Lina Magull umarmt ihre Nationalmannschafts-Kollegin Klara Bühl.

Corona-Fall vor EM-Halbfinale DFB-Team bereit für Frankreich - auch ohne Bühl

Stand: 27.07.2022 19:54 Uhr

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird heute ohne die positiv auf das Coronavirus getestete Außenstürmerin Klara Bühl ins EM-Halbfinale gegen Frankreich gehen. Der zweite Corona-Ausfall während des Turniers sei "die nächste Herausforderung" für das Team, so Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Das Selbstvertrauen im DFB-Team ist nach den bisherigen Erfolgen in England dennoch riesengroß.

Die nach dem Corona-Test in die Isolation geschickte Offensivspielerin des FC Bayern München ließ via Instagram keinen Zweifel daran, wie ihre Mannschaft im Halbfinale gegen Frankreich heute (27.07.2022, 21 Uhr MESZ) in Milton Keynes auf die Hiobsbotschaft reagieren soll: "Mein Team wird das Stadion zum Feiern bringen und euch mit großartigem Fußball begeistern!", schrieb die 21-Jährige den Fans.

Ihre Mannschaftskameradinnen haben Bühls Worte bereits verinnerlicht: "Wir spielen für sie und werden auch für Klara versuchen, die Partie zu gewinnen", versprach Lena Oberdorf bei der Abschluss-PK am Dienstag (26.07.2022). Die Nachricht vom Ausfall einer der Leistungsträgerinnen im Team habe "alle stiller gemacht", sagte Bundestrainerin Voss-Tecklenburg. "Wir haben damit überhaupt nicht gerechnet." Das Team werde versuchen, im Turnier zu bleiben, auch "um Klara ein bisschen Freude zu bereiten". Wie schon nach dem positiven Test bei Lea Schüller zu Turnierbeginn habe sie bereits bemerkt, dass ihr Team noch enger zusammengerückt sei.

Alle weiteren Tests im Team negativ

Bühl ist symptomfrei, sie wurde umgehend isoliert, wie der Deutsche Fußball-Bund mitteilte. Weitere Testungen der anderen Spielerinnen und des kompletten Staffs fielen den Angaben zufolge negativ aus. Nach den UEFA-Statuten könnte sich Bühl nach fünf Tagen freitesten, wenn sie dann symptomfrei ist. Das EM-Endspiel, das England durch ein 4:0 gegen Schweden bereits erreicht hat, findet am Sonntag (31.07.2022, 18 Uhr MESZ/live im Ersten und bei sportschau.de) im legendären Londoner Wembley-Stadion vor fast 90.000 Fans statt.

Kanzler Scholz würde zum Finale kommen

Wenn das DFB-Team das Endspiel erreichen sollte, wird aller Voraussicht nach in Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ein sehr prominenter Fan in London vor Ort sein. DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch bestätigte im Hörfunk-Interview auf WDR 2, dass der Regierungschef den Final-Besuch zusammen mit seiner Frau bereits angekündigt hat.

Zum Halbfinale wird aus der Bundesregierung Innenministerin Nancy Faeser im Stadion in Milton Keynes der deutschen Mannschaft die Daumen drücken. Die SPD-Politikerin hatte schon beim Viertelfinale gegen Österreich als Fan auf der Tribüne gesessen.

Brand für Bühl - Erster Startelf-Einsatz

Wer die Offensivspielerin des FC Bayern München, die bei der EM in allen vier Spielen in der Startelf stand und beim 2:0-Sieg gegen Spanien in der Vorrunde das 1:0 erzielte, ließ MVT bis 90 Minuten vor dem Anpfiff durch Schiedsrichterin Cheryl Foster aus Wales offen. Wenig überraschend nominierte sie Jule Brand, eine Spielerin, die wie Bühl auf dem linken Flügel "zu Hause" ist. Für die 19 Jahre alte Neu-Wolfsburgerin ist es der erste Einsatz von Beginn an bei dieser EM.

Ohne Gegentor von der "Wundertüte" zum Titel-Anwärter

Gründe für großen Optimismus im deutschen Team gibt es trotz des Ausfalls einer der Leistungsträgerinnen genug: Nach vier Siegen ohne ein einziges Gegentor ist die vor Turnierbeginn als "Wundertüte" eingestufte DFB-Elf zum ernsthaften Titel-Anwärter geworden.

Überzeugt hat die Mannschaft von Trainerin Voss-Tecklenburg bisher vor allem durch formidables Teamwork in Defensive und Offensive. Kein Wunder, dass die Französinnen mit viel Respekt in ihr erstes EM-Semifinale gehen: "Es wird ein harter Kampf werden", sagte Abwehrchefin Wendie Renard: "Spiele gegen Deutschland sind immer toll, das sind die Duelle, für die wir spielen."

Voss-Tecklenburg: "Wir werden alles geben"

Bundestrainerin Voss-Tecklenburg hat keine Zweifel, dass ihr Team im ersten Halbfinale seit den Olympischen Spielen 2016 gegen "Les Bleues" einen überzeugenden Auftritt abliefern wird: "Ich kann versprechen, dass wir sagen können, dass wir alles gegeben haben, wenn wir vom Platz kommen."

MVT erwartet gegen die Französinnen "ein Spiel auf Augenhöhe, in dem Kleinigkeiten entscheiden werden". Taktisch sei ihr Team gut vorbereitet. Es werde aber auch die nötige Mentalität auf dem Platz brauchen, um gegen die starke französische Offensive bestehen zu können. "Das wird wehtun", sagte MVT.

Längere Pause und bessere Bilanz sprechen für DFB-Team

Ein Vorteil für das deutsche Team, das in England den neunten EM-Titel für Deutschland gewinnen könnte, ist im Vergleich mit den Französinnen die größere Pause nach dem Viertelfinale: "Les Bleues" mussten beim 1:0 gegen die Niederlande sogar in die Verlängerung gehen.

Auch wenn das letzte Länderspiel im Juni 2021 0:1 verloren ging - die Bilanz spricht klar für Deutschland. In bisher 20 Duellen holte der zweimalige Weltmeister elf Siege bei fünf Niederlagen. In bislang vier Begegnungen bei großen Turnieren setzte sich stets die DFB-Auswahl durch.

Schüller könnte wieder spielen - aber Popp ist gesetzt

Im deutschen Team war bei der EM bereits Torjägerin Schüller vor dem zweiten Gruppenspiel positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Bundesliga-Torschützenkönigin, die in der ersten Partie gegen Dänemark getroffen hatte, ist inzwischen wieder aus der Isolation und könnte gegen Frankreich zu ihrem zweiten EM-Einsatz in England kommen.

Aktuell ist vorne aber Alexandra Popp gesetzt. Die DFB-Kapitänin traf in allen vier Partien - und hat mit ihrem Auftreten auch Frankreichs Kapitänin Renard nachhaltig beeindruckt: "Sie hat diese starke deutsche Mentalität und sie ist eine natürliche Anführerin. Wir müssen im Kollektiv stark sein, um sie an weiteren Treffern zu hindern", sagte die 1,87 m lange Innenverteidigerin.

Die DFB-Startelf gegen Frankreich

Frohms - Gwinn, Hegering, Hendrich, Rauch - Magull, Oberdorf, Däbritz - Huth, Popp, Brand