Gruppe F Ungarn setzt gegen Deutschland auf sein Bundesligaquartett

Stand: 22.06.2021 21:07 Uhr

Im ersten Turniervergleich gegen Deutschland seit 1954 richten sich die Augen besonders auf vier Bundesligaprofis in Reihen der Ungarn: Schon beim überraschenden 1:1 gegen Frankreich taten sich drei von ihnen hervor. Nun soll ihre Erfahrung aus der Bundesliga gegen die DFB-Elf helfen.

Mit Peter Gulacsi und Willi Orban (beide RB Leipzig), Roland Sallai (SC Freiburg) sowie Adam Szalai (Mainz 05) haben die Ungarn vier Bundesliga-Spieler in ihren Reihen - zwei für die Defensive, zwei fürs Offensivspiel. In den ersten beiden Gruppenspielen überzeugten vor allem Torhüter Gulacsi und Sallai. Aber auch Orban und Szalai wird gerade gegen Deutschland einiges zugetraut.

Bundesliga-Legionäre als "Schlüsselspieler"

Nationaltrainer Marco Rossi bezeichnet alle vier als "Schlüsselspieler". Gerade auch den erfahrenen Adam Szalai, auch wenn das der 33-Jährige bisher nur in der Partie gegen Portugal nachweisen konnte, als er viel für sein Team ackerte. Gegen Frankreich musste er sich wegen Kreislaufproblemen aufgrund der Hitze früh auswechseln lassen.

Der ehemalige Torwart Gabor Kiraly, der bei der EM 2016 in Frankreich noch an Szalais Seite spielte, sagt über ihn: "Adam ist ein sehr wichtiger Spieler mit viel Erfahrung aus der Bundesliga. Er hat aber auch viel international gespielt, weswegen er als Kapitän der Mannschaft sehr viel gibt. Für die jungen Spieler ist Adam ein wichtiger Ratgeber."

Offensivpower durch Szalai und Sallai

Besonders gut versteht sich Szalai, der für sein Land in 72 Partien 23 Mal traf und mit 53 Toren der ungarische Rekordtorschütze in der Bundesliga ist, mit Roland Sallai. Der Mann vom SC Freiburg war gegen Frankreich an allen fünf Torschüssen seines Teams beteiligt, überzeugte mit enormer Lauf- und Einsatzfreude und war oft nur mit Fouls zu stoppen.

Das erhofft man sich von ihm auch gegen die DFB-Auswahl. Gelingt das, könnte der 24-Jährige eine der Entdeckungen dieser EM werden.

Löw warnt: Defensive "extrem gut"

Das ungarische Glanzstück ist aber die Defensive, wie auch Bundestrainer Joachim Löw sagt. Hinten seien die Ungarn "extrem gut. Sie bringen ihre Gegner manchmal in schiere Verzweiflung, weil sie alles ablaufen und kämpfen."

So wie gegen die Franzosen. Und selbst beim 0:3 gegen Portugal kassierte das Team erst spät die drei Gegentore. "Diese Mannschaft kann sehr, sehr viel und ist gefährlich, weil sie auch noch eine Chance hat aufs Achtelfinale", sagte Löw deshalb.

Gulacsi in Galaform

Besonders beeindruckt dürfte er von Leipzigs Peter Gulacsi gewesen sein, der bisher zwei herausragende Auftritte hatte und mit tollen Paraden viele Chancen vereitelte. Auch bei RB zeigt er regelmäßig Topleistungen, in der Bundesliga wie in der Champions League.

Der Abwehrchef vor ihm heißt Willi Orban. Der 28-Jährige, der in der U21 das DFB-Trikot trug, sich dann aber mangels Perspektive im Löw-Team für die ungarische A-Nationalmannschaft entschied, hat ebenfalls internationale Klasse, auch wenn er bei dieser EM bisher etwas unglücklich agierte.

Reifeprüfung gegen Deutschland

Gegen Portugal fälschte Orban beim 0:1 unhaltbar ab und verursachte kurz darauf den Foulelfmeter zum 0:2, gegen Frankreich führte die missglückte Rettungsaktion des Innenverteidigers, die vor den Füßen von Torschütze Antoine Griezmann landete, zum 1:1.

"Ich glaube, dass in der Gruppe Deutschland aktuell die kompletteste Mannschaft ist",sagt Orban: "Sie haben eine unheimlich gute Mentalität, sind sehr gut organisiert. Hinzu kommt individuelle Einzelspieler-Qualität, die auch herausragend ist."

Willi Orban sieht auch deutsche Schwächen

Besonderen Eindruck machte auf Orban das deutsche Pressing. Aber er sieht auch Schwächen. "Andererseits ermöglicht uns dies, im Offensivspiel Räume zu kreieren und zu bespielen, die wir dann hoffentlich nutzen können und werden."

Natürlich wäre ein Erfolg gegen Deutschland eine kleine Sensation. Die "große Chance, um eventuell eine Überraschung zu landen und ein Ausrufezeichen zu setzen", sei aber immer da. Die Voraussetzungen sieht Orban gegeben: "Wir haben noch genügend Körner, um nochmal 90 Minuten Vollgas zu geben."