Fußball | Bundesliga Bundesliga - kaum Erfolge mit späten Trainerwechseln

Stand: 20.04.2022 14:45 Uhr

Um den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga zu verhindern, hat sich Arminia Bielefeld von Trainer Frank Kramer getrennt. Doch die Statistik beweist, dass solch späte Entlassungen nur selten zum Ziel führen.

Arminia Bielefeld hat sich vier Spieltage vor Schluss von seinem Trainer Frank Kramer getrennt. Aktuell liegt das Team in der Tabelle der Fußball-Bundesliga mit 26 Punkten auf Platz 17. Bis zum "rettenden Ufer" fehlen drei Zähler, bis zum Relegationsplatz sind es zwei Punkte. "Wir möchten der Mannschaft einen Impuls geben, um den Verbleib in der Bundesliga zu realisieren", sagte Sport-Geschäftsführer Samir Arabi. 

Die Trennung von Kramer kommt spät. Nur vier Spiele hat das Team um den neuen Trainer Marco Kostmann jetzt Zeit, die Wende zu schaffen. Und wer sich die Statistik der vergangenen 20 Jahre anschaut, der sieht, dass eine solche "Verzweiflungstat" im Saisonendspurt nur selten zum Erfolg führt. Von 14 Trainerwechseln an den letzten vier Spieltagen hatten nur vier die erhoffte Wirkung.

Weinzierl, Kaltenbach, Finke und Augenthaler als Retter

Zum bisher letzten Mal klappte es beim FC Augsburg. Nach dem 31. Spieltag der Saison 2020/21 löste Markus Weinzierl Heiko Herrlich ab. Der holte zwar nur drei von neun möglichen Punkten, doch die waren entscheidend für den Klassenerhalt. Die Rede ist vom 2:0-Sieg im direkten Kellerduell gegen Werder Bremen.

In der Spielzeit 2019/20 übernahm Matthias Kaltenbach für die letzten vier  Spieltage den Trainer-Job bei 1899 Hoffenheim von Alfred Schreuder. Die TSG holte noch neun der zwölf möglichen Punkte, kletterte von Rang sieben auf sechs und qualifizierte sich so direkt für die Europa League.

In Köln ging es dann 2010/11 wieder um den Klassenerhalt. Drei Spieltage vor Schluss zog der FC, der gefährlich nah an Platz 16 gerutscht war, die Reißleine, trennte sich von Frank Schaefer und machte Volker Finke zum neuen Trainer. Der gewann die restlichen drei Spiele und tütete am Ende als Zehnter souverän den Klassenerhalt ein.

2002/03 lag Bayer Leverkusen nach dem 32. Spieltag auf einem direkten Abstiegsplatz - mit Thomas Hörster. Unter Klaus Augenthaler, der kurz zuvor in Nürnberg entlassen worden war, gewann die "Werkself" die letzten beiden Spiele und konnte den erstmaligen Abstieg aus der Bundesliga als 15. noch abwenden.

Acht Trainerwechsel verpufft

Achtmal hingegen verpuffte ein später Trainerwechsel. So klappte das, was in der vergangenen Saison in Augsburg funktionierte, in Bremen nämlich nicht. Dort hatte Thomas Schaaf nach dem 33. Spieltag Florian Kohfeldt abgelöst. In der letzten Runde gab es dann aber ein 2:4 gegen Borussia Mönchengladbach und Werder rutschte noch von Rang 16 auf 17.

Schaaf ist da in guter Gesellschaft. So scheiterten Nico Willig 2018/19 in Stuttgart, Roger Prinzen 2013/14 in Nürnberg, Frank Schaefer 2011/12 in Köln, Darius Wosz 2009/10 in Bochum und Wolfgang Wolf 2002/03 in Nürnberg. 2009/10 entließ der Hamburger SV Bruno Labbadia  und ersetze ihn für Ricardo Moniz. Doch auch der konnte sich am Ende nicht mehr für den Europapokal qualifizieren.

Bei zwei weiteren späten Trainer-Wechseln ging es für die Teams um nichts mehr: Bremen trennte sich 2012/13 trotz geschafftem Klassenerhalt nach dem 33. Spieltag von Thomas Schaaf und holte Wolfgang Rolff. Auch Bielefeld hatte 2004/05 mit dem Abstieg schon nichts mehr zu tun, tauschte aber dennoch nach dem 32. Spieltag Frank Geideck gegen Uwe Rapolder aus.

Auch Bielefeld mit schlechten Erfahrungen

Aber Bielefeld versuchte auch schon mit einem späten Trainer-Wechsel doch noch den Klassenerhalt zu schaffen: 2008/09 kam Jörg Berger vor dem 34. Spieltag für Michael Frontzeck. Durch das 2:2 gegen Hannover rutschte die Arminia vom Relegationsplatz noch auf Rang 17 und stieg ab.

Trainerentlassungen und ihre Wirkung
Saison Trainer Spieltag Erfolg
2020/21 Thomas Schaaf für Florian Kohfeldt (Bremen) 33 nein
2020/21 Markus Weinzierl für Heiko Herrlich (Augsburg) 31 ja
2019/20 Matthias Kaltenbach für Alfred Schreuder (Hoffenheim) 30 ja
2018/19 Nico Willig für Markus Weinzierl (Stuttgart) 30 nein
2013/14 Roger Prinzen für Gertjan Verbeek (Nürnberg) 31 nein
2012/13 Wolfgang Rolff für Thomas Schaaf (Bremen) 33 nicht relevant
2011/12 Frank Schaefer für Stale Solbakken  (Köln) 30 nein
2010/11 Volker Finke für Frank Schaefer (Köln) 31 ja
2009/10 Darius Wosz für Heiko Herrlich (Bochum)      32 nein
2009/10 Ricardo Moniz für Bruno Labbadia (HSV) 32 nein
2008/09 Jörg Berger für Michael Frontzeck (Bielefeld) 33 nein
2004/05 Frank Geideck für Uwe Rapolder (Bielefeld) 32 nicht relevant
2002/03 Klaus Augenthaler für Thomas Hörster (Leverkusen) 32 ja
2002/03 Wolfgang Wolf für Klaus Augenthaler (Nürnberg) 30 nein