EURO 2020 im Zeichen von Corona Rom fiebert EM-Start und Fan-Comeback entgegen

Stand: 10.06.2021 23:44 Uhr

Wenn Italien und die Türkei am Freitag die EURO 2020 eröffnen, werden endlich wieder Fans im Stadion sein. Obwohl die Corona-Regeln eine ausgelassene Fußball-Party verhindern, steigt die Vorfreude. Lange Gesichter gibt es nur in der Türkei.

Die Zeit der Geisterspiele ist vorbei. Die Sehnsucht vieler Fußballfans wird in den kommenden Tagen und Wochen gestillt und die Stadien werden wieder mit Leben gefüllt. In allen elf EM-Arenen sind Zuschauer zugelassen, den Anfang macht am Freitag (21 Uhr) das altehrwürdige Olimpico in Rom mit dem Eröffnungsspiel der EURO 2020 zwischen Italien und der Türkei. "Es ist etwas sehr Schönes, ich werde die Hymne mitsingen wie noch nie", frohlockte Italiens Nationalspieler Manuel Locatelli angesichts der zumindest teilweise gefüllten Ränge. Endlich wieder Stimmung.

Das Leben kehrt nach Italien zurück

In der Stadt und dem durch die Corona-Pandemie so gebeutelten Land ist die Euphorie spürbar. Das Leben, das monatelang stillstand, ist dank steigender Impfzahlen und sinkender Infektionsraten wieder angelaufen. In Rom, das derzeit bei einer Inzidenz von 24,1 liegt (Stand: 07.06.2021), sind die Bars und Cafés wieder gut gefüllt. Auf den Straßen muss zwar weiter eine Maske getragen werden und um Mitternacht greift die Ausgangssperre. Pasta essen, Wein trinken und gemeinsam der "Squadra Azzurra" die Daumen drücken ist aber möglich. Dolce Vita in der Corona-light-Variante.

Bei aller Vorfreude auf das Fan-Comeback ist aber auch klar, dass das EURO-Erlebnis mit einem Stadionbesuch aus Vor-Corona-Zeiten nicht viel gemeinsam haben wird. Fangesänge und laute Anfeuerungen sind in Rom zwar durchaus erwünscht, für Spontanität und Jubeltrauben ist aber wohl eher kein Platz. Wie die UEFA mitteilte, müssen alle Tifosi strenge Regeln beachten und sich strikt an die Maßgaben halten. "Denkt daran, dass das kein normaler Stadionbesuch wird", heißt es in den offiziellen Covid-19-Richtlinien.

Im Stadion gelten strenge Regeln

Doch was genau erwartet die Fans am Freitag in Rom? Laut der aktuellen Planungen der UEFA sind derzeit insgesamt 16.000 genesene, geimpfte oder getestete Zuschauer zugelassen, die sich zudem vor Ort mit einem Thermoscanner die Körpertemperatur messen lassen müssen. EM-Fieber ist erlaubt, aber eine erhöhte Temperatur führt zum kurzfristigen Ausschluss. Wichtig zudem: Die Tests dürfen nicht älter als 48 Stunden sein und müssen in Italien durchgeführt werden. Im Stadion besteht Maskenpflicht, beim Einlass gibt es individuelle Zeitfenster und feste Zugänge. Ausdrücklich verboten: Umarmungen, High Fives und Händeschütteln.

Unkompliziert geht sicher anders, angesichts der Aussicht auf ein EM-Spiel sind die Regeln aber wohl für alle Fans verkraftbar und auch von möglichen Auswärtsfans zu stemmen. Die Tatsache, dass insgesamt 2.300 der rund 16.000 verfügbaren Tickets in die Türkei gingen und dort reißenden Absatz fanden, unterstreicht das.

Türkische Fans dürfen nicht einreisen

Ärger gibt es im Fanlager des italienischen Gegners dennoch. Der Grund: Trotz gültiger Eintrittskarten werden die türkischen Anhänger das Spiel nicht besuchen dürfen. Da die Einreise nach Italien für Nicht-EU-Bürger aus touristischen Zwecken weiter verboten ist, bleiben die türkischen Anhänger in ihrem Heimatland und auf den Karten sitzen. Wie die italienische Tageszeitung "La Repubblica" berichtet, konnten auch mehrere hundert Protestbriefe an die italienische Botschaft daran nichts ändern. Eine Sonderregelung für EM-Groundhopper wird es nicht geben.

Wie viele der Einzelsitze, die in alle Richtungen einen Meter voneinander entfernt sind, am Freitag letztlich wirklich besetzt sein werden, ist somit nicht abschließend vorhersehbar. So oder so ist aber klar, dass die italienische Nationalelf eine ganze Nation im Rücken haben wird. "Wir wissen, dass unsere Partien ein Moment der Einigkeit für Millionen von Italienern sein werden", schrieb Nationaltrainer Roberto Mancini am Donnerstag in einem offenen Brief: "Es werden Momente der Freude, die uns kurz das vergangene Jahr vergessen lassen." Einen besseren Ort für den EM-Start und die Fan-Rückkehr hätte sich die UEFA wohl nicht aussuchen können.