Schweiz Vladimir Petkovic - Mr. Cool und die komplizierten Schweizer

Stand: 01.07.2021 16:09 Uhr

Trainer Vladimir Petkovic hat die Schweiz erstmals in ein EM-Viertelfinale geführt - der größe Erfolg der "Nati". Doch das Verhältnis zu den Eidgenossen ist nicht leicht. Gibt der Coach sein Amt nach dem Turnier ab?

Nach dem sensationellen EURO-Erfolg gegen Frankreich bekam die Schweizer Nationalmannschaft die Würdigung, die ihr in der Vergangenheit oftmals verwehrt blieb. Sie habe ausgesprochen reif gewirkt und sei immer dem Stil von Trainer Petkovic treu geblieben, dieser grundsätzlich offensiven Art des Spiels, kommentierte die "Neue Zürcher Zeitung".

"Überragend gecoacht"

"Die Schweiz zeigte gegen Frankreich eine herausragende Leistung. Sie wurde von Vladimir Petkovic perfekt eingestellt und überragend gecoacht", sagte der langjährige Bundesligatrainer Ottmar Hitzfeld dem "Blick".

Bestnoten also nicht nur für die Spieler der "Nati", sondern vor allem auch für ihren Trainer. Vladimir Petkovic hat die Schweiz erstmals seit der WM 1954 ins Viertelfinale bei einem großen Turnier geführt. Für den 57-Jährigen ist es der nächste Schritt auf der Erfolgsleiter nach oben. Im Sommer 2014 hatte er den Job von Hitzfeld übernommen.

Punkteschnitt besser als bei Hitzfeld und Kuhn

Schon bei der EM 2016 wie auch bei der WM 2018 führte Petkovic die Schweizer in die K.o.-Runde, wo dann jeweils Endstation war. Petkovics Punkteschnitt in nunmehr 77 Länderspielen liegt über dem seiner Vorgänger Hitzfeld und Jakob "Köbi" Kuhn.

Und trotz dieser Erfolge ist es keine einfache Beziehung zwischen ihm und den Eidgenossen. Team und Trainer stehen unter ständiger kritischer Beobachtung, die Akzeptanz könnte größer sein. Wenn es um die Probleme der Schweizer mit ihrer Nationalmannschaft geht, werden stets auch Fragen nach der Herkunft laut.

Wie viel Schweiz stecke letztlich in Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri, Breel Embolo oder Haris Seferovic? Und wie schweizerisch ist eigentlich der in Sarajevo geborene Trainer? Das sind Themen, mit denen sich die Menschen immer wieder befassen würden, berichtet die "Süddeutsche Zeitung".

Vaseline auf den Kopf

Als es bei dieser EURO anfangs nicht lief, meldeten sich diese Stimmen dann auch wieder zu Wort. Vor dem Spiel gegen Frankreich gab sich der für seine Coolness bekannte Petkovic gelassen. "Ich bin das seit sieben Jahren gewohnt", erklärte er: "Ich habe mir ein bisschen Vaseline auf den Kopf gestrichen, so konnte das Wasser ablaufen. Ich spüre nichts."

Den fehlenden Bezug zum Land kann man dem Vater zweier Töchter dabei wahrlich nicht nachsagen. Im Alter von 24 Jahren kam er Ende der 80er Jahre in die Schweiz, wo der junge Petkovic vor allem im italienischsprachigen Teil lebte und zunächst Rechtswissenschaften studierte.

Als Profi konnte er bei seinen Stationen in Chur, Sion oder Bellinzona nie richtig Fuß fassen. Parallel zum Fußball arbeitete Petkovic zeitweise als Sozialarbeiter bei der Caritas, ehe er dann beruflich voll auf die Trainerkarte setzte.

Gerüchte um Fenerbahce

Über die Young Boys Bern, Samsunspor, den FC Sion und Lazio Rom kam Petkovic 2014 zum Schweizer Verband, wo er direkt bei der A-Nationalmannschaft einstieg.

Wie lange diese Liaison noch hält, ist allerdings fraglich. Auf Schweizer Internetportalen wird heftig über einen Wechsel Petkovics zu Fenerbahce Istanbul spekuliert. Petkovic sei Dauerthema in den türkischen Medien, heißt es, er habe bereits mit Fener-Boss Ali Koc verhandelt.

Von Petkovic selbst gibt es keine Aussagen. Noch ist sein Weg mit der Schweiz nicht zu Ende. Und wer weiß, sollte es für die "Nati" noch einige Zeit bei diesem Turnier weitergehen, könnte es ja doch noch etwas werden mit dem Trainer und den Eidgenossen.