EURO 2020 Österreich - Fodas Kampf gegen die Kritiker

Stand: 12.06.2021 22:00 Uhr

Österreich startet gegen Nordmazedonien ins EM-Turnier. Begeisterung ist in der Alpenrepublik nicht zu spüren, auch weil das Vertrauen in Trainer Franco Foda nicht sonderlich groß zu sein scheint. Dabei hat der 55-Jährige eine gute Bilanz vorzuweisen.

Es gehört zur Jobbeschreibung eines Teamchefs, dass er sich der öffentlichen Kritik aussetzen muss. Es gibt nicht nur in Deutschland rund 80 Millionen Bundestrainer. Auch in der Alpenrepublik Österreich gibt es sehr viele - rund 8,9 Millionen - selbsternannte Experten, die vermeintlich vieles besser wissen als diejenigen, die dafür zuständig sind. Womit wir bei Franco Foda angekommen wären. Der 55-Jährige gebürtige Mainzer ist seit 2017 verantwortlich für das ÖFB-Team. Und seitdem steht er eigentlich auch schon in der Kritik.

Fodas Bilanz kann sich indes sehen lassen. 21 Siege in 35 Spielen und damit eine Erfolgsquote von 60 Prozent sind ein durchaus vorzeigbarer Wert. Mit einem Punkteschnitt von 1,94 Zählern pro Spiel ist Foda der erfolgreichste ÖFB-Trainer aller Zeiten. In Pflichtspielen gab es 13 Erfolge in 23 Partien sowie einen Punkteschnitt von rund 1,87 - das ermittelte die österreichische Tageszeitung "Kurier".

Große Skepsis vor der EM

Allerdings: Gegen Mannschaften, die vor den Österreichern in der FIFA-Weltrangliste (Platz 23) stehen, ist das Foda-Team noch sieglos. Vor allem aus diesem Grund sind die Beobachter äußerst skeptisch, was die kommenden Auftritte bei der EM angeht. Am Sonntag (13.06.2021, 18 Uhr, Liveticker auf sportschau.de) startet Österreich in Bukarest gegen Nordmazedonien. Von großer Vorfreude auf das Turnier oder gar Euphorie ist noch nichts zu spüren.

Fodas Spielweise sei zu defensiv, uninspiriert, zu vorsichtig, schlicht nicht mehr modern genug, um auf hohem Niveau konkurrenzfähig zu sein, lauten die vielfältigen Kommentare in der Öffentlichkeit. Der österreichische Kabarettist und Comedian Alex Kristan bescheinigte Foda in einer Fernsehsendung etwa ein "unattraktives und überaltertes Spielsytem".

21 Spieler aus der Bundesliga

Foda, der sich stets gegen die Kritik an seiner Herangehensweise zur Wehr setzt, spielt aus einer defensiven Grundhaltung heraus und setzt seine Schwerpunkte auf die frühe Balleroberung und auf schnelles Umschaltspiel. "Generell ist unsere Idee immer, schnell ins Pressing zu gehen. Es gibt Statistiken, dass wir die meisten Balleroberungen in der generischen Hälfte haben", sagt Foda.

Die richtigen Spieler dürfte er für dieses taktische Ansinnen zumindest haben. 21 von 26 Spielern im Österreich-Kader haben in der vergangenen Saison in der Bundesliga gespielt, wo hohes Pressing sehr häufig das Mittel der Wahl bei den Klubs ist. Mit Louis Schaub und Marko Arnautovic haben zwei weitere Spieler ebenfalls Bundesliga-Erfahrung.

Zu wenig Tore erzielt

Das Problem, das Fodas Team zuletzt aber hatte, ist die geringe Torgefahr seiner Offensiv-Spieler. Seit 316 Minuten ist seine Mannschaft ohne Torerfolg. Zuletzt gab es Niederlagen gegen Dänemark (0:4) und England (0:1), gegen die Slowakei endete das letzte EM-Vorbereitungsspiel torlos. Viele Gegner scheinen das Foda-System dechiffriert zu haben. "Mittlerweile agieren viele Gegner gegen uns schon so, dass wir gar nicht ins Pressing kommen können, zum Beispiel mit hohen Bällen", sagt Foda.

Welche Art von Spiel die Österreicher gegen Nordmazedonien (Weltrangliste: 62) zu erwarten haben, weiß der Coach im Vorfeld einzuschätzen. "Eine Mannschaft, die im 5-3-2 kompakt verteidigt und auf Fehler des Gegners lauert und im schnellen Umschaltspiel zum Erfolg kommen will“, blickt Foda voraus: "Vor allen Dingen brauchen wir im Positionsspiel mehr Tempo. Wir müssen einfach geradliniger zum gegnerischen Tor spielen." Ein Auftaktsieg würde die angespannte Stimmung rund um das Team und vor allem bei Foda sicher deutlich abmildern.