Die FIFA prüft: Findet die WM bald alle zwei Jahre statt?

Fußball | WM WM alle zwei Jahre - Fan-Organisationen lehnen FIFA-Plan ab

Stand: 07.09.2021 17:00 Uhr

Die FIFA forciert Pläne, die WM alle zwei Jahre auszutragen. Zahlreiche Fanbündnisse haben sich nun gegen den neuen Rhythmus ausgesprochen.

Mehrere nationale und internationale Fan-Organisationen machten in einer gemeinsamen Stellungnahme ihre Ablehnung eines Zweijahresrhythmus für die WM deutlich. "Die überwältigende Mehrheit der Fans ist gegen eine alle zwei Jahre stattfindende WM", heißt es in dem Schreiben, das das europäische Bündnis Football Supporters Europe veröffentlichte. "Laut Arsène Wenger, dem Direktor für globale Fußballentwicklung der FIFA, 'ist es das, was die Fans wollen'", heißt es in dem Schreiben. "Die unterzeichnenden Fan-Organisationen weisen diese Aussage kategorisch zurück."

Mehr als 50 Organisationen unterzeichneten die gemeinsame Erklärung. Darunter befinden sich viele Bündnisse aus Europa, aber auch solche aus Nordamerika, Südamerika, Afrika, Ozeanien und Asien. Aus Deutschland gehört "Unsere Kurve" dazu und das "Bündnis aktiver Fußballfans".

"Wir genießen die WM, weil sie ein außergewöhnliches Ereignis ist"

Die Fans kritisieren, dass sie von der FIFA nicht in die Diskussion einbezogen worden seien. Nach Ansicht der unterzeichnenden Fan-Bündnisse könne ein verkürzter WM-Zyklus "das ohnehin fragile Gleichgewicht zwischen lokalen, nationalen, kontinentalen und internationalen Wettbewerben und Kalendern zerstören".

Turniere der Konföderationen wie die EM oder der Afrika-Cup könnten demnach entwertet werden. Die Seltenheit mache das Turnier aus: "Wir genießen die WM gerade deshalb, weil sie ein außergewöhnliches Ereignis ist."

Die Fans kritisieren auch die mögliche Zunahme an Turnieren. "Die meisten von uns haben nicht die Zeit, das Geld oder die Möglichkeit, alle 24 Monate ans andere Ende der Welt zu reisen, um unsere Teams in einem stark verschlechterten Turnier und halb leeren Stadien spielen zu sehen."

Fans fordern fundamentale Änderungen im Fußball

Statt weiterer Turniere fordern die Fans in ihrer Stellungnahme grundsätzliche Änderungen im Fußball:

  • "Wir wollen starke, wettbewerbsfähige nationale Ligen und spannende kontinentale Wettbewerbe."
  • "Wir wollen eine gerechtere und nachhaltigere Führung auf allen Ebenen."
  • "Wir möchten, dass sich junge Leute leisten können, ihre Lieblingsvereine und Nationalmannschaften zu sehen."
  • "Wir möchten, dass jeder die gleichen Chancen hat, das Spiel in einer sicheren und einladenden Umgebung zu spielen und zu sehen."

Man fordere die FIFA und die nationalen Fußballverbände auf, ihre Vorschläge der WM im Zweijahresrhythmus aufzugeben, "und die Stimmen der Fans in alle Entscheidungen einzubeziehen, die die Zukunft des von uns finanzierten Fußballs beeinflussen und ein globales Spektakel machen".

FIFA treibt Plan voran, UEFA mit deutlicher Ablehnung

FIFA-Präsident Gianni Infantino hatte in einer Videobotschaft am Montag (06.09.2021) bei der Generalversammlung der Europäischen Klub-Vereinigung ECA klar gemacht, dass ein Zweijahresrhythmus weiter in Betracht kommt. Infantino sagte unter Bezug auf den Internationalen Spiel-Kalender, dass es "keine Tabuthemen gibt".

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin machte dagegen deutlich, dass er sich gegen die Idee stellt. "Die WM ist so wertvoll, weil sie selten stattfindet. Eine WM alle zwei Jahre führt unserer Ansicht nach zu mehr Beliebigkeit, weniger Bedeutung. Sie würde das Turnier entwerten", sagte Ceferin. "Mehr ist nicht immer besser." Die Spieler bräuchten nicht noch weitere Sommer mit Turnieren, sondern Erholungsphasen.

FIFA prüft "Änderung des Kalenders", Pressekonferenz am Donnerstag

Eine Expertengruppe der FIFA beschäftigt sich in dieser Woche in Doha/Katar mit der Zukunft des Männerfußballs. Man wolle "Optionen zur Änderung der internationalen Spielkalender prüfen", so die FIFA. Der Kalender ist derzeit bis einschließlich 2024 festgelegt. Zu dieser Gruppe gehören die deutschen Ex-Weltmeister Sami Khedira, Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann sowie frühere Stars wie Roberto Carlos, Marco van Basten oder Didier Drogba. Auch dabei sind Michael Owen, Yaya Touré und Javier Mascherano, die allesamt schon öffentlich für den neuen Rhythmus geworben haben.

Unter Führung von FIFA-Direktor Arsène Wenger kommen insgesamt mehr als 30 ehemalige Spieler und Trainer zum zweitägigen Austausch zusammen, um "den Fußball wirklich zu globalisieren und allen Talenten und Ländern eine Chance zu geben" - ein Thema wird aber natürlich der Zweijahresrhythmus sein. Am Donnerstag will die FIFA in einer Pressekonferenz öffentlich Stellung nehmen.