EURO 2020 Shaqiri bei der EURO 2020: Schweizer Rekordmann und Hoffnungsträger

Stand: 20.06.2021 22:19 Uhr

Wieder mal Xherdan Shaqiri! Bei seinen Vereinen wurde der Profi des FC Liverpool selten glücklich. Für die "Nati" ist er dagegen unverzichtbar. Und seine schönsten Tore erzielt der 29-Jährige bei EM-Turnieren.

Nach seiner Gala-Vorstellung beim 3:1-Erfolg gegen die Türkei gönnte sich Xherdan Shaqiri erstmal einen tiefen Schluck aus der Trinkflasche. Und den hatte er sich auch redlich verdient. Mit seinen zwei Treffern sorgte er fast im Alleingang dafür, dass die Schweizer Nationalmannschaft weiter vom Achtelfinale träumen darf, auch wenn sie noch darauf hoffen muss, zu den vier besten Gruppendritten zu gehören.

Wichtiger Doppelpack

Nach dem enttäuschenden Turnierstart mit dem 1:1 gegen Wales und der deutlichen 0:3-Niederlage gegen Italien war der Druck vor der Partie gegen die Türkei groß. Und es war wieder mal Shaqiri, der in einem entscheidenden Spiel da war und traf - erst mit einem herrlichen Kunstschuss aus knapp 20 Metern zum zwischenzeitlichen 2:0, dann nach einem schön herausgespielten Konter zum 3:1-Endstand.

Stolz auf die Mannschaft

"Es war wichtig, dass wir als Einheit eine Reaktion gezeigt haben. Ich bin stolz auf die Mannschaft", sagte Shaqiri, der nur 1,69 Meter große Mittelfeldmotor mit der schnellen Schrittfrequenz. In der Heimat wusste man aber schon unmittelbar nach dem Schlusspfiff, dass man ihm es zu verdanken hat, dass die EM für die "Nati" möglicherweise noch nicht schon nach der Vorrunde vorbei ist.

Titelsammler und Bankdrücker

Shaqiri wird das insgeheim vielleicht mit ein wenig Genugtuung hören. Denn vor allem in seinen Klubs steht er schon seit längerer Zeit in der Kritik - und das, obwohl er fast überall, wo er spielte, Titel hamsterte. Beim FC Liverpool, zu dem er 2018 gewechselt war und mit dem er 2019 unter anderem Champions-League-Sieger wurde, gehört er unter Trainer Jürgen Klopp nicht zum Stammpersonal. Nicht wenige Experten finden, Shaqiri bleibe - aus welchen Gründen auch immer - seit Jahren unter seinen Möglichkeiten.

Erfolgreiche Jahre beim FC Bayern - aber kein Stammplatz

Das war auch schon in seiner Zeit beim FC Bayern München so. Dort galt er stets als der kommende Mann im Mittelfeld. 52 Bundesligapartien absolvierte der Sohn albanischer Eltern zwischen 2012 und 2015 für den deutschen Rekordmeister, gewann in der Zeit die Champions League, drei deutsche Meisterschaften und zwei DFB-Pokalsiege. Richtig einlösen konnte er sein Versprechen auf die Zukunft aber nie.

Shaqiri, der beim FC Basel ausgebildet wurde, war nie unangefochtener Stammspieler, pendelte zwischen Bank und Spielfeld. 2015 zog er dann weiter zu Inter Mailand, wo es ihm ähnlich erging.

Noch bis 2023 Vertrag in Liverpool

Nach einer Saison in Italien und drei Jahren bei Stoke City wagte er 2018 noch einmal den Wechsel zu einem europäischen Topklub. Ob und wie es für ihn beim FC Liverpool weitergeht, wo er noch einen Vertrag bis 2023 hat, ist freilich offen.

Sieben Turniertore - Rekord in der Schweiz

Sein aktueller Marktwert wird auf rund zwölf Millionen Euro taxiert. Den kann Shaqiri, der in diesem Jahr noch 30 Jahre alt wird, freilich mit weiteren Topleistungen bei der EURO positiv beeinflussen. Überhaupt zeigte der im heutigen Kosovo geborene Linksfuß seine stärksten Leistungen im Trikot mit dem Schweizerkreuz.

Dort ist er seit Sonntag nun auch alleiniger Rekordhalter, kommt seit Sonntag auf sieben Turniertore bei Welt- und Europameisterschaften. Damit überflügelte er den bisherigen Spitzenreiter Josef Hügi, der bei der WM 1954 sechs Treffer erzielte.

Seitfallzieher von St. Etienne: Schönster Turniertreffer 2016

Für die "Nati" erzielte Shaqiri überhaupt auch seine schönsten Tore. Unvergessen sein Seitfallzieher im EM-Achtelfinale vor fünf Jahren in St. Etienne gegen Polen, das zum schönsten Treffer des Turniers und in Deutschland zum "Tor des Monats" gewählt wurde.

Die beiden Treffer gegen die Türkei kommen da nicht ganz heran. Dennoch sagt Shaqiri: "Das 1:0 war schön." Noch schöner wäre es für die Schweizer natürlich, die beiden Treffer würden auch zum Weiterkommen reichen.