Menschen gucken während der WM 2018 Fußball in einer Gaststätte in Berlin.

Fußball FIFA veröffentlicht Umfrage und behauptet: "Fans wollen kürzeren WM-Rhythmus"

Stand: 16.09.2021 18:00 Uhr

Die FIFA hat eine Umfrage veröffentlicht, nach der "eine Mehrheit der Fans" für einen kürzeren WM-Rhythmus sein soll. Zahlreiche Fanbündnisse hatten sich dagegen ausgesprochen - und es bleiben Widersprüche.

Rund 15.000 Menschen seien befragt worden, teilte die FIFA mit. Sie zitiert eine "weltweite Umfrage" und schreibt: "Die Mehrheit der Fans wünscht sich eine häufigere Austragung der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft der Männer." Das ist eine mögliche Lesart der Ergebnisse. Doch die Umfrage lässt auch ganz andere Erkenntnisse zu.

45 Prozent wollen Rhythmus von vier Jahren

45 Prozent sprachen sich den Angaben der FIFA zufolge für den bekannten Vierjahresrhythmus aus, während 55 Prozent einen kürzeren Rhythmus bevorzugen. In dieser von der FIFA erwähnten "Mehrheit" herrscht aber längst keine Einigkeit.

Denn zur Wahl standen Rhythmen von einem, zwei, drei und vier Jahren. Nur 30 Prozent wollen den von der FIFA derzeit mit Nachdruck geförderten Vorschlag eines Zweijahresrhythmus, noch weniger wollen die WM jedes Jahr oder alle drei Jahre sehen. Der größte Teil der Befragten bevorzugt aber den aktuellen Rhythmus - was die FIFA in ihrer Mitteilung nicht betont.

WM-Umfrage im Auftrag der FIFA (alle Befragten)
WM-Rhythmus Anteil Zustimmung
jedes Jahr 11%
alle zwei Jahre 30%
alle drei Jahre 14%
alle vier Jahre 45%

Anderer WM-Rhythmus? Ablehnung in England und Deutschland groß

Deutlich fällt das Urteil in manchen traditionsreichen Fußballländern aus. In Deutschland ist die Ablehnung mit 64 Prozent stark, in England sind es sogar 80 Prozent. Je jünger die Befragten sind, desto eher waren sie für Veränderungen offen, so die FIFA.

WM-Umfrage im Auftrag der FIFA (nur Deutschland)
WM-Rhythmus Anteil Zustimmung
jedes Jahr 7%
alle zwei Jahre 23%
alle drei Jahre 7%
alle vier Jahre 64%

Den von der FIFA veröffentlichten Zahlen zufolge ergeben sich in den Gebieten der Konföderationen von Asien, CONCACAF (Nord-/Mittelamerika/Karibik), Südamerika sowie der besonders kritisch eingestellten UEFA nur geringe Abweichungen vom Gesamtergebnis. Alleine in Afrika ist die Befürwortung für einen kürzeren Rhythmus mit 65 Prozent besonders hoch.

Befragung in 23 Ländern - wer gilt als Fan?

Die Umfrage wurde von der FIFA beim Karlsruher Marktforschungsinstitut IRIS in Auftrag gegeben und vom Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführt. Die Studie sei in 23 Ländern durchgeführt worden und dort auch repräsentativ, sagte ein IRIS-Sprecher auf Anfrage. Diese Länder waren demnach:

  • Ägypten
  • Bolivien
  • Brasilien
  • Chile
  • China
  • Deutschland
  • England
  • Finnland
  • Indien
  • Indonesien
  • Japan
  • Kanada
  • Kolumbien
  • Mexiko
  • Niederlande
  • Neuseeland
  • Nigeria
  • Saudi-Arabien
  • Südafrika
  • Spanien
  • Schweden
  • Türkei
  • USA

Von rund 23.000 Befragten hätten 8.000 "kein Interesse an der WM oder am Fußball allgemein" gehabt, die Meinung von 15.008 Menschen floss in die Ergebnisse ein. Die FIFA veröffentlichte Details zur Methodik. Die Onlinebefragung fand vom 29. Juni bis 9. Juli statt, also weit vor der aktuellen Diskussion.

Die weltweite Meinung von Fans abzubilden, das kann die Umfrage nicht beanspruchen. Genauso bleibt fraglich, ob ein generelles Interesse an der WM einen Befragten schon zu einem Fan macht. In sozialen Netzwerken kassierte die FIFA Spott, dass eine von ihr beauftragte Umfrage das von ihr gewünschte Ergebnis hervorbrachte. Der Weltverband kündigte an, eine breiter angelegte Studie in 100 Ländern folgen zu lassen.

Fan-Organisationen: "Wir genießen die WM, weil sie ein außergewöhnliches Ereignis ist"

Mehrere nationale und internationale Fan-Organisationen hatten in der Vorwoche in einer gemeinsamen Stellungnahme ihre Ablehnung gegen einen Zweijahresrhythmus für die WM deutlich gemacht. "Die überwältigende Mehrheit der Fans ist gegen eine alle zwei Jahre stattfindende WM", hieß es in dem Schreiben, das das europäische Bündnis Football Supporters Europe veröffentlichte. Mehr als 50 Organisationen aus zahlreichen Ländern unterzeichneten die gemeinsame Erklärung. Sie vertreten vorrangig solche Fans, die Spiele in den Stadien besuchen.

Die Fans kritisieren, dass sie von der FIFA nicht in die Diskussion einbezogen worden seien. Nach Ansicht der unterzeichnenden Fan-Bündnisse könne ein verkürzter WM-Zyklus Turniere der Konföderationen wie die EM oder den Afrika-Cup entwerten. Die Seltenheit mache das Turnier aus: "Wir genießen die WM gerade deshalb, weil sie ein außergewöhnliches Ereignis ist."