Jubel der Spieler von Japan

FIFA WM 2022 So viel Bundesliga steckt in WM-Überraschung Japan

Stand: 04.12.2022 16:31 Uhr

Japan steht im Achtelfinale der WM 2022 in Katar. Und das als Gruppensieger vor Spanien und dem DFB-Team. Großen Anteil daran haben die Deutschland-Legionäre bei den "Samurai Blue".

Wer vor der WM 2022 Geld darauf gesetzt hätte, dass Japan die Vorrundengruppe E als Erster vor Spanien und Deutschland abschließt, der hätte einen satten Gewinn eingefahren. Die Asiaten holten sich den Gruppensieg in den direkten Duellen gegen die ehemaligen Weltmeister.

Sowohl gegen die DFB-Auswahl im ersten Spiel als auch gegen die Südeuropäer in der dritten Partie drehte Japan einen 0:1-Rückstand noch in einen Sieg. Die Mannschaft von Trainer Hajime Moriyasu ist in Katar bisher das einzige Team, dem das zweimal gelang.

Großen Anteil an den japanischen Erfolgen haben die Legionäre. So wurden alle vier WM-Tore von Spielern erzielt, die in der Bundesliga oder der 2. Liga unter Vertrag stehen. Insgesamt acht Spieler aus dem WM-Kader verdienen ihr Geld in Deutschland. Die Sportschau stellt sie vor dem Achtelfinale gegen Kroatien (05.12.2022, 16.00 Uhr, Radio-Livereportage und Ticker bei sportschau.de) näher vor.

Maya Yoshida - Japans Kapitän

Japans Abwehrchef Maya Yoshida steht beim FC Schalke 04 unter Vertrag. Vergleicht man seine Leistungen aktuell bei der WM mit seiner Performance beim Bundesliga-Schlusslicht, so könnte man meinen, es handele sich um zwei unterschiedliche Spieler. So fallen seine Tempodefizite bei der japanischen Nationalmannschaft kaum ins Gewicht, weil die "Samurai Blue" sehr tief stehen, dem Gegner Ball und Spiel überlassen und Yoshida so nicht sehr oft in Eins-gegen-eins-Duelle muss.

Maya Yoshida, Japan

Maya Yoshida

Stattdessen überzeugt der 34-Jährige mit seinem Stellungsspiel und einer guten Spieleröffnung, in der er auch gerne zu langen Bällen greift. Japans Kapitän führt seine Mannschaft zudem mit einer breiten Brust an. "Für Euch ist das eine Überraschung? Für mich nicht", sagte er etwa, nachdem der Gruppensieg seiner Mannschaft feststand.

Ko Itakura - ein moderner Innenverteidiger

Auch Ko Itakura von Borussia Mönchengladbach hat seinen Anteil daran, dass die japanische Defensive ein Faktor für den Gruppensieg war. Der Abwehrspieler kam in allen drei Gruppenspielen über die kompletten 90 Minuten zum Einsatz. Itakura gilt als Prototyp eines modernen Innenverteidigers.

 Japans Ko Itakura in Aktion

Ko Itakura

Der 25-Jährige agiert beidfüßig, ist schnell, sehr beweglich und weist eine hohe Spielintelligenz auf. Gegen Deutschland glänzte er durch seinen gedankenschnell ausgeführten Freistoß auf Takuma Asano, der die DFB-Abwehr überrumpelte und Japan so den Siegtreffer ermöglichte. Im Achtelfinale gegen Kroatien ist Itakura allerdings gelbgesperrt.

Hiroki Ito - Teilzeitkraft auf dem Sprung

Hiroki Ito vom VfB Stuttgart kam bei dieser WM erst 45 Minuten zum Einsatz. Im zweiten Gruppenspiel gegen Costa Rica (0:1) wurde er zur zweiten Habzeit für Yuto Nagatomo eingewechselt und musste als Linksverteidiger ran. Dabei sah er beim Siegtreffer Costa Ricas durch Keysher Fuller zwar etwas unglücklich aus, doch der 23-Jährige gilt im japanischen Kader als wertvolle Alternative. Gerade in der Innenverteidigung, seiner bevorzugten Position.

Junya Ito, Japan

Hiroki Ito

Ito ist ein Spätstarter, der in Stuttgart erst vor nicht einmal anderthalb Jahren Profi wurde und auch bei den "Samurai Blue" erst im Juni dieses Jahres debütierte. Er adaptiert neue Herausforderungen rasch, sein guter linker Fuß zeichnet ihn zusätzlich aus. Ito ist einer der Spieler, dem die Zukunft gehören dürfte.

Ao Tanaka - Japans WM-Held

Ao Tanaka spielt in der 2. Bundesliga für Fortuna Düsseldorf. Er gilt als kreativer und polyvalenter Mittelfeldspieler, der auf verschiedenen zentralen Positionen eingesetzt werden kann. Bei der WM 2022 stand er gegen Deutschland und Spanien in Japans Anfangsformation. Und gegen die Südeuropäer schlug seine große Stunde: Nachdem sein Mitspieler Kaoru Mitoma den Ball von der Grundlinie gekratzt und zu Tanaka gelegt hatte, verwertete der 23-Jährige das Zuspiel zum 2:1 für Japan.

Jubel von Japans Tanaka

Ao Tanaka

"Ich habe mir vorgestellt, dass ich bei der WM ein Tor schießen werde und habe fest daran geglaubt", gab er nach dem Spiel zu Protokoll: "Besonders als Team waren wir stark. Wir wollen weiter Geschichte schreiben."

Bei der Fortuna freut man sich über die große Bühne für Tanaka, der im vergangenen Sommer für eine Million Euro von Kawasaki Frontale verpflichtet wurde, nachdem er zuvor ein Jahr lang ausgeliehen war. "Wir freuen uns für unseren Spieler und hoffen, dass er noch lange im Turnier bleibt. Das ist natürlich auch für seine Wertsteigerung gut ", sagte Sportdirektor Christian Weber.

Wataru Endo - der Unermüdliche

Wataru Endo vom VfB Stuttgart ist in der japanischen Nationalmannschaft eigentlich gesetzt. Umso überraschender, dass der Sechser gegen Spanien zunächst mit einem Bankplatz Vorlieb nehmen musste und erst in der Schlussphase eingewechselt wurde, als es darum ging, den knappen 2:1-Vorsprung über die Zeit zu bringen.

Wataru Endo, Japan

Wataru Endo

Endo ist ein enorm zweikampfstarker Spieler, der unermüdlich versucht, Löcher zu stopfen und Bälle zu erobern. Der VfB-Kapitän initiiert bei eigenem Ballbesitz immer wieder Angriffe und geht selbst gerne mit in den gegnerischen Strafraum. Gegen Kroatien dürfte Endo vermutlich in die japanische Anfangself zurückkehren.

Daichi Kamada - der Hochbegabte

Bislang hat sich Daichi Kamada bei der WM 2022 noch nicht so in den Vordergrund gespielt wie bei Eintracht Frankfurt. Japans Zehner durfte in den ersten beiden Gruppenspielen jeweils über die vollen 90 Minuten ran, allerdings ohne zu überzeugen. "Ich verstehe nicht, wie ich in den beiden Spielen gegen Deutschland und Costa Rica gespielt habe. Ich hatte so viele einfache Fehler, dass ich es nicht glauben konnte", sagte Kamada anschließend selbstkritisch.

Im Spanien-Spiel wurde er dann nach 69 Minuten ausgewechselt. Gegen die Südeuropäer hatte Japan  nur 17,7 Prozent Ballbesitz, laut "ESPN" der geringste Wert der WM-Geschichte. Das kommt Kamadas Spiel nicht gerade entgegen, in den Dienst der Mannschaft stellt er sich trotzdem.

Bisher blieb der 26-Jährige in Katar noch ohne Scorerpunkt - anders als in Frankfurt, wo ihm in dieser Saison in 21 Pflichtspielen bereits zwölf Treffer und vier Vorlagen gelangen. Kamada glänzt durch Technik, Spielverständnis, Geschwindigkeit und Abschlussstärke und wirkt dabei, als habe er immer noch viel Luft nach oben. Erst recht bei der WM 2022.

Ritsu Doan - der Superjoker

In zwei von drei japanischen Gruppenspielen kam Ritsu Doan von der Bank - und leitete jeweils die Wende ein. Gegen Deutschland durfte der Profi vom SC Freiburg nach 71 Minuten aufs Feld, vier Minuten später traf er zum 1:1-Ausgleich. Gegen Spanien kam der Rechtsaußen zur zweiten Halbzeit - und diesmal brauchte er nur drei Minuten, um ebenfalls zum 1:1 einzunetzen.

Doan ist sofort da, wenn er gebraucht wird. Der 24-Jährige ist enorm laufstark, arbeitet sehr viel für die Mannschaft und weist eine feine Technik auf. In Sachen Effizienz habe er noch Luft nach oben, hieß es vor der WM 2022, in Katar beweist er aktuell das Gegenteil. Und Doan bleibt auf dem Boden – und hat gleichzeitig hohe Ziele. Bereits nach dem japanischen Auftaktsieg gegen Deutschland befand er: "Noch haben wir die Geschichte nicht verändert. Unser Minimalziel ist das Viertelfinale. Das ist es, worüber wir sprechen."

Takuma Asano - der Deutschland-Schreck

Freistoß für Japan, die deutsche Abwehr unsortiert. Langer Ball von Ko Itakura auf Takamu Asano. Der Profi vom VfL Bochum düpierte seinen deutschen Gegenspieler Nico Schlotterbeck und schoss aus spitzem Winkel zum 2:1-Siegtreffer für die "Samurai Blue" ein. Asano sorgte damit für eine der Überraschungen der bisherigen WM 2022. In dieser Szene zeigte der 28-Jährige seine Qualitäten: Gedankenschnelligkeit, Tempo und Zug zum Tor. Und auch Durchsetzungskraft - etwas, was Kritiker oft bei ihm monierten.

In Bochum war er in dieser Saison bisher nur Teilzeitkraft. Das gilt auch für sein Nationalteam - in allen drei Gruppenspielen durfte er mitmischen, kam aber jeweils von der Bank. Mit dem Tor gegen Deutschland hat er sich in Japan bereits jetzt unsterblich gemacht.