Italien - Wales 1:0 Trotz Pleite gegen Italiens B-Elf - Wales feiert Achtelfinaleinzug
Auch mit acht neuen Spielern in der Startelf hat Italien das letzte Gruppenspiel bei der EURO gegen Wales gewonnen. Die Waliser feierten trotzdem - sie haben das Achtelfinale erreicht.
Nach zwei souveränen 3:0-Erfolgen gegen die Türkei und die Schweiz stand die "Squadra Azzurra" schon vor dem Anpfiff des letzten Vorrundenspiels in der Gruppe A als Achtelfinalist fest. Entsprechend sah Trainer Roberto Mancini die Gelegenheit, seiner zweiten Garde samt Rückkehrer Marco Verratti nach dessen Knieproblemen die Chance zur Bewährung zu geben. Die bis dahin im Turnier beeindruckenden Manuel Locatelli und Ciro Immobile durften regenerieren, in der Abwehr fehlte beispielsweise der angeschlagene Giorgio Chiellini.
Das Bollwerk stand vom Anpfiff weg trotzdem genauso so stabil wie seit Monaten. Die Italiener neutralisierten die Wales-Stars Gareth Bale und Aaron Ramsey vollständig und ließen im ersten Durchgang nur eine gute Kopfballmöglichkeit von Chris Gunter nach einer Ecke zu - die Kugel ging aber knapp am linken Winkel vorbei (29.).
Sehenswerte Freistoßvariante
In der Offensive agierte der neue Turnierfavorit eher kontrolliert, ließ oft das Tempo vermissen und kam nur zu wenigen Gelegenheiten. So verpasste Andrea Belotti nach einem Fehlpass von Joe Morell knapp das lange Eck (27.), aus ähnlicher Position verfehlte kurz danach auch Federico Chiesa das Tor.
Dass spielerisch nicht viel funktionierte, fiel aber nicht groß ins Gewicht, weil ein Standard überragend war. Verratti schlenzte in der 39. Minute einen Freistoß auf den kurzen Pfosten, wo Matteo Pessina perfekt einlief und den Ball gegen die Laufrichtung von Wales-Keeper Danny Ward zum 1:0-Endstand verwertete.
Bernadeschi trifft Aluminium
Auch im zweiten Durchgang leisteten sich die Waliser viele überflüssige Fouls, die Schiedsrichter Ovidiu Hategan aus Rumänien konsequent ahndete. Beinahe wäre Federico Bernadeschi schon in der 53. Minute die Vorentscheidung gelungen, doch sein Freistoß aus 26 Metern knallte an den linken Pfosten.
Innovativer Freistoßtrick wird nicht belohnt
Ähnlich wie beim 1:0 hatten sich die Italiener auch hier eine spezielle Variante ausgedacht: Jeweils vor und hinter der Freistoßmauer der Waliser hatten sie auch noch eine aufgebaut, unmittelbar vor der Ausführung dann aber die hintere wieder aufgelöst, um keine Abseitsposition zu riskieren.
Rot für Ampadu nach bösem Tritt
Von Wales kam offensiv weiter wenig und sie hörten nicht auf, sich das Leben selbst schwer zu machen. Im Niemandsland des Mittelfeldes trat Ethan Ampadu in der 55. Minute mit den Stollen und gestrecktem Bein in das Sprunggelenk von Bernadeschi, Schiri Hategan hielt ihm dafür sofort und richtigerweise die Rote Karte hin.
Für den Spielverlauf war das kontraproduktiv, Italien riegelte anschließend die Defensive noch mehr ab, Wales kam kaum mehr gefährlich über die Mittellinie.
Eine Viertelstunde vor dem Ende hätte Bale aber zum Helden werden können: Bei einem lang über die Abwehr geschlagenen Freistoß hatte sich der Kapitän der Waliser im Rücken der Gegenspieler davongeschlichen, setzte aber seinen Volleyschuss völlig freistehend weit über das Tor von Gianluigi Donnarumma.
Mancini wechselt den Torwart
Letztlich blieb Bales Fehlschuss aber ungestraft, weil die Schweiz im Paralellspiel nicht hoch genug gegen die Türkei gewann. Die Italiener spielten bis zum Abpfiff weiter ihren Stiefel herunter, nur Andrea Belotti hatte noch zwei ordentliche Abschlüsse.
Kurz vor dem Ende wechselte Mancini dann sogar noch seinen Torhüter aus und verhalf Salvatore Sirigu zu einem Turniereinsatz. Ob das so dem guten Geschmack entspricht und nicht den Gegner ein wenig vorführt, muss der Trainer selbst wissen - die Waliser feierten jedenfalls am Ende trotzdem.
"Die sind alle gut"
Die Italiener treffen im Achtelfinale im Wembley-Stadion auf Österreich oder die Ukraine. "Besser hätte es gar nicht laufen können", sagte Mancini, "wir hätten nur noch ein Tor mehr machen können." Über seine vielen Wechsel inclusive des Torwarttauschs am Ende meinte er: "Das hat nicht viel verändert, meine Jungs sind alle gut und wissen, was sie machen müssen." Bale freute sich: "Wir sind müde, aber stolz. Wir sind Zweiter, das ist richtig klasse."