Schwache Leistungen beim 2:2 gegen Ungarn Gündogan und Sané - die Rätsel

Stand: 24.06.2021 15:00 Uhr

Was ist los? Diese Frage stellte sich beim Remis der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn im Allgemeinen. Bei Ilkay Gündogan und Leroy Sané scheint es ein grundlegenderes Problem zu geben.

Hinter Ilkay Gündogan bot sich eine Fläche an, die kleiner als das Saarland, aber immer noch groß genug war, um aufzudrehen, wie die Fußballer sagen. Er hätte den Ball annehmen, sich drehen und in Richtung des ungarischen Tores treiben können, um diesen seltenen Moment der Freiheit auszunutzen.

Gündogan ist ein Spieler, der das Spielfeld mit Schulterblick scannt, der Räume erkennt. Am Mittwoch (23.06.2021) ließ er den Ball in der beschriebenen Szene klatschen, wie die Fußballer sagen. Er spielte den direkten Rückpass, gab den Ungarn somit Zeit, den Raum zu schließen.

What's wrong?

"What's wrong?", fragen sie in dem Land, in dem Gündogan seine vielleicht beste Saison spielte, mit Manchester City Meister wurde, 13 Tore in 28 Spielen der Premier League schoss, die längere Ausfallzeit seines Kollegen Kevin De Bruyne auf höchstem Niveau nahezu vergessen ließ.

"Was ist los mit dir?", fragen sie in dem Land, für das Gündogan derzeit bei der EURO 2020 spielt. Angeblich ist es derselbe Gündogan wie der aus Manchester, aber wer ihn in München so sah, bekam spätestens gegen Ungarn Zweifel.

Er war nur dabei, irgendwie, spielte Pässe ohne Risiko, blieb dem Tor der Ungarn fern, obwohl es doch dringenden Bedarf gegeben hätte, mit mindestens einem der beiden "Sechser" Kroos und Gündogan den Angriff zu unterstützen.

Bundestrainer Joachim Löw stellte in der Pause um, von einem 3-4-3-System auf ein 4-3-3. Joshua Kimmich rückte neben Kroos, Gündogan schob eine Position nach vorne auf die "Zehn". Es brachte nichts. Nach 58 Minuten, null Torschüssen, null Torvorlagen, null Torschussvorlagen, null weiten Pässen und einer Gelben Karte musste Gündogan vom Platz.

Er schien ein bisschen angeschlagen zu sein, aber auch ohne den Zusammenprall zuvor wäre die Auswechslung gegen Leon Goretzka, den späteren Torschützen zum 2:2, folgerichtig gewesen.

Bis heute ist offen, warum Gündogan das Abschlusstraining vor dem Finale in der Champions League abbrach. Gegen den FC Chelsea lief er im Endspiel von Porto auch nur mit. Das 0:1 war bereits seine zweite Niederlage in einem Finale der Champions League. Eine große Enttäuschung, eine Blessur, die ihn hemmt, ein simpler Formabfall, der auch immer mal nach einer anstrengenden Saison passieren kann? Die Frage, was mit Ilkay Gündogan los ist, bleibt für Außenstehende offen.

Flankenschuss ins Nichts

Ein Rätsel bildet auch Leroy Sané. Eine Szene reicht auch hier, um es aufzuzeigen. Deutschland hatte zum 2:2 ausgeglichen, war glücklich, das Achtelfinale mit Ach und Krach erreicht zu haben. Plötzlich war aber sogar noch der Gruppensieg möglich.

Ein Konter gegen die aufgerückten Ungarn lief über die rechte Seite. Es war überhaupt kein Problem für Sané, seinen Gegnern zu enteilen, aber der präzise Flachpass nach innen überforderte ihn. Heraus kam eine halbhohe Flanke, die eher die Bezeichnung Schuss verdient gehabt hätte.

Nur ein Fragezeichen

Was ist los mit Leroy Sané? Löw hatte ihn erstmals bei der EURO 2020 in die Startelf berufen. Er hatte ihn Timo Werner vorgezogen, auch einem Goretzka. Sané für den angeschlagenen Müller war der einzige Wechsel in der Startformation gewesen. Das war ein bisschen überraschend.

Es war ein Vertrauensbeweis, aber auch die Aufforderung des Bundestrainers: Zeig' jetzt, wozu du in der Lage bist. In den Wochen der Vorbereitung mit Testspielen, auch nun während des Turniers drängte Sané nicht in die Mannschaft. Zumindest in den Trainingsminuten, die von Reportern beobachtet werden dürfen, wirkte der Profi des FC Bayern ohne Elan, spulte das Programm pflichtgemäß an.

Hoffnung auf den einen Moment

Das Vertrauen Löws hielt gegen Ungarn bis zum Schlusspfiff an. Sané blieb auf dem Platz. Es muss die Hoffnung auf diesen einen genialen Moment gewesen, zu dem der Münchner jederzeit in der Lage scheint. Aber den gab es bei Sané nicht. Den hatte sein Mannschaftskollege Jamal Musiala, 18 Jahre alt.

Null Torschüsse, null Torvorlagen, zwei Torschussvorlagen, eine Quote erfolgreicher Pässe von gut 87 Prozent und sogar 62 Prozent gewonnener Zweikämpfe sind Zahlen, die sehr ordentlich für einen Offensivspieler wie Sané aussehen, aber der Gesamteindruck ergab nur ein Fragezeichen.