Fans des 1. FC Köln

Auswärtsspiel in Stuttgart Wegen Polizeikontrolle - Kölner Fans verpassen Spiel

Stand: 18.02.2023 20:18 Uhr

Rund 500 Fans des 1. FC Köln haben das Spiel beim VfB Stuttgart verpasst. Hintergrund ist eine Polizeikontrolle.

Nach Angaben der Fan-Hilfe "Kölsche Klüngel", die Fans des 1. FC Köln bei Problemen mit Polizei und Justiz unterstützt, wurden mehrere Busse von der Polizei zur Durchführung von Kontrollen von der Autobahn geleitet. Die Fans verweigerten die Maßnahme.

Begründung: Die "mehrstündige Prozedur" hätte es unmöglich gemacht, das Spiel rechtzeitig zum Anpfiff am Karnevalssamstag (18.02.2023/15.30 Uhr) zu erreichen. "Das wäre utopisch gewesen", sagte ein Vertreter der Fan-Hilfe im Gespräch mit dem WDR. Die Polizei habe daraufhin die Busse zurück nach Köln geschickt. Im Gästebereich blieben zahlreiche Plätze leer.

Kölns Sportchef Christian Keller sagte nach dem Spiel: "Die Polizeikontrolle soll wohl recht intensiv angedacht gewesen sein, und dann haben die Insassen in Verbindung mit der Polizei entschieden, dass sie so spät erst zum Spiel kommen würden, dass sie gleich wieder heimfahren. Ich kann das nicht abschließend beurteilen."

Polizei: Erfahrung mit Kölner Fans ausschlaggebend für Kontrolle

Die Polizei Stuttgart bestätigte dem WDR, dass die Kontrolle um 14.30 Uhr ablaufen sollte. Sechs Busse aus dem Kölner Raum sollten kontrolliert werden, geschehen sollte das auf einem Parkplatz in Waiblingen, rund elf Kilometer vor dem Stadion. "Ein Bus wurde auch kontrolliert und war unverdächtig, er ist weitergefahren", sagte Thomas Ulmer, Sprecher der Polizei Stuttgart.

Die Kontrolle sollte wegen Erfahrungen mit Kölner Fans aus den Vorjahren stattfinden. "Es gab mehrere Vorfälle in den letzten Jahren", sagte Ulmer. Deshalb sei die Partie im Vorfeld als "Risikospiel" eingestuft worden. Im Mai 2022 sei von Kölner Seite viel Pyrotechnik gezündet worden. Zudem habe es Auseinandersetzungen mit Stuttgarter Fans gegeben, so Ulmer. Die Bundespolizei Baden-Württemberg teilte auf Anfrage des WDR mit, dass die Anreise von Kölner Fans per Bahn störungsfrei verlaufen sei. Die Polizei Stuttgart berichtete später dagegen von "massiven Störungen" durch 80 FC-Fans, die deshalb einen Zug in Mainz hätten verlassen müssen.

Die Fan-Hilfe ließ offen, ob sie die Kontrolle auf ihre Rechtmäßigkeit prüfen lassen wird. "Dafür fehlen uns noch Informationen und die Grundlage für die Maßnahme", sagte ein Vertreter der Fan-Hilfe.

Beamte mit Maschinenpistolen am Stadion, Karnevalsschminke verboten

Unter Kölner Fans waren weitere Sicherheitsmaßnahmen in der Diskussion. An Karneval reisen viele Fans verkleidet zu Spielen. Unter den Vorgaben für das Spiel waren Verkleidungen verboten, die das Gesicht bedecken. Hinzu kam der Satz: "Karnevalistisch geschminkten Personen wird der Zutritt in das Stadion verwehrt." Dabei geht es um eine Identifizierung von Personen bei Fehlverhalten - viele Fans empfinden das Vorgehen als überzogen.

Kritisiert wurde unter Fans auch ein martialisches Auftreten der Polizei. Am Gästebereich standen Beamte mit Maschinenpistolen. Der Grund für das Mitführen von Maschinenpistolen sei "die Sicherheitseinschätzung des Polizeipräsidiums Stuttgart", sagte Polizeisprecher Ulmer.

Immer wieder Konflikte zwischen Fans und Polizei

Zwischen Fußballfans und Polizei kommt es bei Spielen immer wieder zu Konflikten. Zuletzt fand ein Vorfall in Wolfsburg große Beachtung. Vor dem Bundesligaspiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Werder Bremen wurden etwa 600 bis 800 Werder-Fans am Wolfsburger Hauptbahnhof kontrolliert. Die Polizei argumentierte, sie habe verhindern wollen, dass Pyrotechnik ins Stadion gebracht wird.

Beide Klubs kritisierten das Vorgehen. Der damalige niedersächsische Innenminister Boris Pistorius bat später um Entschuldigung. Einem von ihm angeforderten Bericht zufolge hätten für die sogenannten Kontrollstellen in Wolfsburg "nicht die notwendigen Voraussetzungen" vorgelegen.