Gegen Spanien unter Druck Polen - dem Geheimfavoriten droht das Aus

Stand: 18.06.2021 21:35 Uhr

Nach der Niederlage gegen die Slowakei muss Polen gegen Spanien punkten, ansonsten droht bereits das Aus in der EURO. Wieder mal hängt alles an Lewandowski, der aber seit Jahren zu wenig Unterstützung bekommt.

Seit Jahren ist es gang und gäbe, bei der Frage nach den Geheimfavoriten bei großen Turnieren die polnische Nationalmannschaft zu nennen. Auch in diesem Jahr nannten viele die Polen als möglichen Anwärter auf den Titel, sofern die großen Nationen wie Frankreich, Portugal, Deutschland oder England ins Straucheln geraten. Doch wie schon so oft in den vergangenen Jahren drohen die Polen wieder zu einer Enttäuschung zu werden.

Alle Augen auf den Weltfußballer gerichtet

Dabei waren die Hoffnungen so groß wie nie, aber sie standen auch auf alles andere als breiten Füßen. Im eigenen Land sind die Erwartungen eigentlich nur aus einem Grund so groß: Robert Lewandowski. Der aktuelle Weltfußballer und frischer Rekordtorschütze der Bundesliga-Geschichte mit 41 Toren in einer Saison sei der Grund, an den ganz großen Wurf zu glauben. Aber schon im ersten Spiel zeigte sich das polnische Problem: Lewandowski braucht auch gute Mitspieler - und die fehlen.

Von den Spielern her ist der polnische Kader zwar mit klangvollen Namen wie Grzegorz Krychowiak (Dinamo Moskau), Piotr Zielinski (SSC Neapel) oder Mateusz Klich (Leeds United), die in ihren Ligen bereits ihre Klasse bewiesen haben. Doch die großen Lewandowski-Unterstützer konnten sie noch nie sein, zumindest bei den großen Turnieren.

Lewandowski kann sich nicht auf seine Tore konzentrieren

Und offenbar auch bei der EURO 2020 nicht. In der ersten Partie gegen die Slowakei (1:2) enttäuschten die Polen auf ganzer Linie, Lewandowski musste sich aufgrund des schwachen Spiels nach vorne immer wieder den Ball aus einer defensiveren Position holen, um Bindung zu haben. "Robert war ein bisschen allein. Aber er hat sich für das Team geopfert und alles gegeben, was er konnte. Es geht nicht nur darum, was Robert mit dem Ball geleistet hat, sondern auch ohne", sagte sein Trainer Paulo Sousa.

"Robert hat unheimlich viel in der Defensive gearbeitet, als wir zu zehnt waren. Er hatte auch eine klare Kopfball-Chance und hat eine gute Chance eingeleitet. Er hat viel gearbeitet, um Räume zu schaffen", sagte der Polen-Coach weiter. Aber seinem Hauptjob konnte Lewandowski im Trikot der Nationalmannschaft nicht wie gewohnt nachkommen - genau wie bei seinen bisherigen Welt- und Europameisterschaften. Bei großen Turnieren hat der 32-Jährige in zwölf Spielen erst zwei Tore erzielt.

"Endspiel" gegen Spanien

Und weil Polen derart abhängig von seinem Top-Stürmer ist, droht beim Spiel gegen Spanien am Samstag (19.06.2021, 21 Uhr) wie bei der EM 2012 und der WM 2018 das Ausscheiden in der Gruppenphase. Beim EM-Turnier 2016 schafften es die Polen immerhin in Viertelfinale und scheiterten dort erst im Elfmeterschießen am späteren Europameister Portugal.

Trotz des schwachen Auftakts haben Lewandowski und Co. die Hoffnung noch nicht aufgegeben, bei dieser EURO wieder ähnlich erfolgreich zu sein. "Wir haben keine Angst. Wir müssen diszipliniert sein und die Partie als Endspiel sehen", sagte der Bayern-Star vor dem Duell gegen Spanien, das nach dem 0:0 gegen Schweden ebenfalls unter Druck steht.

Die Iberer gehen deutlich martialischer ins Spiel und sind sich auch bewusst, dass sie den Polen am meisten schaden können, wenn sie Lewandowski nicht zur Entfaltung kommen lassen. "Unsere Innenverteidiger werden ihn auffressen", versprach Ferran Torres. "Wir müssen dafür sorgen, dass er den Ball erst gar nicht bekommt", sagte Spaniens Trainer Luis Enrique. Und dann wäre der Geheimfavorit Polen schon so gut wie raus aus dem Turnier.