Gruppe F in München "Massives Bollwerk" der Ungarn - Broich empfiehlt Portugal-Plan

Stand: 23.06.2021 10:00 Uhr

Im letzten Gruppenspiel bei der EURO 2020 trifft Deutschland auf Ungarn. Sportschau-Experte Thomas Broich rechnet mit defensiven Ungarn - und hat eine Idee, wie sich dieses "Bollwerk" knacken ließe.

Eine Regenwahrscheinlichkeit von 80 Prozent und Temperaturen von 19 Grad Celsius sind für München am Abend des letzten Gruppenspiels bei der EURO 2020 prognostiziert. Das dürfte der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw zusätzlich zum Heimvorteil in die Karten spielen.

Ein "extrem heißes" Budapest sieht Fußballexperte Thomas Broich mit dafür verantwortlich, dass die Ungarn am Samstag (19.06.2021) die Überraschung schafften und gegen Frankreich beim 1:1 einen Punkt holten.

Durch die hohen Temperaturen sei das Spiel "sehr langsam" gewesen, so Broich, der die Partie für die Sportschau mitkommentierte. Zusätzlich zu den für sie günstigen Bedingungen attestierte Broich den Ungarn aber auch eine "tolle Abwehrleistung, sehr leidenschaftlich".

Die deutsche Mannschaft müsse sich auf einen sehr defensiv orientierten Gegner einstellen, auch wenn der mit einem Sieg noch weiterkommen und sogar Gruppenzweiter werden kann.

Selbst die Stürmer ziehen sich weit zurück

Vor einer Fünferkette, so Broich, formierten sich bei den Ungarn drei Mittelfeldspieler und "selbst die beiden Stürmer lassen sich manchmal sehr weit zurückfallen". Dies gehe "zwar zu Lasten der Entlastung, aber sie können dadurch ein massives Bollwerk aufbauen".

Es kann somit zäh werden für die deutsche Mannschaft, die wegen des wahrscheinlichen Ausfalls von Thomas Müller zwar personell anders auflaufen, aber von der Grundformation wieder so aufgestellt sein dürfte wie gegen Portugal.

Innenverteidiger breiter und höher, Gosens Flügelstürmer

Thomas Broich hält diese Ausrichtung auch gegen die defensiven Ungarn für vielversprechend: "Die Innenverteidiger haben breiter und auch höher gestanden, sind mal angedribbelt, haben sich auch ins Halbfeld getraut."

Robin Gosens habe "eigentlich wie ein Flügelstürmer" gespielt, dadurch sei es "zu ganz anderen Zahlenverhältnissen" im Offensivspiel gekommen. Vor allem scharfe Flanken von außen brachten Gefahr und führten letztlich auch zu Toren beim 4:2 gegen Portugal.

Ungarns Offensive? "Viel Hoffnung"

Das Offensivspiel der Ungarn bestehe hingegen weniger auf Tempo, dem Schaffen von Überzahlsituationen und Kombinationen, sondern auf "viel Hoffnung".

Gegen die Franzosen sei es vor allem "der lange Ball auf Roland Sallai" gewesen, auf dem die Hoffnung ruhte. Sallai, Stürmer beim SC Freiburg, habe "ein sensationelles Spiel gemacht".

"Gewisse Stärke bei Standards"

Ansonsten, so Broich, habe Ungarn eine "gewisse Stärke bei Standards". Das wiederum ist anders als die Wetterprognose eine schlechte Nachricht für die deutsche Mannschaft, denn trotz der immer wieder betonten Bemühungen in den Trainingseinheiten sind beim Abwehren von gegnerischen Standardsituationen weiterhin Defizite zu sehen.