FIFA-Präsident Gianni Infantino (r.) mit Russlands Präsident Wladimir Putin

Krieg in der Ukraine FIFA-Präsident Infantino: Vorerst keine Sanktionen gegen Russland

Stand: 25.02.2022 11:14 Uhr

FIFA-Präsident Gianni Infantino hat auf die Frage nach Sanktionen gegen den russischen Fußballverband ausweichend geantwortet. Auch die Spiele Russlands in den Playoffs der WM-Qualifikation bleiben vorerst unangetastet. Dort spielt auch die Ukraine mit - wenn es sie dann in der bisherigen Form noch gibt.

Infantino sprach bei einer Pressekonferenz am Donnerstag (24.02.2022) nach einer einstündigen digitalen Sitzung des FIFA-Rats über den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. "Die FIFA verurteilt die Anwendung von Gewalt durch Russland in der Ukraine und jede Art von Gewalt zur Lösung von Konflikten", sagte Infantino. Ansonsten vermied er es weitgehend, Russland als das angreifende Land zu benennen. Gewalt sei niemals eine Lösung, sagte Infantino. Die FIFA rufe "alle involvierten Parteien" dazu auf, den Frieden "durch einen konstruktiven Dialog wiederherzustellen".

Gibt Infantino Putins "Orden der Freundschaft" zurück?

Die FIFA war erst vor Kurzem ein gern gesehener Gast in Russland. 2018 trug der Weltverband die WM in Russland aus, bei der Siegerehrung des Weltmeisters Frankreich stand Infantino gemeinsam mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin auf der Bühne. Große Sportveranstaltungen festigen und legitimieren autokratische Machthaber und Diktatoren.

Auch Wladimir Putin konnte von solchen Veranstaltungen immer wieder profitieren. Die Formel 1 fährt regelmäßig in Russland, 2014 kam das IOC mit den Olympischen Winterspielen nach Sotschi und eben die FIFA richtete 2018 die WM in Russland aus - vier Jahre nach der völkerrechtswidrigen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland.

Rund ein Jahr nach dem Turnier, im Mai 2019, zeichnete Putin Infantino in Moskau mit dem "Orden der Freundschaft" aus. Infantino wurde nun bei der Pressekonferenz gefragt, ob er das Turnier 2018 bereue und ob er die Medaille behalten werde. Die Antwort: "Im Sport soll es darum gehen, Menschen zusammenzubringen, in einem friedlichen Umfeld. Menschen aus Ländern, die keine Beziehung zueinander haben oder sogar in einem Konflikt stehen. Ich bin absolut überzeugt, dass der Sport Menschen zusammenbringt. Heute sind meine Gedanken bei denjenigen, die von diesem eskalierenden Konflikt betroffen sind."

Polen, Schweden und Tschechien wollen nicht in Russland spielen

Während die Zivilbevölkerung in der Ukraine um Leib und Leben fürchten muss, stellen sich für die FIFA organisatorische Fragen in Bezug auf die WM-Qualifikation in Europa. In den Playoffs zur WM in Katar soll Russland am 24. März in Moskau gegen Polen im Halbfinale spielen, auch im Endspiel am 29. März hätte Russland bei einem Weiterkommen Heimrecht, dann gegen Tschechien oder Schweden. Die Verbände aus Polen, Tschechien und Schweden schrieben in einem gemeinsamen offenen Brief an die FIFA, dass man keinesfalls in Russland spielen wolle und baten um eine Verlegung an andere Spielorte.

Spielverlegungen? Sanktionen? - "Wir müssen das weiter beobachten"

Infantino nannte die Lage tragisch und besorgniserregend. "Das erste dieser Spiele soll in einem Monat stattfinden. Ich hoffe, dass die gesamte Situation bis dahin gelöst werden kann, vorher gelöst werden kann", sagte Infantino. Keinen Bezug nahm Infantino in dieser Hinsicht auf die Ukraine, die ebenfalls noch in den Playoffs spielt: Im Halbfinale tritt die Ukraine in Schottland und bei einem Sieg in Wales oder Österreich an. Die Spiele sollen ebenfalls am 24. und 29. März 2022 stattfinden. Aktuell dürfte allerdings unklar sein, ob die ukrainische Mannschaft dann Flugreisen unternehmen kann oder schlimmer: Ob der Staat Ukraine und sein Fußballverband zum geplanten Anpfiff überhaupt noch in ihrer bisherigen Form existieren.

Ob Russlands Nationalmannschaften weiter Heimspiele austragen können oder ob es sogar zu Sanktionen kommt, sagte Infantino nicht. "Der Ratsausschuss wird eine Entscheidung treffen, sobald das nötig und möglich ist", so der FIFA-Präsident: "Die Lage entwickelt und verändert sich ständig. Wir müssen das weiter beobachten, damit wir eine Entscheidung in Abhängigkeit der Statuten treffen können." Man müsse sich als FIFA des Themas annehmen und wolle "alle Parteien an einen Tisch bringen".

UEFA entzieht Sankt Petersburg das Finale der Champions League

Der Angriff Russlands auf die Ukraine beschäftigt die Sportwelt und besonders den Fußball. Das Exekutivkomitee der UEFA entzog bei einer Sondersitzung am Freitag dem bisher geplanten Spielort Sankt Petersburg das Champions-League-Finale und verlegte es nach Paris. Sankt Petersburg ist die Heimatstadt Wladimir Putins und der Hauptsitz von Gazprom. In der Gazprom Arena fanden auch Spiele der WM 2018 und der EM 2021 statt. Die UEFA verfügte außerdem, dass nbis auf weiteres alle Spiele von ukrainischen und russischen Teams auf neutralen Plätzen ausgetragen werden müssen.

Die UEFA befindet sich seit 2012 über ein Sponsoring und durch mehrere Funktionäre in den Gremien in einem engen Verhältnis zum staatlichen russischen Energiekonzern Gazprom. Das Sponsoring der UEFA durch Gazprom steht ebenfalls in der Kritik, nach aktuellem Stand wäre Gazprom auch bei der EM 2024 in Deutschland offizieller Sponsor des Turniers.