Fußball | WM-Qualifikation Die Ukraine und die WM-Playoffs - Auftrag in Zeiten des Krieges

Stand: 01.06.2022 19:08 Uhr

"Macht alles, um zur WM zu kommen": Die Nationalmannschaft der Ukraine trifft im Halbfinale der WM-Playoffs auf Schottland. Es ist ein wichtiges Spiel, das ein noch wichtigeres Zeichen setzen könnte.

Vor einigen Tagen hat Alexander Zinchenko der BBC ein Interview gegeben, natürlich ging es darin um den Krieg in der Ukraine. Zinchenko, 25, ist wahrscheinlich der begabteste Fußballer der Ukraine, bei seinem Klub Manchester City gilt der Trainer Pep Guardiola als sein Fürsprecher. Ein Großteil seiner Familie sei in relativer Sicherheit, sagte Zinchenko. "Aber man weiß nie, was noch passieren wird."

Zinchenko hat mit der BBC aber auch über Ziele gesprochen. Er wolle den Menschen in der Ukraine "vielleicht für ein paar Sekunden ein Lächeln schenken", sagte Zinchenko. Und einen Plan, wie das funktionieren könnte, hat er auch: Er beginnt mit einem Erfolg in den Playoffs zur Weltmeisterschaft 2022 gegen Schottland. Für die Ukraine ist es das erste Pflichtspiel seit Beginn des Krieges.

Sollte die Ukraine gegen Schottland tatsächlich gewinnen, träfe sie am Sonntag (05.06.2022) im Playoff-Endspiel auf Wales. Ein Sieg dort, und die Ukraine dürfte zur WM-Endrunde nach Katar.

Über Motivation, so sieht Zinchenko das, müsse man da natürlich überhaupt nicht reden. Er sagte: "Dieses Spiel ist eines der wichtigsten in meinem Leben."

Vorbereitung in Slowenien

Einfach wird der Weg zum WM-Ticket nicht, das wird auch Zinchenko wissen. Allein schon die Sache mit der Spielpraxis. Während die Fußballer Schottlands gerade ihre Saison beendet haben, sind im Kader der Ukraine etliche Spieler, die seit Monaten kein Pflichtspiel mehr gemacht haben.

Immerhin hat die Nationalmannschaft der Ukraine ein Benefizspiel gegen Borussia Mönchengladbach bestritten. Vorbereitet hat sich die Mannschaft in Slowenien.

Die Ukraine und die EURO 2020 - Erinnerungen an eine andere Zeit

Bei der Europameisterschaft vor einem Jahr hatte die Ukraine mutig gespielt, und sie hatte Erfolg. Es lag auch an Zinchenko, dass sein Land es immerhin bis ins Viertelfinale schaffte. Nicht mal ein Jahr später wirken die Bilder von damals wie aus einer anderen Zeit. "Als der Krieg begann, war es schwer, sich auf Fußball zu konzentrieren", sagte Zinchenko. All seine Gedanken seien bei den Ukrainern gewesen.

Ganz ähnlich sieht das auch Andrej Jarmolenko, 32, er ist der zweite herausragende Fußballer im Kader der Ukraine. Wie Zinchenko spielt auch Jarmolenko in England, für ihn lief die Saison auch nach Kriegsbeginn weiter. Und doch war plötzlich nichts mehr so, wie es einmal war. Jarmolenko sagte: "Es ist so schwer, im Moment an Fußball zu denken. Die russische Armee tötet täglich Menschen in der Ukraine."

Die Trikots erinnern an bessere Zeiten

Zuletzt, beim Benefizspiel gegen Borussia Mönchengladbach, hatten die Ukrainer Trikots getragen, auf denen die Rückennummern aus den Namen von angegriffenen Städten geformt waren. Auf der Brust war der Umriss einer Ukraine-Karte zu sehen, darauf stand: United for Ukraine, vereint für die Ukraine.

Gegen Schottland darf die Ukraine diese Trikots nicht tragen, politische Botschaften sind in WM-Playoffs nicht erlaubt. Stattdessen wird die Ukraine in den Trikots der EURO 2020 spielen.

"Macht alles, um zur WM zu kommen"

Auch der Mittelfeldspieler Taras Stepanenko, 32, hat der BBC kürzlich ein Interview gegeben. Er hat darin auch über eine Botschaft gesprochen, die er zuletzt oft erhalten hat. "Wir bekommen", sagte Stepanenko, "ständig Nachrichten von unseren Soldaten, und sie haben nur einen Auftrag: Bitte macht alles, um zur WM zu kommen."