Khalida Popal bei einem Kongress in Kolumbien 2024

Beschluss der FIFA Afghanische Frauen auf dem Weg auf den Fußballplatz

Stand: 10.05.2025 10:51 Uhr

Wichtiger Schritt für die afghanischen Fußballerinnen auf dem Weg zur Teilnahme an Turnieren: Die FIFA nimmt ein Flüchtlingsteam unter ihr Dach und erlaubt in einem ersten Schritt Freundschaftsspiele.

Seit nun Jahrzehnten kämpft Khalida Popal für die Rechte afghanischer Frauen, vor allem der Fußballerinnen. Sie war selbst Kapitänin der Nationalmannschaft, immer mit einem Traum und einem Ziel - afghanischen Frauenmannschaften, die offiziell an Wettbewerben teilnehmen, organisiert von der FIFA.

Das Ziel ist auch im Frühjahr 2025 noch nicht erreicht. Aber immerhin hat der Weltverband nun nach jahrelangem Zögern den Weg geebnet. Am Freitag (09.05.2025) teilte die FIFA nach einer digitalen Sitzung ihres wichtigsten Gremiums, des Councils, mit, dass sie ein afghanisches Flüchtlingsteam anerkennen wird. Der Verband will diesem Team "so bald wie möglich" die Gelegenheit geben, unter seinem Dach Freundschaftsspiele zu bestreiten.

Khalida Popal: "Wir sind stolz, Teil der Geschichte zu sein"

"Wir sind stolz, Teil der Geschichte zu sein und die erste Flüchtlingsmannschaft der FIFA mit aufzubauen", sagte Popal auf Anfrage der Sportschau. Gleichwohl sei dies nur ein erster Schritt: "Wir hoffen weiterhin, dass die FIFA ihre Statuten ändert und unsere Spielerinnen offiziell als afghanische Frauen-Nationalmannschaft anerkennt." Diese könnte dann auch an Turnieren teilnehmen, etwa an der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2031, die auf 48 Teilnehmer aufgestockt wird.

Frauenverachtendes Regime der Taliban

Nach den aktuell geltenden Statuten erkennt der Weltverband nur Mannschaften an, die unter dem Dach eines nationalen Verbandes organisiert sind. In Afghanistan herrscht seit August 2021 wieder das Terrorregime der Taliban.

Die Machtübernahme der frauendeindlichen Islamisten führte dazu, dass die schon länger im dänischen Exil lebende Khalida Popal dafür sorgte, Fußballerinnen aus ihrer Heimat zu evakuieren.

In Australien fand sich anschließend mit dem FC Melbourne Victory ein Klub, der die Flüchtlinge aufnahm. Unter dem Namen Melbourne Victory FC AWT (Afghanian Women's Team) spielte die Mannschaft im regulären Ligabetrieb mit und feierte mehrere Aufstiege, bevor sie sich im Dezember 2024 auflöste.

Exil in Australien

"Wir wollten, dass sich unsere Spielerinnen verschiedenen lokalen Klubs anschließen, um besser in die Gesellschaft integriert zu werden", sagt Popal. Melbourne Victory helfe aber weiter bei Rechts- und Verwaltungsangelegenheiten. Der Klub stelle zudem Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung.

An der Südküste Australiens bereitet sich dann wahrscheinlich künftig das Flüchtlingsteam Afghanistans auf Freundschaftsspiele unter dem Dach der FIFA vor. Deren Präsident Gianni Infantino kündigte zudem an, mit den Taliban weiter zu sprechen und darauf hinwirken zu wollen, dass die afghanischen Frauen vom nationalen Verband AFF aufgenommen werden.

Nach dem gültigen Ethikcode der FIFA sind sämtliche Verbände verpflichtet, niemanden wegen seines Geschlechts zu diskrimieren. Sanktionen aber blieben bislang aus. Die Männermannschaft Afghanistans nimmt aktuell an der Qualifikation zum Asien-Cup 2027 teil.

Auf eine Anfrage der Sportschau von Juli 2024 antwortete der Weltverband, dass es trotz der gravierenden Menschenrechtsverstöße der Taliban "eine Kernpriorität der FIFA" sei, "sicherzustellen, dass es für weibliche und männliche Spieler einen sicheren Zugang zum Fußball gibt, ohne Diskriminierung. Deshalb beobachtet die FIFA die Situation weiterhin genau und steht in engem Kontakt mit der AFF und anderen Stakeholdern mit dem Ziel, Zugang zum Fußball in Afghanistan zu ermöglichen."

Die Erfolgsaussichten sind verschwindend gering. Die ehemalige Außenministerin Annalena Baerbock sagte im März 2025: "Die Taliban löschen Frauen aus dem öffentlichen Leben, eine nach der anderen."