Fußball Afrika Cup - Ex-Stürmer Wright nennt Kritik "rassistisch"

Stand: 30.12.2021 20:20 Uhr

Immer wieder kritisieren europäische Fußball-Klubs den Afrika Cup - wegen des Termins. Aufgrund der Corona-Pandemie ist das Wehklagen in diesem Jahr besonders laut. Ex-Stürmer Ian Wright nennt die Kritik "rassistisch".

Kamerun fiebert dem Start des Afrika Cups entgegen. Am 9. Januar bestreitet der Turnier-Gastgeber in Yaoundé das Eröffnungsspiel gegen Burkina Faso.

Mit dem Anpfiff enden 50 Jahre Warten: 1972 hatte Kamerun zuvor zuletzt das Kontinentalturnier ausgerichtet. Eigentlich waren die Zentralafrikaner schon 2019 als Gastgeber vorgesehen, doch der Bau der Stadien und der Infrastruktur verzögerte sich. Dann sollte es 2021 so weit sein, doch Corona kam dazwischen.

Nun ist es endlich soweit. Vier Wochen wird das Turnier dauern, 24 Teams sind dabei, gespielt wird in vier Gruppen, es gibt sechs Spielorte in fünf Städten. Am 6. Februar soll das Endspiel steigen, erneut in Yaoundé. Und ganz Kamerun hofft, dass "die unbezähmbaren Löwen" dann erneut auf dem Rasen stehen.

Termin mitten in der Saison

In Europa kommt all das nicht sonderlich gut an. Das Turnier platzt den dortigen Ligen mitten in die Saison. Die Klubs müssen ihre Spieler aus Afrika abstellen. So sehen es die Regeln des Weltverbands FIFA vor. So sorgt der Afrika Cup schon seit Jahren immer wieder für reichlich Kritik.

Manch ein Verein muss wochenlang auf seine Topstars verzichten. So ergeht es dem FC Liverpool. Teammanager Jürgen Klopp hatte die Veranstaltung angesichts des Zeitpunkts schon im vergangenen Jahr als "Katastrophe" für seine "Reds" bezeichnet.

Kritik von Klopp

Auch diesmal wirbelte Klopp mächtig Staub auf, als er anmerkte, dass für seine Superstars Mohamed Salah (Ägypten), Sadio Mane (Senegal) und Naby Keita (Guinea) im Januar noch ein "kleines Turnier" anstehe. Der Trainer bekam für seine Aussagen jede Menge Kritik. "Ich meinte nicht, dass es ein kleines Turnier ist. Ich habe nur gesagt, dass da noch ein Turnier ist. Das war ironisch gemeint. Es ist immer noch ein großes Turnier", verteidigte er sich hinterher. Liverpool verliere dadurch aber "seine besten Spieler".

Liverpools Coach Jürgen Klopp

Liverpools Coach Jürgen Klopp

Damit sind die "Reds" aber nicht alleine. Über 30 Spieler aus Englands Topliga sind für den Afrika Cup nominiert. Etwa vom FC Arsenal Nicolas Pepe (Elfenbeinküste) und Pierre-Emerick Aubameyang (Gabun), Riyad Mahrez (Algerien) von Manchester City, Edouard Mendy (Senegal) vom FC Chelsea oder Leicester-Profi Kelechi Iheanacho (Nigeria).

Respekt eingefordert

Klar, dass die englischen Medien wie in jedem Jahr nicht sonderlich positiv über den Afrika Cup berichten. In diesem Jahr ist die Kritik wegen der aktuellen Corona-Lage im Hochrisikogebiet Kamerun besonders scharf.

Das zieht ein Echo nach sich: Senegal-Coach Aliou Cisse klagte, dass Klopp den Wettbewerb "erniedrigen" würde. Auch der ehemalige Manchester-Profi Patrice Evra und Crystal Palace-Manager Patrick Vieira kritisieren fehlenden Respekt. "Ich glaube, dass der Wettbewerb mehr respektiert werden muss - denn dieser Wettbewerb ist genauso wichtig wie die Europameisterschaften", erklärte der Senegalese Viera.

"Von Rassismus geprägt"

Der ehemalige englische Nationalstürmer Ian Wright geht noch einen Schritt weiter. "Die Berichterstattung ist völlig von Rassismus geprägt", sagte er in einem Interview mit der "BBC".

Auf die Spieler werde sogar Druck ausgeübt. "Es werden Spieler gefragt, ob sie der Berufung in ihre Nationalmannschaften nachkommen werden. Stellen Sie sich vor, das wäre ein englischer Spieler, der die ‚Three Lions‘ vertritt. Können Sie sich die Aufregung vorstellen?", fragt Wright, dessen Eltern aus Jamaika stammen.

Auch die Corona-Pandemie sei kein Absagegrund. "Die Europäer haben ihre EM in zehn Ländern gespielt. Aber Kamerun als einziger Gastgeber soll jetzt ein Problem sein", so der ehemalige Arsenal-Profi.

"Warum ständig so viel Kritik?"

"Viele der derzeit besten Spieler in Europa sind Afrikaner", sagt Wright: "Wenn wir sie auf Vereinsebene lieben, warum können wir sie nicht auf internationaler Ebene lieben wie ihre Kollegen auf der ganzen Welt? Warum bekommt dieses Turnier ständig so viel Kritik?"