Will mit Inter in der Champions League noch weit kommen: Trainer Simone Inzaghi

Ambivalente Situation Inter Mailand zwischen Druck und großer Chance

Stand: 13.03.2023 14:40 Uhr

Die AC Mailand steht bereits im Viertelfinale der Champions League. Inter Mailand und SSC Neapel können folgen - und die Renaissance des italienischen Fußballs einläuten.

Simone Inzaghi kennt sich mit Gratwanderungen im Fußball gut aus. Entweder gefeierter Torjäger oder beschimpfter Versager. Dazwischen gab es bei ihm, genau wie bei seinem Bruder Filippo, selbst in seiner besten Zeit bei Lazio Rom selten etwas. Als Trainer von Inter Mailand ergeht es dem 46-Jährigen nicht viel anders.

Mal liegen die Tifosi seiner Mannschaft zu Füßen, dann geht die Anhängerschaft ob der ständigen Aussetzer auf die Barrikaden. Gerade hat das stolze Inter, aktuell 18 Punkte hinter Tabellenführer Napoli, eine 1:2-Niederlage bei Spezia Calcio kassiert.

Trainer Simone Inzaghi steht unter Druck

Und plötzlich steht Inzaghi trotz des 1:0-Hinspiel-Erfolgs im Achtelfinale der Champions League nun vor dem Rückspiel beim FC Porto massiv unter Druck (Dienstag ab 21 Uhr im Live-Ticker bei sportschau.de). Nach der achten Saisonpleite, vornehmlich gegen Teams mit kleinerem Budget, wächst der Unmut. Nach Informationen der "Gazzetta dello Sport" wird angeblich bereits Thomas Tuchel als möglicher Nachfolger gehandelt.

"Wir werden nicht schlafen können", hatte Inzaghi nach der Pleite in Spezia gesagt, aber trotzdem optimistisch auf die Aufgabe in der Königsklasse vorausgeblickt: "Wir haben auswärts einige gute Ergebnisse erzielt, wie zum Beispiel in Barcelona (3:3, d. Red.). Und wir wissen, dass wir eine gute Leistung zeigen müssen, wenn wir das Viertelfinale erreichen wollen."

Gegner Porto, Champions-League-Sieger von 2004, will zum dritten Mal in fünf Jahren in die Runde der letzten acht einziehen. Der portugiesische Meister hat beste Erinnerungen an italienische Klubs. Die "Drachen" holten vor vier Jahren im Champions-League-Achtelfinale gegen die AS Rom einen 1:2-Rückstand aus dem Hinspiel im Rückspiel im Estadio do Dragao auf.

Milan dient durchaus als Beispiel

Ausgerechnet der Lokalrivale AC Mailand kann als Mutmacher für schwarz-blaue Skeptiker dienen. Einen 1:0-Vorsprung gegen Tottenham Hotspur verteidigte Milan mit aller Lust an der Defensive, die die italienische Fußball-Seele hergibt. Auch Inter würde eine Nullnummer nun reichen; es muss nicht immer Offensivspektakel in der Königsklasse sein.

Unter José Mourinho setzte der Verein des deutschen Nationalspielers Robin Gosens einst dem Zweckfußball beim Gewinn des Henkelpotts 2010 die Krone auf. Jetzt hat Inter übrigens in Romelu Lukaku, Lautaro Martinez oder Altmeister Edin Dzeko genug stürmendes Potenzial im Portfolio, obwohl es in der Gruppenphase gegen die Bayern zweimal nicht zu eigenen Treffern reichte. Jetzt spielt der 19-fache italienische Meister - zuletzt ging der "Scudetto" 2021 an Internazionale - in Porto noch um mehr: das Ansehen des italienischen Fußballs.

Die Serie A kann ein Dreigestirn ins Viertelfinale bringen

Ganz unwahrscheinlich ist nicht, dass die Serie A in der Nacht zu Donnerstag drei Repräsentanten ins Viertelfinale gehievt hat. Womöglich mehr als England, Spanien und Deutschland. Alle Abgesänge auf Italiens erste Liga wären dann verfrüht gewesen. Dass die SSC Neapel ihren komfortablen Vorsprung gegen Eintracht Frankfurt (Hinspiel 2:0) am Mittwoch noch verspielt, bezweifelt nach der beindruckenden Darbietung beim Europa-League-Sieger kaum noch jemand.

Trainer Luciano Spalletti stapelte zwar danach weiterhin tief, nichts sei entschieden, aber er lobte seine angehende Meistermannschaft auch dafür, keine "palle banali" gespielt zu haben: keinen einzigen banalen Ball. In der Tat war man sich in Frankfurt vor drei Wochen schnell einig, dass die derzeit beste Mannschaft Italiens zugleich das imposanteste Ensemble war, was in jüngerer Vergangenheit im Stadtwald aufschlug.

Und das will bei den europäischen Festspielen der Eintracht in Endlosschleife gegen Topgegner aus allen Topnationen etwas heißen. Spalletti schwor die Medien schon damals drauf ein, dass die Serie A viel besser sei als ihr Ruf. Wenn sich diesmal ein Dreigestirn voller Entschlossenheit unter die Top acht begibt, wäre seine These unterfüttert. Auch darum kämpfen nun die "Nerazzurri".