrag verlängert. Das sagt: "Wir wollen mit dir eine Ära prägen, wir vertrauen dir." Das ist wohl auch so, denn der beliebte "Ole", wie der 48-Jährige in Fankreisen meist genannt wird, hat das Team zurück in den Dunstkreis der Premier-League-Elite geführt und eine Aufbruchstimmung heraufbeschworen. Arsenal und Tottenham haben sich aus der Riege erst einmal verabschiedet, der FC Chelsea ist in diese Gruppe zurückgekehrt, Manchester City und der FC Liverpool waren in den vergangenen Jahren das Maß aller Dinge - und irgendwo direkt dahinter liegen die "Red Devils" und wollen mitten rein.

In der Liga überflügelte man Liverpool zuletzt sogar, hatte aber auf Meister und Stadtrivalen City am Ende zwölf Zähler Rückstand. Im Europa-League-Finale unterlagen Marcus Rashford und Co. dem FC Villarreal im Elfmeterschießen. Man ist dran, man war dran. Aber für das eigene Selbstverständnis sind inzwischen vier Jahre, drohende fünf, ohne Titel einfach zu wenig. Und Platz zwei der vergangenen Saison war zwar wirklich beachtlich, doch ernsthaft im Titelrennen war man eben nie. Beides soll und muss sich jetzt so langsam ändern.

Sancho ist schon da, Varane wird kommen

In einem Sommer, in dem ein Großteil der Klubs aufgrund der Coronasituation sparen muss, haut Manchester United erst den 85-Millionen-Euro-Transfer von Jadon Sancho raus und legt dann kurz darauf nochmal teuer nach: Raphael Varane wird wohl nach überstandenem Medizincheck mit Harry Maguire die Innenverteidigung der Zukunft bilden - und den Transfer des langjährigen Real-Madrid-Defensivmannes lässt man sich jetzt dem Vernehmen nach nochmal rund 50 Millionen Euro kosten. Ein Statement - zwei der drei teuersten Transfers des Sommers würden damit auf das Konto Manchesters gehen - oder eben von ihm ab.

Damit dürfte der Geldbeutel der Verantwortlichen um Ed Woodward, der allerdings Ende des Jahres nach dem Super-League-Debakel den Verein verlassen wird, vorerst geschlossen sein. Zwei Spieler, die den großen und tiefen Kader noch einmal in der Spitze stärker machen sollen, und wahrscheinlich auch werden, wurden geholt. Denn Varane ist längst über jeden Zweifel erhaben, weiß wie man Titel gewinnt und ist mit 28 Jahren im besten Alter für einen Innenverteidiger.

Sancho hat zwar in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik ob vermeintlicher Einstellungsprobleme einstecken müssen, doch seine Zahlen und Leistungen bei Borussia Dortmund waren letztendlich einfach beeindruckend: Der immer noch erst 21 Jahre alte Flügelangreifer verabschiedet sich mit 50 Toren und 64 Vorlagen in 137 Pflichtspielen aus dem Ruhrgebiet.

Extreme Tiefe im Kader

Zahlen, die man sich auch im Old Trafford von ihm erhofft. Gemeinsam mit Rashford und Mason Greenwood soll das Trio aus englischen Youngstern in Zukunft die Premier League durcheinanderwirbeln.

Der erfahrene Edinson Cavani, Top-Talent Amad Diallo und Daniel James sind für eine B-Besetzung auch nicht wirklich schlecht - und Anthony Martial, der sich aber noch von seiner Verletzung erholt, ist da noch gar nicht mit einberechnet. Und dann ist da noch Jesse Lingard, der nach seiner Leihe und starken Vorstellungen bei West Ham nun plötzlich wohl doch wieder eine größere Rolle in Solskjaers Planungen spielen soll. Eine beeindruckende Tiefe, die sich inzwischen durch den gesamten Kader zieht.

Bleibt Pogba?

Ein paar Kandidaten für hochkarätige Abgänge gibt es aber noch. Paul Pogba wäre der, der am meisten schmerzen würde. Der französische Mittelfeldstar soll (mal wieder) unzufrieden sein, womöglich könnte aber die Verpflichtung seines Landsmanns Varane ein Argument für einen Verbleib sein.

Ein Dreiermittelfeld aus Pogba, Eigengewächs Scott McTominay und dem portugiesischen Superstar Bruno Fernandes wäre wohl die Wunschlösung von Solskjaer. Wenn Pogba tatsächlich gehen sollte, würde man aber wahrscheinlich noch einmal nachlegen - das französische Supertalent Eduardo Camavinga wäre ein möglicher und kostspieliger Ersatz.

Kein finanzieller, aber sportlicher Druck

Sollte United für Keeper David de Gea, der in der vergangenen Spielzeit von Dean Henderson verdrängt wurde, noch einen zahlungswilligen Interessenten finden, würde man dem Spanier wohl keine Steine in den Weg legen. Auch ein paar Leihen und kleinere Verkäufe werden noch bevorstehen - denn der Kader ist aktuell bei aller positiven Tiefe doch noch sehr aufgebläht. Finanziellen Druck verspüren Woodward und Co. aber offenbar nicht - nicht in dieser Saison, in der es endlich wieder einen Titel geben soll. Oder sogar muss.