Fußball | Champions League Villarreals Trainer Emery - ein Träumer mit Vorliebe für Taktik

Stand: 12.04.2022 07:00 Uhr

Villarreals Unai Emery hat als Trainer viermal die Europa League gewonnen, aber Champions League kann er auch. Die Bayern wissen das jetzt. Über Popcorn, Dirigenten und einen Trainer mit großen Zielen.

Als Unai Emery noch ein junger Trainer war und kein hochdekorierter, da war er seiner Zeit manchmal voraus. Sein erster großer Klub war der FC Valencia, das war 2008 und Emery 36 Jahre alt. Das mit der Taktik war da schon sein Ding. Emery fertigte Videos an, seine Schulungen waren ausführlich, für manchen im Kader zu ausführlich.

Einer der wichtigsten Spieler war Joaquín, ein Offensivspieler, ein Freigeist auch. Er gehörte zu denen, die sich an Emerys Vorstellungen von Fußball als eine Art Wissenschaft gewöhnen mussten. Einmal, nachdem Emery sehr ausführlich über Fußball doziert hatte, sagte Joaquín: "Er hat so viele Videos gezeigt, mir ging das Popcorn aus."

Heute ist Emery, 50, ein erfahrener Trainer. Er ist mit Paris Saint-Germain Meister geworden, hat mit zwei Klubs viermal die Europa League gewonnen, kein Trainer ist erfolgreicher. Nur beim FC Arsenal lief es nicht so gut. Manchmal machten sie sich dort lustig, wenn Emery über Fußball dozierte und in der Aufregung ein sehr spanisches Englisch sprach.

Emerys Villarreal und eine "taktische Meisterleistung"

Die Zeiten des Spotts sind vorbei, Erzählungen über Emery haben nun eine andere Tonalität. Vor einigen Tagen, als Emerys FC Villarreal im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League die Bayern 1:0 besiegt hatte, schrieb die Zeitung "AS" von einer "Lektion" für Bayerns Trainer Julian Nagelsmann. Und die "Marca" huldigte Emerys "taktischer Meisterleistung".

Natürlich sollte Emery dann erklären, wie ihm das gelungen war. Also erzählte er. Emery sprach in einem Interview mit "Radio Marca" über die Stärken der Bayern und über seine Ideen. Er sagte: "Die Außenbahnspieler haben mehr über die Mitte gespielt, um mehr Ballbesitz zu haben. Wir haben einen offensiven Rechtsaußen geopfert."

Es ist ein Satz, der viel verrät über den Taktiker Emery, doch typisch für ihn ist er nicht. Es existieren von Emery Videos, in denen er im weißen Hemd an einem Tisch sitzt, vor ihm eine Taktiktafel mit farbigen Magneten, grün und rot. Er verschiebt sie wie andere Schachfiguren, dazu spricht er über taktische Kniffe, beinahe doziert er.

Fußball ist ein einfacher Sport, heißt es. Emery dürfte dazu seine eigene Meinung haben.

Ärger nach Sieg gegen die Bayern - auch das ist Emery

Man staunte an diesem Abend im April 2022 dann auch nicht über die Stärken der Bayern, man staunte über ihre Schwächen. Und über Villarreal, das mit Akribie so vehement verteidigte, dass mancher Schönheit darin entdeckte. Das auch im Umschaltspiel immer eine Idee hatte. Später sagte Emery: "Ich ärgere mich ein bisschen, dass unsere Torausbeute nicht höher war."

Er hatte von 4-4-2 auf ein 4-3-2-1 umgestellt, der Plan ging auf. Dani Parejo, Francis Coquelin und Étienne Capoue hatten die Hoheit im Mittelfeld, Gerard Moreno choreografierte die Angriffe und Giovani Lo Celso war für Bayerns Defensive ein fortwährendes Ärgernis. Aber der Dirigent des Erfolgs war Emery.

Man sah ihn gegen die Bayern, wie er in einer Sekunde durch die Coachingzone hüpfte, die Arme weit von sich gestreckt und hoch in der Luft, und in der nächsten in die Knie ging. Wie er schrie, gestikulierte, manchmal lachte.

Für die Bayern war es die erste Auswärtsniederlage in der Champions League seit einem Abend im September 2017, als der Klub gegen PSG verlor. Trainer der Franzosen war damals, man ahnt es, Unai Emery.

Villarreal - ein Dorf, das Europa erobert

In Paris gewann Emery zwischen 2016 und 2018 sieben nationale Titel, aber nicht die Champions League, also wollten sie ihn irgendwann nicht mehr. Beim FC Villarreal, wo er seit 2020 arbeitet, sind die Erwartungen andere. Bei seiner Vorstellung wurde Emery auch nach seinen Zielen gefragt. Er sagte: "Träume sind frei, und ich träume von einem Titel mit Villarreal."

Ein Jahr später gewannen Villarreal und Emery gemeinsam die Europa League. Es war der erste wirklich bedeutende Titel in der knapp einhundertjährigen Vereinsgeschichte. Nie zuvor hatte eine so kleine Stadt, Villarreal hat etwa 50.000 Einwohner, einen Europapokal gewonnen. Die Zeitung "El País" titelte: "Ein Dorf erobert Europa."

Emery - ein Trainer mit großen Zielen

Man könnte nun argumentieren, eine Stadt mit dieser Einwohnerzahl könne kein Dorf mehr sein, aber vielleicht kann man über diese Ungenauigkeit auch hinwegsehen. Wenn die Fans des FC Villarreal die Vereinshymne singen, dann singen sie schließlich auch über eine Mannschaft, die immer schon die Hoffnung eines ganzen Dorfes gewesen ist.

Zuletzt war Emery ein sehr gefragter Interviewpartner, manchmal haben sie ihn dann auch nach neuen Zielen gefragt. Sein ursprüngliches hatte er schließlich schon erreicht. Er liebe die Europa League, also den Wettbewerb, in dem er seine größten Erfolge gefeiert habe, sagte Emery einmal. "Aber ich träume davon, die Champions League zu gewinnen - zumal jetzt, wo wir im Viertelfinale stehen."