Gruppe B, 2. Spieltag Dänemark nach Eriksen-Drama: Gemeinsam etwas Besonderes schaffen

Stand: 17.06.2021 00:37 Uhr

Kein Mensch hätte gedacht, dass es in Dänemarks erstem EURO-Gruppenspiel gegen Finnland auf dem Platz um Leben und Tod gehen würde. Der Zusammenbruch von Christian Eriksen und dessen Wiederbelebung hat tiefe Spuren im Team von Kasper Hjulmand hinterlassen. Das erste Spiel gegen Belgien an der Stätte des Dramas im Kopenhagener Parken-Stadion wird hochemotional werden.

"Es wird sehr emotional, in den Parken zurückzukommen. Und wir werden eine riesige Unterstützung haben. Wir müssen uns auf diese Emotionen vorbereiten und die Energie dann positiv nutzen." In bewegenden Worten schilderte Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand am Mittwoch (16.06.2021) bei einer Pressekonferenz die Stimmung in seiner Mannschaft vor dem zweiten EURO-Gruppenspiel gegen Belgien.

Emotionaler Kampf - innerlich wie äußerlich

Der 49-Jährige hatte schon tags zuvor von einem "emotionalen Kampf" gesprochen. Und der wird innerlich wie äußerlich ausgefochten. Die dänischen Spieler haben schließlich immer noch die schrecklichen Bilder von Christian Eriksens Wiederbelebung vor Augen.

Und bei dem sportlich immens wichtigen zweiten Gruppenspiel gegen Belgien geht es nicht nur um so etwas wie die Rückkehr zur Normalität, sondern auch um den Anspruch der dänischen Mannschaft, sich nicht frühzeitig aus diesem Turnier zu verabschieden.

Hjulmand: "Niemand kann Christian ersetzen"

Denn die sportliche Ausgangslage ist nach der 0:1-Niederlage gegen Außenseiter und EM-Neuling Finnland schwierig. Nun müssen die Dänen gegen den schwersten Gruppengegner Belgien punkten. Und das ohne ihren wichtigsten Spieler, eben den 29 Jahre alte Eriksen.

"Niemand kann Christian ersetzen. Das ist unmöglich", sagte Hjulmand. "Christian ist das Herz unseres Teams. Den Rhythmus, den er uns normalerweise gibt, müssen wir jetzt anders finden." Niemand im Team könne "so mit dem Ball umgehen", sagte der ehemalige Mainzer Trainer: "Er fühlt den Rhythmus, er ist unser Puls. Er diktiert ein Spiel mit seinen Pässen, seinem Auge, seinen Entscheidungen, seiner enormen Fähigkeit, den Raum zu finden."

Denker und Lenker fehlt

Die Dänen haben zwar nach wie vor zwei starke Innenverteidiger (Christensen, Kjaer), zwei wertvolle Zuarbeiter im Mittelfeld (Höjbjerg, Delanay) und zwei fleißige Außenstürmer (Braithwaite, Poulsen). Aber es fehlt der Mann, der all diese Elemente miteinander verbindet und das Spiel lenkt. Das dänische Team ist von Eriksen beinahe so abhängig wie das polnische von Robert Lewandowski oder das kroatische vom ehemaligen Weltfußballer Luka Modric.

Die Mannschaft werde nun "gemeinsam etwas anderes machen. Ich bin mir sicher, dass wir schwer zu schlagen sein werden", ergänzte Hjulmand. Nach dem Ausfall des Schlüsselspielers wird es wohl einen Systemwechsel geben, etwa eine Umstellung auf Dreierkette gegen die spielstarke belgische Offensive um Torjäger Romelu Lukaku.

Alle wollen spielen

Hjulmand gab sich betont kämpferisch: "Dieses Turnier ist für uns noch nicht beendet. Wir werden tun, was wir können, um aufzustehen und hart zurückzuschlagen." So hoffen die Dänen, dass ihr Mannschaftsgeist und die Unterstützung der zugelassenen 25.000 Zuschauer sie beflügeln und das Eriksen-Drama zumindest für 90 Minuten vergessen lassen.

Hjulmand hatte mit Blick auf die psychische Belastung jedem Spieler freigestellt, ob er gegen Belgien aufläuft oder nicht. Am Mittwoch sagte er dann: "Es sieht bei allen gut aus. Das Training gestern war wieder ein wichtiger Schritt. Wir haben ein starkes Team. Wir freuen uns auf morgen und sind bereit für die Herausforderung."

Womöglich entwickelt sich bei den Dänen eine ganz besondere Stimmung, durch die sie sich als Schicksalsgemeinschaft begreifen und vielleicht etwas ähnlich Unwahrscheinliches erreichen wie den Gewinn der Europameisterschaft 1992.

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen

Dänemark: Schmeichel - Christensen, Kjaer, Vestergaard - Wass, Höjbjerg, Delaney, Maehle - Jensen - Poulsen, Braithwaite.

Belgien: Courtois - Alderweireld, Denayer, Vermaelen - Meunier, Dendoncker, Tielemans, Thorgan Hazard - Mertens, Carrasco - Lukaku.