Fußball | WM 2022 Chile legt bei FIFA Beschwerde gegen Ecuador ein

Stand: 06.05.2022 12:30 Uhr

Chile hat die Qualifikation für die WM 2022 in Katar verspielt - und versucht es nun durch die Hintertür: Der Verband hat Beschwerde bei der FIFA eingelegt wegen Zweifeln an der Herkunft des ecuadorianischen Nationalspielers Byron Castillo.

Der chilenische Fußballverband ANFP hat im Anschluss an die WM-Qualifikation beim Weltverband FIFA eine Beschwerde eingelegt. Angeblich, so der Vorwurf aus Chile, soll der Konkurrent Ecuador einen Spieler eingesetzt haben, dessen Herkunft ungeklärt ist.

Chile zweifelt Herkunft von Ecuadors Castillo an

Einem Medienbericht zufolge wollen die Chilenen damit erreichen, dass sie den Platz Ecuadors bei der WM-Endrunde in Katar übernehmen. Castillo, Rechtsverteidiger von Barcelona SC Guayaquil, soll falsche Angaben über seinen Geburtsort und sein Geburtsdatum gemacht haben, teilte der ANFP mit.

In Wahrheit, so die Vorwürfe aus Chile, heiße der Verteidiger Byron Javier Castillo Segura und sei im kolumbianischen Tumaco geboren - und deshalb mitnichten Ecuadorianer. Dies zeigten Dokumente, deren Echtheit die kolumbianische Regierung bestätigt habe, behauptet der Anwalt der Chilenen. Die angeblich ecuadorianische Identität des Profis sei dagegen nicht nachzuweisen.

Castilo: Drei Jahre älter als im Pass angegeben?

Außerdem, so eine weitere Behauptung, soll der Spieler am 25. Juli 1995 geboren worden sein - und wäre damit in Wahrheit drei Jahre älter. Dies soll auch der Grund für die vermeintliche Schummelei sein: Sie soll Castillo die Teilnahme an der Südamerika-Meisterschaft und der WM der U17-Junioren 2015 ermöglicht haben.

Der Weltverband FIFA bestätigte auf Anfrage, dass eine formelle Beschwerde Chiles eingegangen sei und gab keine weiteren Kommentare ab.

Spiele mit Beteiligung Castillos möglicherweise nicht gewertet

Sollten sich die Vorwürfe der Chilenen als wahr herausstellen, könnte dies unter Umständen Auswirkungen auf die WM haben. Einem Bericht der "New York Times" zufolge zielt die Beschwerde Chiles darauf ab, dass die FIFA die acht Qualifikationsspiele, an denen Castillo beteiligt war, als Siege für die jeweiligen Gegner Ecuadors wertet. Damit könnte Ecuador seinen Platz für die Weltmeisterschaft verlieren und Chile nachrücken.

"Schwerwiegende Unregelmäßigkeiten bei der Registrierung von Spielern sind nicht akzeptabel, vor allem wenn es um eine Weltmeisterschaft geht", hieß es in der Mitteilung des chilenischen Verbandes. "Auf und neben dem Spielfeld muss Fairplay herrschen."

Verband aus Ecuador weist Vorwürfe zurück

Um die tatsächliche Herkunft von Castillo wird seit Jahren debattiert. Sein Ex-Klub Emelec bestätigte, das Talent als Jugendspieler wegen Zweifeln an dessen Identität abgegeben zu haben. Im vergangenen Jahr ordnete die ecuadorianische Justiz schließlich an, dass Castillo eine neue Geburtsurkunde mit Geburtsort in Ecuador ausgestellt wird. Erst danach wurde er in den Nationalkader für die Qualifikationsspiele für die WM in Katar berufen. "Bei internationalen Wettbewerben dürfen wir kein Risiko eingehen", sagte damals der Vizepräsident des ecuadorianischen Fußballverbandes, Carlos Manzur.

Der Verband Ecuadors wies die Vorwürfe aus Chile zurück und sprach von "unbegründeten Gerüchten". Man habe das WM-Ticket "rechtmäßig auf dem Platz" gelöst. Die Unterlagen seien "ordnungsgemäß", alle Regularien eingehalten worden.

Castillo: "Heuchler und dumme Menschen"

Auch Byron Castillo reagierte, in einem äußerst emotionalen Post bei Instagram. Castillo klagte über "Heuchler", "dumme Menschen" und "Parasiten, die gerne andere verletzen". Und "jetzt bin ich der Bösewicht, über den alle reden", schrieb er und beendete seine Attacke mit einem Foto, das die Chilenen am Tag des WM-Eröffnungsspiels zu Hause auf der Couch zeigt. Der Fernseher läuft - und Castillo jubelt.