DFL und DFB suchen neue Führung Die DFL und Seiferts Schatten

Stand: 15.07.2021 18:23 Uhr

Die höchsten Positionen im deutschen Fußball sind zu besetzen. Während schon reichlich Namen bei der Frage nach einer neuen DFB-Präsidentin oder einem DFB-Präsidenten kursieren, ist es um die Nachfolge von Christian Seifert erstaunlich still.

Zwei Mitteilungen gab die Deutsche Fußball Liga am Mittwwoch (14.07.2021) nach ihrer außerordentlichen Mitgliederversammlung heraus. Die eine beschäftigte sich mit dem weiteren Vorgehen im Fall der brisanten Ausnahmen von der 50+1-Regel, die andere fasste weitere Tagesordnungspunkte zusammen, etwa den Beschluss zur Rückkehr der Gästefans in die Bundesligastadien.

Zum "Nachfolgeprozess Christian Seifert", als erstes unter "Sonstiges" auf der Tagesordnung, gab es keinerlei Mitteilung. Im Sommer 2022 läuft der Vertrag des Geschäftsführers aus, und er kündigte schon im Oktober 2020 an, dass er keinen neuen unterschreiben werde.

Seifert führt die DFL seit 2005. Er steht mit seinem Namen für rasantes wirtschaftliches Wachstum, auch für eine Kommerzialisierung, die vor allem von aktiven Fans häufig kritisiert wird. Unter den 36 Profiklubs der Bundesliga und 2. Liga, die sich unter dem Dach der DFL sammeln, genießt er fast durchweg hohes Ansehen, vor allem auch durch seine Führungsstärke während der Pandemie.

Mit deren Folgen werden die Vereine noch länger zu kämpfen haben, umso wichtiger scheint die Nachfolge zu sein. Es stehen Verhandlungen um den Grundlagenvertrag an, der regelt, wie viel Geld der Amateurfußball von den Milliarden abbekommt, die bei den Profis verdient werden.

Aber wer wird verhandeln? Der DFB bestimmt erst während eines Bundestages im ersten Quartal des Jahres 2022 eine neue Präsidentin oder einen Präsidenten. Die DFL will früher die Nachfolge Seiferts regeln. Noch vor dem Start der neuen Bundesligasaison Mitte August soll eine Lösung präsentiert werden. Aber selbst für einen Zeitrahmen gibt es keine Bestätigung.

Lediglich ein Gerücht ist auch, dass die DFL künftig mit einer Doppelspitze plane. Eine Person solle das operative Geschäft führen, die andere die Vermarktung vorantreiben.

Nur wenige Gerüchte um die neue DFL-Spitze

Schwirrten vor der Europameisterschaft schon etliche Namen durch den Raum, die ihr Interesse an der Führung des DFB bestätigten, etwa der von Katja Kraus oder der Sportschau-Expertin Almuth Schult, ist es bei Seiferts Nachfolge bemerkenswert ruhig.

Carsten Schmidt, ehemals Boss beim Bezahlsender "sky" und nun bei Hertha BSC, bestätigte das Interesse, aber er sagte ab und die DFL bestätigte, dass er es nicht werde. Auf die Anfrage der Sportschau, ob der von der "Bild-Zeitung" ins Spiel gebrachte Frank Briegmann ein Kandidat sei, lehnte die Liga eine Stellungnahme ab.

Der 53 Jahre alte Briegmann ist in führender Position bei der Universal Music Group tätig, einem Riesen auf dem Musikmarkt mit einem Umsatz in Milliardenhöhe. Das Unternehmen geht davon aus, dass er dies auch bleiben wird. "Frank Briegmann ist ein hochgeschätztes Mitglied unserer Geschäftsführung und wir freuen uns, dass er seine Arbeit bei uns fortsetzen wird", teilte ein Sprecher der Gruppe auf Anfrage mit.

Auch Seifert war in der Musikbranche tätig, bevor er über eine Zwischenstation bei der schon lange nicht mehr existierenden KarstadtQuelle New Media AG im Fußballbusiness landete.

Sensible Besetzungen

Die Verwerfungen im deutschen Fußball, vor allem der öffentlich ausgetragene Streit zwischen Seifert und dem inzwischen zum Interimspräsidenten aufgerückten DFB-Vize Rainer Koch zeigen, wie sensibel die Besetzungen der Führungspositionen sind.

Der Aufsichtsrat der DFL GmbH mit Peter Peters an der Spitze, dem anderen Interimspräsidenten des DFB, sucht seit Monaten nach geeignetem Personal, unterstützt von einer Personalberatung, die auch schon für den Deutschen Fußball-Bund tätig war. Sie fand Fritz Keller, der dem über mehrere Affären gestolperten Reinhard Grindel als DFB-Präsident folgte. Keller ist seit Mai 2021 auch Geschichte beim DFB. Er galt als Mann der Liga und damit des Profifußballs. "Ganz bestimmt nicht" werde die angesprochene Personalberatung daher bei der Suche nach Kellers Nachfolger*in sorgen, hieß es aus Führungskreisen des DFB.

Dies zeigt die schwierige Gemengelage, in der es die DFL schafft, erstaunlich leise Personal zu suchen, das aus Seiferts Schatten treten wird.