Angel Di Maria stützt sich auf seine Knie

Europa League gegen Freiburg Juventus Turin - die "Alte Dame" geht am Stock

Stand: 09.03.2023 11:45 Uhr

Für Juventus Turin ist die Europa League die letzte Chance, um es doch noch in die Champions League zu schaffen. Der SC Freiburg könnte die "Alte Dame" deswegen in eine tiefe Krise stürzen.

Für Juventus Turin ist die Europa League die letzte Chance, um es doch noch in die Champions League zu schaffen. Der SC Freiburg könnte die "Alte Dame" heute (ab 21 Uhr im Live-Ticker bei sportschau.de) deswegen in eine tiefe Krise stürzen.

Wie sehr die Nerven bei Juventus Turin derzeit blank liegen, hat Massimiliano Allegri am vergangenen Wochenende vor Augen geführt bekommen. Nach dem 0:1 bei der AS Rom hätten "einige Spieler in der Umkleidekabine geweint. Wir sind in diesem Moment ein bisschen zerbrechlich", verriet der Trainer.

Punktabzug hinterlässt Wunden

Die Niederlage an sich spielt da jedoch eher eine untergeordnete Rolle, schließlich hatte sich Juve zuvor in einer der besten sportlichen Phasen dieser bislang so enttäuschenden Saison befunden. Vier Ligasiege hatte es in Folge gegeben, das Weiterkommen in der Coppa Italia und den Einzug ins Achtelfinale in der Europa League. Aber die Last des 15-Punkte-Abzugs aufgrund von Bilanzfälschung liegt offenbar enorm schwer auf den Schultern der Spieler.

Fragen und Antworten zum Punktabzug von Juventus Turin

Sportschau

"Im Fußball hat man noch nie eine Situation gesehen, wie sie Juventus in diesem Jahr erleiden muss. Ich muss den Jungs ein Kompliment machen, wir haben noch große Ziele, die wir erreichen wollen", sagte Allegri zuletzt. Nach der Rom-Pleite verwies er dann auf das größte der Ziele: "Wir müssen ruhig bleiben, uns gut erholen und an die Europa League denken."

Freiburg als letzte Chance auf die Königsklasse

Denn bei aller sportlichen Stärke ist dieser Wettbewerb wohl der einzige, über den sich die "Alte Dame" noch für die Champions League qualifizieren kann - und die ist sowohl aus wirtschaftlicher als auch sportlicher Sicht Pflicht für einen derart hochdekorierten Klub. Bedeutet aber auch: Der SC Freiburg kann im Achtelfinale schon das Ende der Königsklassen-Träume bedeuten.

"Das ist ein sehr schwerer Gegner, eine starke und kompakte Mannschaft", warnte Filip Kostic, der das Team von Trainer Christian Streich noch bestens aus seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt kennt: "Wir haben aber die Qualität, die Europa League zu gewinnen und das ist unser Ziel."

Zumal spätestens nach dem vergangenen Wochenende klar ist, dass der Weg über die Liga in die Champions League nicht mehr zu gehen sein wird. Zwölf Punkte hat Juve bei noch 13 ausstehenden Spielen Rückstand auf Rang vier - und auch auf den fünften Platz. Weshalb es in der Liga höchstens nur für die Conference-League-Qualifikation reichen dürfte. "Das Wichtige ist, dass wir auf dem Spielfeld schon 50 Punkte geholt haben und damit Zweiter wären", hatte Allegri dieser Bilanz vor dem Rom-Spiel noch verbal getrotzt.

Vlahovic-Deal lohnt sich bislang vor allem für den Verkäufer

Doch die Situation ist auch abgesehen vom Punkteabzug durchaus vertrackt. Exemplarisch dafür stehen zwei Personalien: Dusan Vlahovic und Paul Pogba. Vlahovic wechselte im Januar 2022 für über 80 Millionen Euro nach Turin und galt als ganz große Nummer auf dem Stürmermarkt neben Erling Haaland, der aktuell in der Premier League bei Manchester City Torrekorde bricht. Doch der 23-Jährige hat seitdem erst 19 Pflichtspieltreffer erzielt, ist in den Spielen oft ein Fremdkörper.

Dusan Vlahovic

Bislang zu häufig Fremdkörper: Juventus-Stürmer Dusan Vlahovic

Von seinem Ex-Klub AC Florenz gab es deswegen zuletzt schon Hohn und Spott. "Wir haben für Arthur Cabral und Luka Jovic zusammen 15 Millionen Euro gezahlt und sie haben wettbewerbsübergreifend bereits 20 Tore erzielt. Vlahovic hingegen hat in Turin zehn Tore erzielt, zwei davon per Elfmeter", sagte Präsident Rocco Commisso. Vlahovic habe "halb so viele Tore erzielt wie unsere beiden Spieler. Und wir haben 70 Millionen Euro verdient, das war ein hervorragender Deal."

Die Zahlen stimmen zwar nicht, die Rechnung bleibt dennoch eine, die die "Fiorentina" aktuell zum Sieger des Deals auserkoren könnte. Denn Vlahovic wurde geholt, um Juve endlich wieder den Titel in der Champions League zu bescheren. Seit 27 Jahren sehnt sich der Klub nach dem Henkelpott, scheiterte 2015 und 2017 im Finale. Doch in diesem Jahr gab es erstmals seit der Saison 2013/14 sogar schon das Ausscheiden in der Gruppenphase.

Pogba verkörpert noch nicht den "Champion"

Dabei wurde im Sommer mit Pogba noch ein großer Hoffnungsträger verpflichtet, der im Tandem mit Vlahovic Erfolge bringen sollte - aber bisher vor allem Probleme brachte. "Er ging als Junge und kehrt als Mann und Champion zurück. Aber eines hat sich nicht geändert: der Wunsch, noch einmal gemeinsam unvergessliche Kapitel der Vereinsgeschichte zu schreiben. Pogba ist zurück und wir könnten nicht glücklicher sein", war das offizielle Statement, als der Franzose nach sechs Jahren bei Manchester United zurückkehrte.

Doch Pogba fiel sofort aufgrund einer Meniskusverletzung aus, ließ sich erst im September operieren und machte vieles auf eigene Faust, anstatt sich mit dem Verein abzusprechen. Sein Ziel war die Winter-WM in Katar, die er jedoch auch verpasste. Erst Ende Februar feierte der Mittelfeldspieler sein Comeback, bisher reichte es aber nur zu zwei Kurzzeiteinsätzen.

Zu spät zum Mannschaftsessen - Pogba fehlt gegen Freiburg

Für das Achtelfinal-Hinspiel gegen Freiburg wurde Pogba kurzfristig aus dem Kader gestrichen, weil er am Abend vor der Begegnung zu spät zum gemeinsamen Essen erschien - es passt zu Pogbas derzeitigen Situation in Turin.

Dabei hätte die "Alte Dame" jede Unterstützung gebrauchen können. Emotional und sportlich geht sie aktuell am Stock. Doch selbst der könnte mit den Spielen gegen Freiburg am Donnerstag (09.03.2023) und eine Woche später im Breisgau zu Bruch gehen.