Keine Angst vor Deutschland Portugals Dias lässt vor Duell mit DFB-Elf die Muskeln spielen

Stand: 19.06.2021 12:00 Uhr

Rein statistisch spricht im Duell mit Deutschland nicht viel für einen portugiesischen Sieg. Statt jedoch die weiße Fahne zu hissen, zeigt sich Innenverteidiger Ruben Dias angriffslustig und selbstbewusst. Selbst Ronaldos Durststrecke kann ihn nicht verunsichern.

Mit Statistiken und Blicken in die Vergangenheit ist es im Fußball ja immer so eine Sache. Dass die DFB-Elf vor exakt 21 Jahren zum bisher letzten Mal gegen Portugal verloren und seitdem in fünf Spielen 13:3 Tore geschossen hat, klingt auf den ersten Blick furchteinflößend. Deutschland ist Portugals Angstgegner, heißt es da schnell.

Angstgegner Deutschland? Nicht für Dias

Im Falle des portugiesischen Innenverteidigers Ruben Dias, der in England gerade zum besten Spieler der abgelaufen Premier-League-Saison gekürt wurde, sieht das jedoch anders aus. Den 24-Jährigen, der bei Portugals bisher letztem Sieg gegen die deutsche Nationalmannschaft bei der EM 2000 gerade einmal drei Jahre alt war, lassen solche Zahlen völlig kalt.

Das allererste Duell mit Deutschland

"Ich habe noch nie gegen Deutschland gespielt, es wird das erste Mal für mich", kommentierte Dias im Gespräch mit der Sportschau die vermeintliche Horror-Bilanz seiner Portugiesen gegen die DFB-Auswahl. Übersetzt heißt das wohl: Jetzt bin ich ja da, also wird sich das ändern. "Wir sind sehr selbstbewusst", fügte er an und verriet damit kein Geheimnis. Portugal lässt vor dem Duell am Samstag (Anstoß 18.00 Uhr, Livestream bei Sportschau.de) die Muskeln spielen.

DFB-Team droht das frühe Aus

Portugal, der Europameister von 2016, der mit einem 3:0-Erfolg gegen Ungarn in die EURO 2020 gestartet ist und damit schon jetzt genau so viele Siege nach 90 Minuten gesammelt hat wie beim Titelgewinn vor fünf Jahren, ist bereit für den vorzeitigen Schritt ins Achtelfinale.

Sollten Portugal und Frankreich ihren Auftaktsiegen einen weiteren Sieg folgen lassen, wären zumindest die ersten beiden Plätze vergeben und es käme am dritten Spieltag zu einem Endspiel um den Gruppensieg. Deutschland bräuchte ein kleines Wunder und viel Rechenarbeit, um als einer der besten Gruppendritten in die nächste Runde einzuziehen.

Portugal ist vor allem vorne stark

Doch wie sind die Kräfteverhältnisse zwischen den aktuellen Teams aus Deutschland und Portugal einzuschätzen? Klar ist: Die DFB-Elf muss sich endlich aus der Deckung wagen und deutlich mutiger auftreten als gegen die Franzosen, sonst könnte es gegen Portugal zu einem bösen Erwachen kommen. Die Iberer, die beim Erfolg gegen Ungarn sicher nicht so überzeugten wie es das Ergebnis vermuten lässt, sind vor allem in der Offensive stark.

Cristiano Ronaldo & Co. setzen auf Ballbesitzfußball

Ähnlich wie traditionell Spanien oder aktuell Italien hat Portugal gerne den Ball und kann mit eigenem Ballbesitz sehr gut umgehen. Cristiano Ronaldo, Bruno Fernandes von Manchester United, Diogo Jota vom FC Liverpool und Bernardo Silva von Manchester City können allesamt mit dem Ball umgehen und auch die deutsche Abwehr vor Probleme stellen. Je öfter dieses Quartett am Ball ist, desto schlechter könnte das Spiel für die Mannschaft von Noch-Bundestrainer Joachim Löw laufen.

Dias' Nebenmann hat Schwächen

Die Schwachstelle - und hier muss die DFB-Elf ansetzen - ist hingegen die Defensive. In der Viererkette spielen mit Innenverteidiger Dias, der ebenfalls beim Champions-League-Finalisten Manchester City unter Vertrag steht, und Linksverteidiger Raphael Guerreiro zwar zwei Defensiv-Akteure auf Weltklasse-Niveau.

Die offensive Ausrichtung, die zu einer Anfälligkeit bei schnellem Umschalten führt, sowie das zunehmende Alter und das abnehmende Tempo des zweiten Innenverteidigers Pepe dürften aber Räume und Möglichkeiten öffnen.

"Wir müssen verstehen, gegen wen wir spielen", warnte deshalb auch Dias bei allem Optimismus vor zu kopflosem Anrennen. Auch die deutsche Offensive um Thomas Müller, Kai Havertz, Serge Gnabry oder Leroy Sané ist, so sie denn losgelassen wird, nicht zu unterschätzen. "Wir müssen eine Top-Leistung abrufen, wenn wir gewinnen wollen", sagt Dias.

Ronaldo mit langer Durststrecke gegen DFB-Elf

Und dann wäre da natürlich noch der vermeintliche Deutschland-Fluch von Superstar Ronaldo. Der 36-Jährige hat in seiner langen und erfolgreichen Nationalmannschafts-Karriere stolze 106 Treffer gegen 34 verschiedene Länder erzielt. Nur gegen Deutschland ging der fünfmalige Weltfußballer bislang immer leer aus. "Das ist für ihn und für uns eine Extra-Motivation", so Dias: "Wir werden alles geben, um das zu ändern." Selbst diese Statistik kann den Portugiesen also keine Angst einjagen.