50. Länderspiel mit der Ukraine Andrej Schewtschenko - Startrainer mit System

Stand: 20.06.2021 23:54 Uhr

Andrej Jarmolenko und Alexander Sintschenko sind Hochkaräter im ukrainischen Fußball. Aber der Star ist der Trainer: Andrej Schewtschenko geht am heutigen Montag (ab 17.15 Uhr live im Ersten und auf sportschau.de) gegen Österreich in sein 50. Länderspiel als Coach.

Gut, dass im Fußballdachverband der Ukraine auch Geduld eine Tugend ist. Denn der große Schewtschenko begann seine Laufbahn als Chefcoach der Nationalmannschaft mit einem Desaster. In einer vergleichsweise simplen Gruppe verpassten die Gelb-Blauen 2016/17 die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Russland, unter anderem, weil sie gegen den späteren Gruppensieger Island in zwei Spielen nur einen Punkt holten.

Tausendsassa auch neben dem Platz

Schewtschenko durfte dennoch weitermachen, weil sein Name in der Heimat Donnerhall hat. Er hat als Vereinsspieler die Ukraine in Europa groß gemacht. "Schewa" gewann mit dem AC Mailand 2003 die Champions League, wurde in der Serie A zweimal Torschützenkönig (98/99 und 2005/06) und 2004 sogar Europas Fußballer des Jahres. Auch wenn ihm Jarmolenko mittlerweile recht nahe gerückt ist, ist Schewtschenko immer noch Rekordtorjäger seines Landes, 48 Mal traf er für die Ukraine.

Seine Landsleute verehren Schewtschenko aber auch, weil er nicht nur für Fußball steht, sondern auch neben dem Platz Beeindruckendes geleistet hat und leistet. Noch während seiner Zeit bei Dynamo Kiew schloss er ein Sportstudium ab, 2011 belegte er - auch noch als Fußballprofi aktiv - Rang zwei bei den nationalen Golf-Meisterschaften seines Landes. Dazu führt er eine skandalfreie Ehe mit einem amerikanischen Topmodel, mit dem er vier Söhne hat.

Starke Punktequote

Trotz seines Fehlstarts bei der Nationalmannschaft schreibt Schewtschenko mittlerweile auch dort eine Erfolgsgeschichte. Von seinen 49 Länderspielen auf der Bank hat er 24 gewonnen und nur zwölf verloren, sein Punkteschnitt liegt bei 1,73.

Sein System hat er anfangs lange gesucht und inzwischen gefunden: 4-3-3 offensiv. So hat er jetzt bei der EURO in einem begeisternden Spiel nur knapp mit 2:3 gegen die Niederlande verloren und anschließend Nordmazedonien 2:1 niedergerungen.

Remis gegen Österreich reicht

In der WM-Qualifikation 2016/17 war er noch schwer auf der Suche, bei seinem Debüt gegen Island (1:1) setzte er auf ein 4-4-2 mit Doppel-Sechs, wechselte anschließend zum 4-1-4-1, verwarf das aber auch wieder, probierte das 4-3-3, dann ein 4-5-1 und bei der folgenschweren 0:1-Niederlage gegen die später qualifizierten Kroaten ein 4-2-3-1.

Mit einem Sieg am Montag (21.06.2021) gegen Österreich, je nach Ausgang des Parallelspiels aber auch mit einem Unentschieden, kann Idol Schewtschenko seine Landsleute mit dem Achtelfinaleinzug beglücken. Doch eng damit verbunden ist auch eine Sorge der Fußballfans seines Landes: Ein Mann mit seinem Ruhm wird den Job nicht ewig machen.

Traum vom AC Mailand

Schewtschenko selbst hat auch schon lange durchblicken lassen, dass es ihm eine Ehre sein würde, irgendwann seinen Ex-Klub AC Mailand zu coachen. Sein Trainerstab in der Ukraine scheint dafür auch schon wie gemalt: Sein Assistent ist Milan-Legende Mauro Tassotti, Techniktrainer Andrea Maldera hat ebenfalls eine große Vergangenheit bei den "Rossoneri". Auch Athletiktrainer Andrea Azzalin und Videoanalyst Luigi Nocentini sind Weggefährten Schewtschenkos, so dass sehr viel dafür spricht, dass nach seiner Zeit als Nationaltrainer ein kompletter Neuaufbau stattfinden müsste.