Nach spektakulärem Sieg gegen Kroatien Spanien - unbeirrt zum Torrekord

Stand: 28.06.2021 23:27 Uhr

Spanien hat mit einem spektakulären Sieg gegen Kroatien das Viertelfinale der EURO 2020 errreicht. Vor allem die Offensive der Iberer läuft zur Höchstform auf. Das hat viel mit dem Vertrauen von Trainer Luis Enrique in seine Spieler zu tun.

Sein Hemd war völlig durchgeschwitzt. Im Gesicht zeichneten sich die Anstrengungen dieser Partie ab. Luis Enrique war sichtlich gezeichnet nach dem 5:3-Erfolg n.V. seiner Spanier gegen Kroatien im Achtelfinale von Kopenhagen. Aber er sah auch zufrieden und glücklich aus. Der 51 Jahre alte Coach hatte sich schließlich durchgesetzt mit seiner Mannschaft - und gegen seine vielen Kritiker.

Wie soll das nur gutgehen mit keinem Spieler von Real Madrid? Ohne die Abwehrlegende Sergio Ramos? Und nur mit drei Spielern vom FC Barcelona? Ein Kader, der nicht höchsten Ansprüchen genüge, hieß es. Die kritischen Stimmen waren unüberhörbar, doch Enrique ließ das alles an sich abprallen - und behielt Recht. "Das war ein sensationelles Spiel. Wir hatten immer Vertrauen in uns. Wir verbessern uns bei diesem Turnier von Spiel zu Spiel", sagte Kapitän Sergio Busquets nach dem Sieg gegen Kroatien und bekräftigte damit die Herangehensweise seines Coaches.

Spanien auf Rekordniveau

Es war ein beeindruckender Auftritt der Spanier gegen die Kroaten. Die offensive Herangehensweise, die dominante Spielführung, der Mut, ein Risiko einzugehen - all das wurde am Ende belohnt. In der Abwehr hat das Team offenkundige Schwächen, gerade bei hohen Hereingaben von außen. Aber im Angriff wirbeln sie selbst massiv verteidigende Abwehrketten wie die der Kroaten auseinander. Teilweise bildeten diese eine Sechser-Abwehrkette - die Spanier fanden dennoch immer wieder Lücken. 23 Torschüsse in der Partie (Kroatien: 11) sprechen eine deutliche Sprache.

Mittlerweile agieren die Spanier auf Rekordniveau. Der Offensiv-Motor läuft auf Hochtouren. Sie sind das erste Team der EM-Geschichte, das in zwei aufeinanderfolgenden Spielen jeweils fünf Tore erzielte. Nach nur einem Tor und vielen vergebenen Chancen in den ersten beiden Partien traf Spanien in den vergangenen beiden Spielen zehn Mal. Als erstes Team bei diesem Turnier kommen die Iberer auf eine zweistellige Trefferzahl (11).

Enrique zeigt uneingeschränktes Vertrauen

Zahlen, die vor rund eineinhalb Wochen kaum vorstellbar waren. Denn nach dem zweiten EM-Gruppenspiel mit zwei Unentschieden und nur einem erzielten Tor standen die Spanier knapp vor dem Aus. Ein Sieg musste gegen die Slowakei her. Und am Ende hieß es 5:0 für "La Roja". Auch weil Enrique an den Spielern festhielt, die größere Anlaufschwierigkeiten bei diesem Turnier zeigten.

An Angreifer Alvaro Morata zum Beispiel, der etliche Großchancen vergeben hatte und deshalb sogar von den heimischen Fans bedroht wurde. Mittlerweile dürften diese Stimmen verstummt sein. Zwei Tore in vier EM-Spielen sind eine ordentliche Bilanz für den 28-Jährigen. Morata erzielte zudem sein insgesamt fünftes EM-Tor und ist damit nun gleichauf mit Fernando Torres, Spaniens EM-Rekordtorschützen. Erstmals traf Morata auch in einem K.o.-Spiel - dazu war es das 4:3, was den Kroaten den letzten Mut nahm.

Simon als Vorbild für junge Spieler

Aber Enrique vertraut auch den Nachwuchskräften. Pedri wurde der jüngste Spieler, der jemals in einem EM-K.o.-Spiel zum Einsatz kam (18 Jahre, 215 Tage). Dass er das erste Eigentor der EM-Geschichte der Iberer zugesprochen bekam, geschenkt. Enrique interessiert das nicht.

Und auch bei Torhüter Unai Simon, der mit einem kuriosen Fehltritt das 0:1 verschuldete und die Spanier damit in Bedrängnis brachte, zögerte der Coach nicht eine Sekunde, ihm das uneingeschränkte Vertrauen auszusprechen.

"Unai Simon war heute ein Vorbild für alle jungen Spieler, die einmal Profi-Fußballer werden wollen. Die Botschaft ist: Mach' dir keine Sorgen wegen deiner Fehler. Konzentriere dich auf dein Ziel. Natürlich war das heute ein schwerer Fehler von ihm. Aber er hat danach noch einige fantastische Paraden gezeigt", sagte der Coach.

Am Freitag (18 Uhr) im Viertelfinale in Sankt Petersburg soll das spanische Offensivspektakel dann seine Fortsetzung finden.