DFL-Treffen in Frankfurt 50+1-Regel: Profifußball vertagt Entscheidung

Stand: 14.07.2021 18:22 Uhr

Zeitspiel statt Schnellschuss: Der deutsche Profifußball hat eine Entscheidung über die 50+1-Regel verschoben. Bei ihrem Treffen am Mittwoch (14.07.2021) in Frankfurt einigten sich die Bosse der 36 Profiklubs darauf, dass das Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) erst einmal die Lage sondieren soll.

"Vorgesehen ist, dass das DFL-Präsidium im nächsten Schritt zu der vorläufigen Einschätzung des Bundeskartellamts schriftlich gegenüber der Behörde Stellung nimmt", hieß es von der DFL. "Ziel ist es, kartellrechtskonforme Lösungsansätze zu entwickeln, die im Interesse aller 36 Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga sind."

Damit ist klar, dass die DFL trotz der unterschiedlichen Interessenslagen innerhalb der Liga weiterhin eine einvernehmliche Lösung anstrebt. Wie die aussehen soll, bleibt allerdings offen. Der große Knall zwischen Befürwortern und Gegnern der Investorenregel sowie mögliche juristische Auseinandersetzungen sollen aber in jedem Fall vermieden werden.

Brisante Situation

"Ich rate allen Seiten zur Beweglichkeit", mahnte Vorstandssprecher Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt: "Bekommen wir keine einvernehmliche Lösung hin, steht die Liga vor einer Zerreißprobe." Dessen war sich auch Christian Seifert bewusst. Deshalb hatte der scheidende DFL-Boss zuletzt Gespräche mit den Chefetagen von Bayer Leverkusen, dem VfL Wolfsburg und der TSG Hoffenheim geführt.

Das Bundeskartellamt hatte Ende Mai festgestellt, dass die 50+1-Regel im Grundsatz mit dem Kartellrecht vereinbar sei, gleichzeitig aber die derzeit geltenden Ausnahmegenehmigungen für die konzern- oder investorengeführten Bundesligisten aus Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim kritisiert.

Für diese drei Klubs gilt aktuell eine Ausnahmeregel, weil ihre Investoren seit mehr als 20 Jahren aktiv sind. Dass die Geldgeber in der Vergangenheit mehrmals die Verluste der Klubs ausgeglichen haben, sehen Kritiker als Wettbewerbsverzerrung. Auch das Kartellamt hatte kritisiert, dass die einheitliche Anwendung und Durchsetzung der Regel durch geltende Ausnahmeregelungen nicht sichergestellt sei.

"ProFans" fordert Festhalten an 50+1

Sowohl die Fans als auch ein Großteil der Vereine plädieren für den Erhalt der 50+1-Regel, die 1998 eingeführt wurde und verhindern soll, dass finanzstarke Unternehmer die Mehrheit und damit die Kontrolle bei einem Klub übernehmen. In Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim möchten sie ihre Sonderrechte allerdings gerne behalten. Die Klubs behalten sich eine Klage gegen die 50+1-Regelung vor. Bei einem Erfolg vor Gericht könnte das zu einem Wegfall der Regeln führen.

Vor dem Treffen der Profiklubs hatte das Bündnis ProFans zum Festhalten an 50+1 aufgerufen. "Die 50+1-Regel ist die letzte Bastion, die die demokratischen Mitbestimmungsrechte der Vereinsmitglieder bewahrt und die verhindert, dass allein die wirtschaftlichen Interessen von Investoren über das Schicksal der Lizenzmannschaften entscheiden", sagte ProFans-Sprecher Jörn Brauer. 50+1 soll den Einfluss von Investoren begrenzen und den vereinsgeprägten Charakter erhalten. Demnach muss die Mehrheit der Stimmrechte stets beim Klub liegen.

Dortmund und Köln klar pro 50+1

Auch viele andere Klubs wie Borussia Dortmund und der 1. FC Köln hatten sich zuletzt noch einmal klar pro 50+1 positioniert. "In meiner Amtszeit haben wir beim BVB nie auch nur eine Sekunde über die Abschaffung von 50+1 diskutiert und haben nicht vor, daran etwas zu ändern", sagte Dortmunds Präsident und Ex-Ligachef Reinhard Rauball. Zuletzt stand 50+1 nach langwierigen Debatten vor über drei Jahren im Mittelpunkt.

Im März 2018 stimmten 18 Klubs in einer viel beachteten Grundsatzentscheidung für den Erhalt der Regel, vier Vereine waren dagegen, der Rest enthielt sich. Schon damals war nach dem differenzierten Votum klar, dass die Streitfrage nicht endgültig vom Tisch sein wird.