Marokkos Trainer Walid Regragui wird von seinem Team gefeiert

FIFA WM 2022 "Wir sind der Rocky der WM!" - Marokko stolz auf Erfolg

Stand: 11.12.2022 19:47 Uhr

Marokko gelingt die Sensation: Zum ersten Mal in der Geschichte der Weltmeisterschaft hat eine afrikanische Mannschaft das Halbfinale erreicht. Für das Team, das Land und einen ganzen Kontinent ein ganz besonderer Moment.

Youssef En-Nesyri ist keiner der größten Namen des Weltfußballs. Doch in der 42. Spielminute des Viertelfinales zwischen Marokko und Portugal machte sich der Mittelstürmer des FC Sevilla unsterblich. In Marokko, in der arabischen Welt, auf dem afrikanischen Kontinent.

Er schraubte sich in die Luft, in eine fast unmenschliche Höhe und köpfte den Ball ins Netz. Sein Treffer zum 1:0 markierte die Führung, die Portugal nicht mehr kontern konnte. Damit hätte er sich die Auszeichnung "Spieler des Spiels" mit Sicherheit verdient gehabt.

Diese ging aber an seinen Torhüter Bono, En-Nesyris Teamkollege vom FC Sevilla, der das Tor wieder einmal sauber hielt. Bono ließ es sich aber nicht nehmen und übergab die Trophäe später an den Siegtorschützen. Es zeigt: Die Auszeichnung gehört dem ganzen Team - vom Torwart bis zum Mittelstürmer.

Regragui: "Für unser Volk, für uns, für Afrika"

Ein Architekt des Erfolgs ist Marokkos Nationaltrainer Walid Regragui. "Wir haben Geschichte für Afrika geschrieben. Afrika ist auf der Landkarte des Fußballs", sagte er nach dem Spiel voller Pathos und Emotion. Für ihn war es die Leistung des Teams: "Wir haben unser Kapital genutzt, wir waren ein Team, wir hatten die Mentalität." Später auf der Pressekonferenz verglich Regragui sein Team mit einem ganz Großen der Sportfilm-Geschichte: "Wir sind der Rocky der WM!"

Es war für den marokkanischen Coach die richtige Einstellung "für unser Volk, für uns, für Afrika". Afrikanische Trainer hätten es immer schwierig: "Man glaubt nicht, dass wir mit solchen Mannschaften taktisch umgehen können", so Regragui.

Das Vorurteil lautete lange: Afrikanische Teams hätten nur Spielfreude, in Sachen Defensive und Taktik generell hätten sie aber zu große Defizite. Aus diesem Grund sei bislang für alle afrikanischen Mannschaften im Viertelfinale Schluss gewesen. Damit konnte nun endlich aufgeräumt werden.

Marokko bleibt Vorreiter

Es ist nicht das erste Mal, dass die Marokkaner bei einer Weltmeisterschaft etwas erreichen, was noch keiner afrikanischen Mannschaft gelungen war. 1970 waren die "Löwen vom Atlas" das erste afrikanische Team, das bei einem Turnier punktete. 1986 erreichten sie als erstes afrikanisches Team die K.o.-Phase. Und jetzt, 36 Jahre später, folgte der erste Halbfinaleinzug.

Um die Ausrichtung einer Weltmeisterschaft bemühte sich Marokko allerdings bisher vergeblich. Bereits fünfmal konnten die Nordafrikaner die FIFA nicht überzeugen: Die erste WM in der arabischen Welt findet nun in Katar statt, die erste auf afrikanischem Boden war die WM 2010 in Südafrika.

Von damals blieb neben den Vuvuzelas auch "Waka Waka" im Ohr, der WM-Song vom kolumbianischen Superstar Shakira. Daran musste die Sängerin mit libanesischen Wurzeln auch 2022 denken. Nach dem Einzug twitterte sie als Gratulation eine besondere Zeile aus ihrem Song: "This time for Africa!" - Dieses Mal für Afrika!