Torjubel bei den deutschen Fußball-Nationalspielerinnen

EM-Auftakt gegen Dänemark DFB-Frauen hoffen auf Erfolg im "Schlüsselspiel"

Stand: 08.07.2022 14:58 Uhr

Erst einmal locker reinkommen in das Turnier? Dazu bleibt für Deutschlands Fußballerinnen gegen Vize-Europameister Dänemark heute (08.07.2022, 21 Uhr im Live-Ticker bei sportschau.de) keine Zeit. Es ist das Schlüsselspiel - und entscheidet womöglich schon darüber, ob das Team von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg die Gruppenphase übersteht.

Die DFB-Auswahl hat die mit Abstand schwierigste Gruppe erwischt. In Dänemark sowie Spanien kämpfen zwei weitere Fußball-Schwergewichte mit dem Rekordeuropameister um einen der beiden ersten Plätze. Hinzu kommt Finnland, das auf dem Papier zwar krasser Außenseiter ist, in der EM-Qualifikation aber immerhin Portugal und Schottland hinter sich ließ. Eine Niederlage zum Auftakt gegen die Däninnen würde Deutschland also bereits enorm unter Zugzwang setzen.

"Wir wissen, was wir können und wollen unseren Plan durchziehen. Dänemark hat ein gutes und starkes Teamgefüge, in dem alle bereit sind, jedem Ball nachzugehen. Es wird eine große Aufgabe für uns. Aber wir werden unsere ganze Energie und unseren Willen ins Spiel bringen", sagte Voss-Tecklenburg.

Auch Dänemarks Coach Lars Söndergaard zeigte sich vor dem Auftaktspiel optimistisch. "Alles ist möglich. Wir träumen selbstverständlich auch davon, dass wir überraschen können. Aber alle, die Teil der EM sind, träumen von etwas Besonderem", erklärte der 63-Jährige der "Austria Presse Agentur".

Linksverteidigerin Rauch: "Fokus und Spannung sind hoch"

So oder so tun beide Teams gut daran, sich voll auf das direkte Duell, das Voss-Tecklenburg selbst längst als "Schlüsselspiel" ausgemacht hatte, zu konzentrieren. "Der Fokus und die Spannung sind hoch", versicherte Linksverteidigerin Felicitas Rauch. DFB-"Küken" Jule Brand sprach von steigender Nervosität und Anspannung. "Das ist aber auch ein schönes Gefühl", sagte die 19-Jährige.

Im letzten Pflichtspiel vor der EM hatte es in Serbien einen unerwarteten 2:3-Rückschlag gegeben. Umso überzeugender war das folgende 7:0 bei der Generalprobe gegen die Schweiz, die ebenfalls in England mit dabei ist. Alle Spielerinnen loben die Vorbereitungszeit. Die Mannschaft sei noch weiter zusammenwachsen.

"Es hat schon auf dem Weg zum Flughafen ein bisschen gekribbelt", berichtete Lena Oberdorf, die froh ist, dass es nun losgeht. "Es wurde lange über das Turnier gesprochen, jetzt steht endlich das erste Spiel an."

Expertin Künzer: "Mein Gefühl wird immer besser"

Sportschau-Expertin Nia Künzer glaubt an die Mannschaft. "Mein Gefühl wird immer besser", erklärte die Weltmeisterin von 2003. "Man sieht die Qualität und die Spielerinnen wissen, was sie können." Doch der Erfolg steht und fällt mit der Resilienz. "Wie gefestigt ist das Selbstvertrauen schon? Wie reagiert die Mannschaft auf schwierige Phasen im Spiel und wie geht sie mit Rückschlägen um?", fragte Künzer, die hofft, dass sich neben den Kapitäninnen Alexandra Popp und Svenja Huth, mit der sie zum Ende ihrer Karriere in Frankfurt zusammenspielte, noch weitere Leaderinnen finden.

"Fürchterliches Ereignis" trübt Vorfreude - Dänemark mit Trauerflor

Die Däninnen sind ohne zusätzlichen Rückenwind zur EM gekommen. Ihre Generalprobe gegen Norwegen verloren sie trotz Führung in der ersten Minute mit 1:2. Zuletzt hatte das Team um Star-Angreiferin Pernille Harder aber ganz andere Sorgen.

Nach dem Anschlag in einem Einkaufszentrum in Kopenhagen mit drei Toten am vergangenen Sonntag sagte der Verband Anfang der Woche alle Medientermine ab. Das "fürchterliche Ereignis" habe die gesamte Mannschaft "sehr bewegt", erklärte Nationaltrainer Söndergaard. Zum Gedenken an die Opfer wird das Team gegen Deutschland mit Trauerflor auflaufen. "Die Schießerei in Field's war schrecklich, und alle in der Mannschaft sind berührt davon", sagte Kapitänin Harder laut einer Mitteilung des dänischen Fußballbunds. Trotzdem muss es ihr und ihren Kolleginnen gelingen, den Hebel umzulegen.

Däbritz rechtzeitig fit

Auf deutscher Seite klagte Sara Däbritz zuletzt über muskuläre Probleme, kehrte aber rechtzeitig ins Mannschaftstraining zurück. "Es sind alle fit, alle können eingesetzt werden", sagte Voss-Tecklenburg am Donnerstag. Der Ausfall einer weiteren erfahrenen Spielerin nach Dzsenifer Marozsán (Kreuzbandriss) und Melanie Leupolz (Schwangerschaft) käme ungelegen, zumal es für Popp nach langer Verletzungspause und Corona-Infektion erst mal wohl nur für die Joker-Rolle reicht. Gleichzeitig hat Voss-Tecklenburg im Mittelfeld die wohl größte Qualität in ihren Reihen.

Die DFB-Frauen werden sie gegen die eingespielten Däninnen brauchen. Denn auch wenn es mit dem Einzug ins Viertelfinale schwer genug werden dürfte, dieses Mal soll es weiter gehen als bei der EM 2017 und der WM 2019, als jeweils in der Runde der letzten Acht schon Schluss war.

"Das ist vielleicht eine Floskel, aber ich denke, dass wir gerade auch echt eine Turniermannschaft sind. Das erste Spiel ist sehr, sehr wichtig für uns, um gut reinzukommen", sagte Co-Trainerin Britta Carlson und fügte hinzu: "Dann werden wir auch weiter die nächsten Schritte gehen. Und es ist sowieso unser Anspruch, in die Endrunde und ins Finale zu kommen."

Mögliche Aufstellungen

Deutschland: Frohms - Gwinn, Hendrich, Hegering, Rauch - Oberdorf - Däbritz, Magull - Huth, Schüller, Bühl

Dänemark: Christensen - Veje, Ballisager, Sevecke - Thomsen, Pedersen, Troelsgaard, Svava - Madsen, Bruun - Harder

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 06.07.2022 | 20:15 Uhr