Die Freiwasser-Staffel um Oliver Klemet, Lea Boy, Leonie Antonia Beck und Florian Wellbrock (l-r) gewann WM-Gold.

Schwimm-WM in Budapest Erfolge im Freiwasser und vom 3-Meter-Brett

Stand: 26.06.2022 20:18 Uhr

In einem chaotischen WM-Rennen mit vier Disqualifikationen holt Deutschlands Freiwasser-Staffel Gold. Ein neues Sprung-Duo feiert Bronze.

Florian Wellbrock hielt sich am Anschlagbalken fest und reckte den Zeigefinger in die Luft. Mit einem starken Schlussspurt holte der deutsche Vorzeigeschwimmer für die 4x1500-Meter-Mixed-Staffel im Freiwasser die erste Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften in Budapest.

Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Lea Boy, Oliver Klemet und Leonie Beck feierte er anschließend auf dem Siegerpodest den Erfolg, der auch für ihn persönlich wichtig war.

Nach Silber über 800 Meter Freistil und nur 18 Stunden nach Bronze über 1500 Meter hinter dem Italiener Gregorio Paltrinieri und Bobby Finke aus den USA gab es nun das erste ersehnte Gold. "Der Medaillensatz ist jetzt erstmal komplett und alles, was jetzt kommt, ist on top. Es ist schon mal schön, Bronze, Silber und Gold zusammen zu haben", sagte Wellbrock.

Chaotisches Rennen im Lupa-See

In einem durchaus als chaotisch zu bezeichnenden Wettbewerb im 26 Grad warmen Lupa-See am äußeren Stadtrand von Budapest hatte Boy zuvor die Deutschen bereits auf der ersten Runde in Führung gebracht. Auch, weil sich gleich vier Nationen an der letzten Boje verschwammen, abkürzten und daraufhin disqualifiziert wurden.

Klemet baute die Führung aus, ehe Beck gegen drei starke Männer wieder in leichten Rückstand geriet. "Ich wollte den Rückstand so gering wie möglich halten", sagte Beck, die als Vierte mit acht Sekunden Rückstand wechselte.

Trainer Berkhahn: "Das hat er meisterhaft gemacht"

Wellbrock machte die entscheidende Zeit gut, schwamm immer Innenbahn, um im Schlussspurt allen davon zu fliegen. "Es war ganz schön, mal ohne den Bobby Finke den Sprint machen zu können", sagte Wellbrock und sein Trainer Bernd Berkhahn lobte: "Das hat er meisterhaft gemacht, taktisch war er sehr, sehr gut. Er war weder für Ungarn, noch für Italien zu halten. Da hat man gemerkt, was er eigentlich drauf hat."

Auf seiner Paradestrecke über 1.500 Meter im Becken hatte sich Wellbrock etwas verpokert. "Er hat sich zu sehr auf Bobby Finke konzentriert. Das war etwas zu verhalten. Und sie haben Gregorio schwimmen lassen. Das war ein Fehler von beiden", kritisierte Bundestrainer Berkhahn.

Berkhahn lobt Beckenschwimmer

Der Italiener zog vom Start weg los, durchpflügte das Becken der Duna Arena in einem Wahnsinnstempo und brachte schnell drei Längen Vorsprung zwischen sich und die Konkurrenz. Über drei Sekunden unter Weltrekord waren teilweise seine Zwischenzeiten. "Ich wusste, dass Gregorio schnell angehen würde, aber dass er so schnell ist, hätte ich nicht gedacht", sagte Wellbrock.

Berkhahn lobte zum Abschluss den Auftritt der zehn in Budapest angetretenen deutschen Beckenschwimmer, die vier Medaillen und zahlreiche Finalplatzierungen erreichten und für das beste Ergebnis seit 2009 gesorgt hatten. "Es war unfassbar. Vor allem auch der letzte Tag. Alle Sportler, die noch nicht abgereist waren, standen in den Finals. Ich weiß nicht, ob es das jemals im DSV schon gegeben hat", sagte Berkhahn.

Wasserspringer Rüdiger/Barthel holen Bronze

Angespornt von den erfolgreichen Auftritten der Schwimmer starteten auch die Wasserspringer mit einem überraschenden Erfolg in die WM. Lars Rüdiger und Timo Barthel gewannen Bronze im Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett hinter China und Großbritannien. Überraschend war das vor allem deshalb, weil das Duo erst seit Dezember zusammen trainiert. Barthel stieg als Nachfolger von Rekordeuropameister Patrick Hausding ein, da dieser seine Karriere beendet hat.

Die Synchronspringer Timo Barthel (r.) und Lars Rüdiger (l.) in Aktion

Die Synchronspringer Timo Barthel (r.) und Lars Rüdiger (l.) in Aktion

"Für mich ist das ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist", sagte Barthel. "Ich glaube, ich kann seit zwei Wochen nicht mehr schlafen, weil ich immer von dieser Medaille träume. Und jetzt das mit Lars geschafft zu haben, ist für mich einfach unfassbar", sagte der 26-Jährige. Bundestrainer Lutz Buschkow freute sich, "dass die Fußstapfen von Patrick zumindest ein bisschen gefüllt sind. Es war ein schöner, spannender Wettkampf und für die Wasserspringer ein Auftakt nach Maß."