Der US-amerikanische Nationalspieler Weston McKennie jubelt

FIFA WM 2022 Mit Glück und guten Nerven - USA nach Sieg gegen Iran im WM-Achtelfinale

Stand: 30.11.2022 10:23 Uhr

Die USA haben das politisch aufgeladene Duell gegen Iran 1:0 (1:0) gewonnen und damit das Achtelfinale der Fußball-WM erreicht. Die Iraner verpassten es, erstmals in der WM-Geschichte in die K.o.-Runde einzuziehen.

Trotz der politischen Brisanz des Aufeinandertreffens und der emotional aufgeheizten Stimmung im Vorfeld der Partie blieben die US-Amerikaner vor allem im ersten Durchgang ruhig und setzten sich gegen Iran mit 1:0 (1:0) durch. Christian Pulisic traf vor der Pause zur Führung (38. Minute). In der zweiten Hälfte wurden die Iraner stärker, hatten mehrere Chancen zum Ausgleich, schlossen aber zu hektisch und unpräzise ab. Mit etwas Glück und guten Nerven brachten die US-Amerikaner das Ergebnis über die Zeit. US-Coach Gregg Berhalter sagte hinterher: "Wir mussten stark im Kopf sein, die Jungs haben das gut gemacht." Irans Trainer Carlos Queiroz fasste enttäuscht zusammen: "Uns hat ein Tor gefehlt. Der Traum ist vorbei."

Iran verpasst historische WM-Achtelfinalteilnahme

Durch den Sieg haben die USA die Gruppe B als Zweiter abgeschlossen und treffen im Achtelfinale (03.12., 16 Uhr MEZ) auf die Niederlande. Die Iraner müssen weiterhin auf ihre erste Achtelfinal-Teilnahme der WM-Geschichte warten.

Dortmunds Reyna erneut nicht in der Startelf der USA

Giovanni Reyna vom Bundesligisten Borussia Dortmund stand auch im dritten Gruppenspiel der USA nicht in der Startelf. Reynas Reservistenrolle war zuletzt großes Gesprächsthema in den USA. Bei den Iranern kehrte Ali Beiranvand nach einer Gehirnerschütterung zurück ins Tor. Auch der Leverkusener Stürmer Sardar Azmoun spielte erneut von Beginn an.

USA kontrollieren das Spiel, Iran kontert

Früh deutete sich an, welchen Charakter dieses Spiel annehmen würde: Die US-Amerikaner, die gewinnen mussten, um weiterzukommen, übernahmen die Kontrolle und hatten folglich deutlich länger den Ball. Die Iraner lauerten, um nach Ballgewinnen schnell nach vorne zu spielen. Was beide Teams gemeinsam hatten: Sie führten von Beginn an jeden Zweikampf mit großer Leidenschaft.

Große Chancen sahen die Zuschauer im Al-Thumama Stadium zunächst nicht, aber insgesamt machte die USA den gefährlicheren Eindruck. Kopfbälle von Christian Pulisic (11.) und Timothy Weah (27.) hielt Irans Keeper Beiranvand fest, eine scharfe Flanke von Sergiño Dest wehrte er ab (17.). Je länger die Partie lief, desto stärker setzten die US-Amerikaner die eng- und tiefstehende iranische Defensive unter Druck.

Pulisic schießt die USA gegen Iran verdient in Führung

Folgerichtig, dass die USA in Führung gingen (38.). Weston McKennies Flugball hinter die iranische Abwehrkette legte Dest per Kopf nach innen auf Pulisic, der den Ball über die Linie drückte. Dabei rauschte er mit Irans Torhüter Beiranvand zusammen und musste deshalb unter Schmerzen behandelt werden. In der Halbzeit wurde er ausgewechselt.

Mit etwas mehr Cleverness und Glück hätte das Team von Trainer Gregg Berhalter noch vor der Pause erhöhen können: Tyler Adams kreierte mit einem öffnenden Pass eine Überzahlsituation, die Weah und Josh Sargent mit einem doppelten Doppelpass auszuspielen versuchten. Letztlich kam aber Majid Hosseini gerade noch dazwischen. Und als Weah dann nach einem Steilpass das vermeintliche 2:0 erzielte, stand er knapp im Abseits. Am Ende der ersten Hälfte standen acht zu null Torschüsse für die USA, aber nur ein 1:0.

Iran wird mutiger und ist die bessere Mannschaft

Schwungvoll starteten die US-Amerikaner auch in die zweite Hälfte. Sargents Schuss aus spitzem Winkel hielt Beiranvand im Nachfassen (47.). Die Iraner, die im ersten Durchgang von Minute zu Minute passiver wurden, hatten dann aus dem Nichts die Möglichkeit zum Ausgleich: Der eingewechselte Saman Ghoddos köpfte nach einer Flanke von der rechten Seite aber über das Tor (52.). Eine Szene, die aufzeigte, wie schnell diese Partie kippen konnte - und die den Iranern Mut machte.

Angetrieben von ihren lautstarken Fans spielten sie zumindest zeitweise zielstrebiger, schneller, druckvoller. Erneut Ghoddos vergab die Chance auf den Ausgleich, als er nach einer Hereingabe aus guter Position rechts am Tor vorbeischoss. Der Treffer hätte aber nicht gezählt, weil zuvor ein US-Amerikaner von Mehdi Taremi gefoult worden war.

USA mit wenig Entlastung

Die Iraner erhöhten den Druck, die USA hingegen konnten sich kaum mehr befreien. Als nach einer Flanke der ebenfalls eingewechselte Ali Karimi an den Ball kam, war die iranische Bank bereits zum Jubeln aufgestanden - aber Karimi traf den Ball nicht voll und verpasste so den Ausgleich. Die Iraner reklamierten auf Handspiel von Shag Moore, einen Elfmeter gab es aber zu Recht nicht.

Hektische Schlussphase

In der neunminütigen Nachspielzeit kamen die Iraner zu weiteren Chancen. Morteza Pouraliganjis Flugkopfball ging nur knapp am linken Pfosten vorbei. Und als dann nur noch wenige Sekunden auf der Uhr waren, tauchte Taremi nach einer Hereingabe vor dem Tor der US-Amerikaner auf, grätschte den Ball durch die Beine von US-Keeper Matt Turner, allerdings zu schwach. Tamedi war zuvor leicht berührt worden und forderte Elfmeter - abermals entschied sich Referee Antonio Mateu Lahoz richtigerweise gegen einen Strafstoß. Die junge US-amerikanischen Mannschaft wurde nervöser, hielt aber mit Glück und guten Nerven das 1:0.

US-Star Pulisic verletzt ins Krankenhaus

Bitter allerdings für die USA, dass mit Sargent, Pulisic und McKennie gleich drei Spieler verletzt vom Platz mussten. Ob sie im Achtelfinale auflaufen können, ist noch fraglich. Pulisic war nach seinem Zusammenprall noch am Abend ins Krankenhaus eingeliefert worden. Am Mittwoch (30.11.2022) gab der US-Fußballverband dann die Diagnose bekannt: Pulisic erlitt eine Beckenprellung. Über einen Einsatz werde "von Tag zu Tag" entschieden.

Bei der WM 1998 gewann Iran gegen die USA

Erstmals nach 24 Jahren waren die beiden politischen Erzfeinde wieder bei einer WM gegeneinander angetreten. Schon beim Turnier 1998 in Frankreich war das Spiel aufgeladen, das 2:1 der Iraner in Lyon wird auch heute noch von Funktionären der Islamischen Republik als größter Erfolg der nationalen Fußball-Historie gefeiert. Durch die diesmalige Niederlage und das verpasste Weiterkommen wird das auch erstmal so bleiben.